Von Aarwangen nach Oberbuchsiten
Marschzeit 3h
Strecke 7.8 km auf 611 m ab 576 m
Karte/n 1:50'000 233T / 224T
Anforderung:
Der Oberaargau gehört, anders als man erwarten könnte, zum Kanton Bern. Einer der ältesten Übergänge über die Aare besteht seit Jahrhunderten bei Aarwangen und diente einem regen Handel. Heute teilt sich die Strassenbrücke den Platz mit der Eisenbahn ASm.
Vom Strassenkreisel bei der Station Aarwangen startet mein Wanderweg und führt mich durch das Neubauquartier Riedgasse zur ARA am südlichen Ufer der Aare. Dem Waldrand entlang geht’s zum Wehr des Kraftwerks Oberwynau, über die Staumauer kann ich einen kurzen Abstecher auf die andere Seite machen, um die Einrichtung wenigstens von aussen genau anzuschauen.
Zurück auf der Südseite wandere ich weiter dem Ufer entlang bis zur Fähre Fahr. Unterwegs begegne ich im Ufergehölz vielen Vogelarten, die sich dem Leben am und mit dem Fluss bestens angepasst haben. Die Überfahrt mit dem antriebslosen Boot am Seil benötigt nur wenige Minuten.
Mitten durch den Ort Wolfwil zieht der Wanderweg sein Zickzack-Muster Richtung Waldegg, wo ich die erste Abzweigung nach links nicht verpassen sollte. Ansonsten droht eine „Strafrunde“.
So erreiche die Höhe des Schlosshubel. Das Strässchen verläuft wie mit der Schnur gezogen am Niderban vorbei durch den ganzen Wald zur Allmend, einer Siedlung, die zu Niederbuchsiten gehört. Sie liegt am Nordhang des breiten Tales der Dünnern.
Nach einem leichten Knick durchzieht der Weg das weite Feld, man könnte den Kompass nach ihm justieren! Den Ortskern von Niederbuchsiten lasse ich buchstäblich links liegen und gelange durch das Quartier Dünkelhärd zur Überführung über die A1 und gleich dahinter des Dünnernbachs. Hier scheint alles gerade gezogen, selbst der Bach musste sich der Autobahn anpassen.
Etwa 400m später stehe ich vor den schnurgeraden Gleisen der Bahn. Die Station erreiche ich durch die Unterführung, aber es werden nicht alle Züge hier anhalten.
Das unübersehbare Schloss von Aarwangen war einst Sitz der Herren von Aarwangen, just beim Übergang über die Aare gelegen. Damit liess sich der Warenverkehr auf der Strasse bestens kontrollieren. Die Aarwanger waren zwischen den Jahren 1200 und 1350 Ministerialen der Grafen von Neu-Kyburg und starben danach aus. Ihre Hinterlassenschaft kam als Erbe an die Freiherren von Grünenberg.
Die ersten Vertreter der Adelsfamilie, Burkhart und seine Tochter Ita von Aarwangen, lebten um die Jahrhundertwende des 12. und 13. Jrhds. Burkharts Sohn Walter leistete dem König Rudolf I. von Habsburg Gefolgschaft und erhielt dank seiner mutigen Taten anlässlich der Schlacht auf dem Marchfeld in Jahre 1278 von diesem den Ritterschlag.
Gute 30 Jahre später überschrieb ihm Rudolf III. von Neuburg Nidau alle „liegenden Güter“, also Wiesen, Weiden, Äcker und Wälder, im Amte Bipp und obendrein noch den Zoll sowie die Brücke von Aarwangen als Lehen. Offensichtlich war ihm der Graf äusserst gut gesinnt, setzte er ihn doch nach wenigen Jahren gar noch als Schultheissen der stolzen Stadt Burgdorf ein. So bestätigt und gestärkt, wohl auch finanziell, machte sich Graf Walter an den Bau eines Turmes zum bestehenden Schloss. Dessen Holz wurde gemäss dendrochronologischer Untersuchung (Zählung der Jahrringe) schon 1265 geschlagen.
Sein Sohn Johann stand dem Hause Habsburg ebenfalls recht nahe, demzufolge wurde zum Landvogt im Aargau ernannt. Völlig überraschend übergab er 1339 seine Güter und seine Besitztümer der Enkelin Margarethe von Kien, die mit Petermann I. von Grünenberg verheiratet war und Tochter von Verena und deren Gatten Philipp, Schultheiss von Bern. Er hatte das säkulare Leben satt und vertauschte das Schwert gegen die Mönchskutte.
Johann trat in das Kloster St. Urban ein, um Gott näher zu sein. Aber in der Klosterzelle fand er die gesuchten Antworten auf den Sinn des Lebens auch nicht, weshalb er sich mit sechs Begleitern, allesamt Brüder aus dem Kloster, in eine Eremitenklause im Entlebuch zurück zog. Im Winter des frühen Jahres 1350 verstarb er dort als letzter seines Geschlechts.