Von Baden AG nach Turgi
Marschzeit 2h
Strecke 7.4 km auf 179 m ab 215 m
Karte/n 1:50'000 215T
Anforderung:
Baden, für die meisten eine typische Industriestadt, liegt auf der Innenseite des scharfen Knicks, den die Limmat an dieser Stelle vollführt. Auf der Fasthalbinsel gibt es jedoch auch die Reha-Klinik, welche anschliesst an die weitherum bekannte Bäderkultur der letzten Jahrhunderte.
Ich wende mich beim Bahnhof nach Süden und erklimme die stotzige Hügelzunge mit der Burgruine Stein und der erhalten gebliebenen St-Nikolaus-Kirche. Der Blick hinab auf das Gewusel der Altstadt und hinüber nach Wettingen und Ennetbaden ist gewaltig und fast erschütternd.
Auf dem Rücken geht’s nun weiter bergan, am Hundsbuck vorbei zum Ausflugsrestaurant Baldegg. Der hauseigene Aussichtsturm steht in Konkurrenz zum besteigbaren Wasserturm wenige Meter daneben. Die paar Treppenstufen eröffnen nochmals einen traumhaften Ausblick bis weit über das Mittelland.
Nach einer gepflegten Mahlzeit ziehe ich weiter auf schmalem Pfad durch den Wald Müsere hinüber zum Schwabenberg. Der Gutshof steht abseits der Hektik in einer weiten Lichtung. Ich wende mich jedoch sogleich wieder den Bäumen zu.
Den höchsten Punkt des Chörnlisbergs lasse ich rechts liegen und folge dem markierten Hornweg Richtung Westen. Aus den vielen Wipfeln ertönt das Summen Tausender Insekten, hingegen scheinen die Vögel ihr mittägliches Nickerchen zu machen. Nur ein paar Eichelhäher haben mich entdeckt und krächzen unüberhörbar laut.
Horn heisst die Felsnase über dem Zusammenfluss von Aare, Reuss und Limmat mit den Orten Birmensdorf, Brugg, Gebenstorf, Turgi, Untersiggenthal und Windisch (alph. geordnet). Sie bietet ein letztes Mal einen Überblick über die zergliederte Landschaft. Sie lässt auf emsiges Treiben schliessen. Von hier senkt sich der Weg in weitem Zickzack über die Nordflanke des Hügels steil hinunter.
Dort erwarten mich die Kantonsstrasse und „dahinter“ die Bahnlinie mit der Verzweigung nach Waldshut, sowie der Station Turgi.
Die Stadt Baden mit knappen 20’000 Einwohnern liegt in einer Klus, durch die sich die Limmat auf dem Weg zu ihrer Mündung in die Aare bei Windisch zwängt. Im Osten steigt die langgezogene Lägern bis auf gute 800müM. auf und gegenüber erheben sich der Chrüzliberg und der Schlossberg.
Das Limmattal bot schon Menschen in der mittleren Steinzeit, also rund 10’000 Jahre v.Chr., eine Heimat. Aus zahlreichen Funden geht hervor, dass sie wohl vorwiegend vom Fischfang, aber auch von der Rotwildjagd gelebt haben. Erst tausend Jahre später entwickelte sich in der Region ein wachsender Siedlungsraum. Aus dieser Zeit stammen gefundene Steinbeile, Handspindeln sowie Keramikgefässe oder deren Scherben.
Etwa im 2. Jrhd. v.Chr. liessen sich keltische Gruppen der Helvetier hier nieder, welche vermutlich in den Berichten De bello Gallico von Julius Caesar gemeint waren. Er liess auf dem Gebiet des heutigen Windisch das Legionslager Vindonissa errichten. Bald entdeckten die Legionäre die heilendes Thermalwasser spendenden Quellen am Flussknie der Limmat und bauten die ersten Badeanlagen Aquae Helveticae.
In den kriegerischen Auseinandersetzungen während des sogenannten Vierkaiserjahrs wurde die Anlage als Strafaktion gegen die Helvetische Miliz niedergebrannt. Die wieder aufgebaute Einrichtung erlebte allerdings von den rebellierenden Alamannen immer wieder Überfälle und Plünderungen, weshalb sie im 1. Jhrd. n.Chr. aufgegeben wurde.
Nach dem Abzug der Römer im 5. Jhrd. liessen sich die Alamannen nicht zweimal bitten und liessen sich endgültig nieder, wie zahlreiche Gräberfunde bezeugen. Auf der Felsnase des Schlossberges entstand noch vor der Jahrtausendwende die Burg Stein. Als Bauherr werden die Grafen von Nellenburg vermutet. Sie herrschten damals über den Zürichgau, der aber später den Grafen von Lenzburg zugesprochen wurde. Noch später gelangte das Anwesen an die Grafen von Kyburg. Ihre letzte weibliche Erbin geriet unter die Vormundschaft der Habsburger, welche die Burg samt der Stadt Baden kurze Zeit später übernahmen.