Von Luthern nach Zell LU
Marschzeit 3h30min
Strecke 12.4 km auf 426 m ab 623 m
Karte/n 1:50'000 234T / 244T
Anforderung:
Lutrun wurde 1275 erstmals schriftlich erwähnt in einer Liste der Besitztümer der Diözese von Konstanz. Ja, damals verwalteten solche Diözesen und Bistümer noch recht weitschweifige Ländereien! Nicht weit vom Dorf steht die Wallfahrtskirche Maria-Heilbronn. Die Siedlung mit Kurhaus heisst heute Luthern-Bad. Vor diesem Hintergrund kann guten Gewissens gesagt werden, dass der Ortsname nichts mit dem Reformator Luther zu tun haben kann.
Meine Tour beginnt bei der stattlichen Kirche im Zentrum von Luthern und steigt gleich in östlicher Richtung zur Kante an der recht stotzigen Talflanke. Auf der Churzhubelegg befindet sich ein Vermessungspunkt. Er bietet eine schöne Aussicht zurück nach Luthern hinab, von wo ich eben herkam, aber auch talauswärts nach Norden.
Der Wanderweg müht sich in unzähligen Schlenkern recht erfolgreich gegen die Benutzung des Fahrsträsschen und offenbart damit die sehr kleinräumig gegliederte Landschaft hier im Napfgebiet. Hügel und Schrunsen wechseln sich ab mit Gräten, Mulden und Kanten. Obwohl da und dort eine Waldparzelle auszumachen ist, wandere ich mehrheitlich an der Sonne, aber es geht ja immer leicht abwärts.
Ab der Bösegg laufe ich auf dem Strässchen, die Menschen da oben wären sonst ja auch gar von der Zivilisation abgeschnitten. Hier stehen für lange Zeit der Route die letzten Häuser am Weg, obschon links und rechts etliche einsame Höfe zu sehen sind.
Der Salberig ist einen kurzen Abstecher wert. Er bietet eine überraschende Sicht auf meinen Weg bis hierher und auf mein Tagesziel weit unten an der Bahnlinie. Ganz weit hinten ist sogar die Dampffahne des Kraftwerkes Gösgen auszumachen. Wieder auf der Route treffe ich bald auf das Strässchen, das mich nicht mehr los lässt. Es führt vorbei an einem riesigen Kieswerk, das dem munteren Bächlein, das mich von Oberwil begleitet hat, das Wasser abgräbt. Gegenüber liegt die fast flache Zeller Allmend. Schliesslich finde ich beinahe geradewegs zur Bahn-Haltestelle in Zell.
Die Luthern entspringt auf der Trachselegg an der nordwestlichen Flanke des Napf. Sie hat sich ein Tal geschaffen, das sich etwas über 15 KIlometer weit fast exakt nach Norden zieht, bevor es sich ab Zell in einigen Richtungswechseln nach Nebikon fortsetzt. Dort vereinigt sich die Luthern mit der Wigger.
Die Landschaft ist geprägt durch die Jahrhunderte lange Land- und Holzwirtschaft. Kleine Weiler und viele Einzelhöfe liegen verstreut in der Gegend. Während unten auf dem Talboden noch Ackerbau möglich ist, beschränken sich die Betriebe auf den Hügeln auf die Viehzucht und Milchwirtschaft.
Viele der heute ansässigen Familien sind aus dem Entlebuch über den Napf ins Lutherntal eingewandert. Dies lässt sich anhand der verbreiteten Familien-Namen schliessen. Auffallend häufig kommen Bieri, Lustenberger und Zemp vor. Offenbar hat dies nicht zuletzt mit Erbfolge-Problemen bei kinderreichen Familien im Entlebuch zu tun. Der häufigste Name ist Birrer, der wohl in der frühen Neuzeit von Bircher abgeleitet wurde.
Fehlende Arbeitsplätze, lange Wege und ein hoher Steuerfuss haben in den letzten Jahren hier zu einem Einwohner-Rückgang geführt. Die vom Kanton Luzern eingeführte Finanzordnung entzieht den eher schwächeren Gemeinden den ohnehin engen finanziellen Spielraum. Folglich müssen die, welche ihre Heimat bereits einmal verlassen mussten, wieder auswandern. Die Gemeinde Luthern lässt kaum etwa unversucht, diesen Trend aufzuhalten. 2008 fand im Dorf eine Konferenz über das Pilotprojekt Gemeinde-Entwicklung am Beispiel Luthern statt. Dabei geht es um die Aufwertung des Tales auch im touristischen Bereich. Der Förderverein Luthern Bad versucht, den Wallfahrtsort mit der wunderschönen Wallfahrtskirche attraktiver zu machen. Ein in der heutigen säkulare Gesellschaft kein leichtes Unterfangen!
Nachdem der gichtkranke Bauer Jakob MInder auf den Rat der Mutter Gottes an Pfingsten 1581 an dieser Stelle nach Wasser gegraben hatte, um darin zu baden, eilte die Botschaft seiner Genesung in Windeseile aus dem Tal in die weite Welt. Damals besuchten Tausende den heiligen Ort.