Von Niederweningen nach Zurzach
Marschzeit 4h
Strecke 15.9 km auf 318 m ab 430 m
Karte/n 1:50'000 215T
Anforderung:
Eetel? - noch nie gehört oder gelesen? Ging mir auch so vor der Wanderung von Niederweningen nach Zurzach.
Ich starte also die etwas lange, aber lohnende Route bei der Endstation der Bahn im Tal der Surb, das aber Wehntal heisst. In nördlicher Richtung wandere ich bis zur Gabelung des Wanderwegs und schwenke dort nach Westen, also links. Durch die Häuser aller drei Schneisingen gelange ich zum Wald und somit in den willkommenen Schatten.
Nach einem seltsamen Schlenker folge ich dem Waldsträsschen und kann mich getrost der Landschaft widmen, den Bäumen und Kräutern, den Stimmen der Vögel und anderer Geräusche - es gibt keine orientierungstechnischen Probleme, denn ich verlasse die eingeschlagene Richtung nicht. Immer wieder öffnet sich der Blick zwischen den Stämmen hindurch hinab ins weite Tal mit dem stattlichen Ort Lengnau. Die Surb sammelt fleissig Wasser aus zahlreichen Bächen zu beiden Seiten.
Nach 2km und etlichen Waldhütten stosse ich auf eine Wegkreuzung, bei der sich zwei Wanderrouten begegnen. Meine führt weiter durch den Althau und dann im weiten Bogen um die Siedlung Vogelsang herum zum Rehweidhof. Erst im Güllehau schwenkt sie wieder ein in die allgemeine Richtung Nord. In einigen Kehren und Wendungen erreiche ich die etwas tiefer liegenden Häuser von Ober Baldingen.
Um die asphaltierten Strässchen zu meiden, beschreibt der Weg wilde Zacken und schlägt Haken wie ein angstvoll flüchtender Hase. Über die Spornegg geht’s hinab zum Eichhof, dann durch das Musital und am grossen Steinbruch vorbei in den Schachewald. Nach dem Abstieg zum Vumberg ziele ich wieder aufwärts zum Funkturm über der steilen Halde beim Zurzacher Neubauquartier. Jenseits der Bahnlinie liegt ein Sumpfgebiet neben dem Sodaquartier - was für ein Gegensatz! Und jenseits der Strasse fliesst der Rhein.
Mein Weg weicht dem stotzigen Abstieg vom Chänzeli aus und zeichnet einen weiten Umweg. Schliesslich stosse ich bei der Holzwis auf die Strasse von Tegerfelden, die mich durch das eng gebaute Zentrum zum Bahnhof führt.
Um zu unterstreichen, dass der Flecken vorallem wegen des Thermalbades weit über die Landesgrenze hinaus als beliebte Touristendestination bekannt ist, führt er seit 2006 den Zusatz Bad im Ortsnamen.
Bereits vor rund 5000 Jahren, also während der Jungsteinzeit, war das Gebiet des heutigen Zurzach bewohnt. Auch aus der Bronzezeit existieren zahlreiche Funde, und die Kelten unterhielten hier eine Siedlung namens Tenedo, was durch Gräberfunde unter der Hauptstrasse bestätigt werden kann. Und wie es in der Geschichte unserer Region so ging, liessen sich auch die unvermeidlichen Römer hier nieder. Sie unterwarfen nach dem Sieg in der Schlacht von Bibracte das gesamte Mittelland bis zum Rhein, der eine zeitlang die Grenze deren Reich markierte.
Tenedo wuchs zu einem bedeutenden Militärstützpunkt nahe der Legion in Vindonissa. Beim Himmelrych, dem Standort des heutigen Schlosses Zurzach, wurden Spuren und Überreste eines Militärlagers entdeckt. Dessen Versorgung wurde durch den Vicus, einen römischen Gutshof mit Landwirtschaft und Handwerksbetrieben, in der Nähe der Entwiesen sicher gestellt. Dieses Quartier wurde im Jahre 265 durch ein verheerendes Feuer zerstört.
Eine Brücke über den Rhein in der Nähe des jetzigen Überganges zur Verbindung mit dem Lager in Dangstetten wurde durch ein Doppelkastell bestens bewacht. Dass die Bezeichnung Tenedo auf das moderne Tiengen hinweisen soll, konnte eindeutig widerlegt werden. Bestätigt ist hingegen das Wirken der Heiligen Verena in Zurzach, die aus Ägypten in die heutige Schweiz gereist war, wo sie als Christin verfolgt und eingesperrt wurde. Nach ihrer Freilassung zog sie aareabwärts und pflegte in Tenedo Arme und Kranke. Das Verenamünster, eine Wallfahrtskirche, soll an ihre Barmherzigkeit erinnern.
Durch Wallfahrten zur Heiligen Verena entstand etwa im 7. Jhd. eine benediktinisches Kloster, das Kaiser Karl III. seiner Gemahlin verlieh. Nach dessen Tod ging es an der Kloster Reichenau, das über den Resten der Grabkirche ein frühromanisches Gotteshaus bauen liess. Dadurch entwickelte sich Zurzach zu einem weit herum bekannten religiösen Treffpunkt, dem auch Könige aus dem Burgund die Ehre erwiesen.