Von Muri AG nach Bremgarten
Marschzeit 3h
Strecke 12.6 km auf 132 m ab 189 m
Karte/n 1:50'000 225T
Anforderung:
Beim Blick auf die Karte meine ich, die weiten Schleifen, welche die Reuss vor Jahrtausenden in das weite Tal südlich von Bremgarten gezeichnet hat, noch heute zu erkennen. Hier liegt die ruhige Fläche des Flachsees zwischen (noch) grünen Auenwäldern.
Bei Muri AG verlasse ich den Zug und durchschreite den stolzen Sportplatz, bevor ich dem Rüeribach entlang und an der ARA vorbei zum Flecken Hasli gelange. Der Weiler zwischen der Bannegg und dem Wyliwald und scheint die herrschende Ruhe zu geniessen.
An der westlichen Talflanke schmiegt sich Althäusern an den von früheren Hochwassern geschützten Hang. Bei Gizlen stosse ich auf einen Sumpf, wahrscheinlich die Reste eines Altlaufs und bald darauf ans Ufer der heutigen Reuss.
Auf der linken Flussseite ziehe ich nun nordwärts. Zu meiner Linken eine weiträumige und teilweise geschützte Moorlandschaft und auf der anderen Seite die gemütlich dahin ziehende Reuss.
Nach der Brücke mit dem grossen Parkplatz bin ich zu Fuss sogar schneller, als das Wasser, denn hier weitet sich das Flussbett zum Flachsee. Ich bleibe der westlichen Seite treu und geniesse den Schatten des Waldes. Anstelle von Verkehrslärm quaken Frösche und pfeifen, gurren oder flöten die Vögel im Geäst und auf dem Wasser.
Nach einer halben Stunde hätte ich die Gelegenheit, mit einer Fähre auf die andere Seite zu wechseln. Über den Dominilochsteg könnte ich wieder zurückkehren, um dem bescheidenen Benediktinerkloster in Hermetschwil einen kleinen Besuch abzustatten.
Noch fehlen anderthalb Kilometer bis zur ersten Schleife des Flusses, dessen Wasser etwas weiter unten schon wieder Strom erzeugen muss. Aber ich habe bereits vorher über einen kurzen, aber stotzigen Aufstieg die Hochebene von Bremgarten-West erklommen, um bei der nahen Haltestelle auf den Zug der S17 zu warten.
Die Benediktinerinnen-Abtei von Hermetschwil bei Bremgarten wurde am Ende des 12. Jrhds. gegründet und ist dem Heiligen Martin geweiht.
In der Zeit der Helvetischen Republik erhielt das Kloster keine finanzielle Unterstützung mehr, obwohl die meisten Nonnen aus dem Landadel oder dem Bürgertum stammten. Zudem verlor es die Niedere Gerichtsbarkeit. Der Kanton Aargau hob 1841 das Kloster sogar ganz auf, machte diesen Entscheid allerdings auf Drängen der Tagsatzung zwei Jahre später wieder auf. Erst im Zuge des Kulturkampfes zwischen der Eidgenossenschaft und dem Vatikan wurde das Kloster geschlossen. In den bestehenden Räumlichkeiten entstand ein Kinderheim.
Nach der Versteigerung kauften die Nonnen einen Teil der Anlage zurück, mussten jedoch auf die Aufnahme von Novizinnen verzichten und die Zurückstufung der Abtei zum Priorat hinnehmen. Der Konvent wurde ins Kloster Habsthal in Württemberg verlegt.
Erst ab 1985 leitet wieder eine Äbtissin die Gemeinschaft von einem Dutzend Nonnen. Diese widmen sich hauptsächlich sozialen Aufgaben und versuchen den Weiterbestand des Klosters zu erhalten. Juristisch besteht zwischen Hermetschwil und Habsthal keine Verbindung mehr.
Die Ringmauer in der Form eines Trapezes grenzt die Anlage gegen alle Seiten ab. Die schmucklose Kirche aus der späten Gotik ist Teil dieser Mauer und steht über der steil abfallenden Senke gegen den Fluss hin zusammen mit dem angelehnten Konventgebäude. Der Klosterhof wirkt dank seiner verwinkelten Anlage viel kleiner, als er tatsächlich ist.
Gegenüber steht die ehemalige Klosterscheune sowie die ehemalige Bäckerei, in welcher auch die Oblaten für die Messe gebacken wurden. Weiter finden wir noch den Turm, der das Archiv beherbergt, den Zehntenspeicher und das einstige Gästehaus.
Die meisten dieser Gebäude entstanden während der Blütezeit des Klosters im frühen 17. Jrhd. unter der Äbtissin Maria Anna Brunner. Sie entstammte einer Glarner Ratsherrenfamilie, und sie brachte es fertig, trotz der teuren Renovierung und Erweiterung der Anlage, einen Gewinn zu erwirtschaften.