Von Langnau (Emmental) zur Lüderenalp
Marschzeit 3h30min
Strecke 9.9 km auf 767 m ab 309 m
Karte/n 1:50'000 244T
Anforderung:
Genau genommen führt diese Route nicht durch den Gohlgraben, sondern über den Hohgrat, der später Kammergrat heisst, und dann noch Rämisgrat genannt wird. Für eine Überschrift scheint mir das zuviel der Worte, denn auf dem ganzen Weg begleitet mich das Flüsschen Gohl. Zugegeben, gegen den Schluss ist es die Mümpach,ein Zufluss der Gohl, aber das muss ich ja niemandem auf die Nase binden!
Ausgangspunkt der Tour ist der Bahnhof in Langnau im Emmental. Der Weg führt mich quer durch das Gewusel von Häusern in Richtung Spital oben am Hang. Unter diesem vorbei erklimme ich den Hubel und schätze bald an den Stöckere vorbei den Schatten des Hohbergwaldes, denn es geht stetig aufwärts. Der Weg verläuft nun Richtung Norden und das wird sich nicht mehr wesentlich ändern. Immer wieder treffe ich auf verschiedene Fahrsträsschen. Irgendwie muss der Postbote ja die verstreuten Höfe bedienen!
Da der Weg selten auf der Hügelkrete verläuft, ist mir der Blick hinab in den Gohlgraben verwehrt, aber zur anderen Seite hin ist da ja noch der Frittebachgrabe. Schon das Wort riecht irgendwie nach heissem Öl! Ob im Frittebach die Fische schon gebraten sind, wenn sie an der Angel hängen bleiben?
Erst bei den Höfen Egg öffnet sich der Blick nach unten. Überhaupt steht Aussicht nicht zuoberst in der Angebotsliste, auch der in dieser Gegend dominierende Gipfel des Napf ist kaum einmal zu erblicken. Immer wieder halte ich inne und bestaune die Topografie und das vielfältige Puzzle aus Waldflächen und Weiden. Auf der Karte sieht es aus wie das wirre Muster eines Tarnanzugs für Soldaten. Warum Leute gerade Kleider mit diesem Muster anziehen, um aufzufallen, bleibt mir bis heute verschlossen.
Der letzte Hof, die Ober Rafrüti, steht auf dem höchsten Punkt meines Weges auf fast 1200 Metern. Hier stosse ich auf die Route 3 von SchweizMobil, welche mich in sanftem Abstieg schliesslich zur Lüderenalp führt. Hier empfängt mich das erste Gasthaus der ganzen Strecke mit offenen Fenstern und mit der längsten Sitzbank der Welt.
Die Täufer stellen eine radikale Gruppe von evangelisch-reformierten Menschen dar. Sie traten gegen die Mitte des 16. Jahrhunderts auf und wurden konsequent und, zum Teil auf für Christen völlig unwürdige Weise, verfolgt und bestraft. In dieser Hinsicht unterschieden sich die konservativen und etablierten Christen jener Zeit nicht allzu sehr von islamischen Fundamentalisten unserer Zeit.
Ab etwa 1525 traten die ersten Täufer im Kanton Bern auf. Sie verbreiteten sich nach dem Durchbruch der Reformation, sahen sich jedoch schon bald wegen ihrer Verfolgung gezwungen, sich in entlegenen Gebieten anzusiedeln und ihre Gottesdienst im Geheimen abzuhalten. Viele Taufgesinnte aus der Schweiz zogen sogar ins Elsass und in die Pfalz.
Im Zusammenhang mit dem Schweizer Bauernkrieg um 1650 nahm die Mitgliederzahl der Täufer wieder sprunghaft zu. Zahlreiche Mitläufer trauten sich nicht, offen zu ihrer Sympathie zu stehen, weil vorallem die Berner mit einem ganzen Katalog von Repressalien drohten. Häufig kam es, weil die Glaubensgemeinschaft verboten war, zu Bussen oder Beschlagnahmung sämtlicher Güter. Verbannung und die Todesstrafe durch Köpfen waren keine Seltenheit.
Dies führte dazu, dass sich viele Taufgesinnte in entlegene Täler und auf kaum begangene Hügel zurück zogen. Die unwegsame Gegend um den Napf war äusserst beliebt, aber auch auf den Jurahöhen fanden sie eine einigermassen sichere Bleibe. Noch heute finden wir auf den Landkarten Täuferwege oder Täuferstiege, die Zeugnis ablegen aus jener Zeit.
Im Streit um die Ausrufung des neuen Kantons Jura standen viele Täuferfamilien aus sprachlichen Gründen trotz Jahrhunderte langer Verfolgung auf der Seite Berns. Bis in die Sechzigerjahre des letzten Jahrhunderts kam es deshalb immer wieder zu Bandschatzungen an deren Höfen. Anderseits erfuhren sie in städtischen Gegenden eine zunehmende theologische Öffnung. 1950 wurde in Basel eine Europäische Mennonitische Bibelschule gegründet und bei Liestal das Ausbildungszentrum Bienenberg eröffnet.