Von Brunegg zum Wildegg
Marschzeit 2h
Strecke 6.2 km auf 268 m ab 340 m
Karte/n 1:50'000 225T
Anforderung:
Die Bünz fliesst durch das Freiamt, mehr oder weniger parallel zur Reuss, und mündet nach 26km, durch die Hügelkette bei Möriken getrennt von dieser, bei Wildegg in die Aare.
Ich starte meine Tour über den Chestenberg in Brunegg, das bei der Durchfahrt auf der A1 auf der Höhe der Ausfahrt Mägenwil kaum wahrgenommen wird. Dennoch erreicht man es leicht mit dem Bus.
Aus der Dorfmitte steigt der Wanderweg sofort recht stotzig bergwärts und erreicht nach einer weiten Kehre nach Westen schliesslich doch das stolze Schloss. Es thront auf einem Felsensporn gute hundert Meter über dem Tal und kontrolliert sowohl die erwähnte Autobahn als auch die Eisenbahnlinie von Baden nach Bern.
Nach einer aussichtsreichen Atempause ziehe ich weiter auf dem Kamm des Chestenberges. Der Weg steigt nochmals 100 Meter, aber jetzt ganz sachte. Kurz vor dem höchsten Punkt steht ein Funkturm, der die Umgebung wahrscheinlich mit der Tagesschau versorgt. Vielleicht ist die Antenne auch zuständig für den Funkverkehr mit dem Flugplatz im Birrfeld. Heute herrscht dort ein reger Verkehr.
Auf der anderen Seite des Hügels liegen Möriken und etwas weiter Lenzburg mit dem markanten Schloss auf dem Felsgupf hinter dem Römischen Theater. Die fünfeckige Justizvollzugsanstalt muss ich jedoch im Häusermeer suchen, obwohl der eigenartige Bau eigentlich sofort ins Auge springen müsste.
Am westlichen Ende des Rückens teilt sich der Weg, und ich wähle den linken Ast. Er führt mich fast geradewegs zum stattlichen Schloss Wildegg, das dank seines Standortes gut zu erkennen ist. Die Anlage wirkt noch heute stolz und gebieterisch und hat eine Pause zum Hinschauen verdient.
Am bescheidenen Rebhang vorbei gelange ich hinunter zum Strassenkreisel und den beiden Brücken über die Bünz und den Aabach, welche kurz darauf zusammen und in die Aare fliessen. Zum Bahnhof sind es jetzt nur noch etwa hundert Meter.
Seit dem Jahre 2011 gehört das Schloss knappe 100 Meter oberhalb der Bünz auf dem felsigen Sporn der westlichen Flanke des Chestenberges dem Kanton Aargau.
In der ersten Hälfte des 13. Jhds. liessen die Habsburger durch ihre Vögte und Dienstmannen hier eine Burg errichten, von der aus sie die südwestliche Ecke ihres Herrschaftsgebietes überwachen und kontrollieren konnten. Der Standort ist strategisch geschickt gewählt und als Zeichen der Macht weitherum sichtbar.
In einer Urkunde taucht die Anlage erstmals im Jahre 1242 auf. Es wurde damals von Habsburgs Truchsessen und den Ministern von Wildegg bewohnt. Diese starben jedoch jedoch bald aus, sodass sie 1340 an Johann I. von Hallwil überging. Nach etlichen Handänderungen und verschiedenen Lehensvergaben, zog Bern das Lehen zurück und verkauften gegen Ende des 15. Jhrds. das Patronat und die Niedere Gerichtsbarkeit zu Holderbank und Möriken an den Brugger Kaspar Effinger.
In dieser Familie blieb der Besitz über mehrere Generationen und wurde weiter vererbt. 1552 schlug während eines heftigen Gewitters der Blitz in die Burg. Sie brannte bis auf das steinerne Mauerwerk aus und war über Jahre nicht mehr bewohnbar. Nach dem Wiederaufbau erstrahlte sie wieder in alter Pracht, wurde jedoch ab 1684 zu einem Wohnschloss in barockem Stil umgebaut. Weitere 200 Jahre später erhielt sie eine Erweiterung durch das angebaute Erlacherhaus.
Julie von Effinger verstarb 1912 ohne Nachkommen. Deshalb vermachte sie den Besitz mit Gebäuden, Einrichtung und den umliegenden Ländereien dem Landesmuseum zur Verwaltung. In der Folge wurden die Bauten für den Museumsbetrieb vorbereitet. Dazu gehörte auch die Sichtung und Archivierung der unzähligen Zeugnisse und Schriftstücke aus mehreren Jahrhunderten. Diese Sammlung übernahm das Staatsarchiv Aargau.
Gleichzeitig ging das ganze Schloss an eine durch den Kanton eingerichtete Stiftung, die seither auch den Museumsbetrieb sicherstellt. Für die Finanzierung wurde vom Parlament ein jährlicher Beitrag beschlossen.