Vom Langenthal nach Rohrbach
Marschzeit 3h30min
Strecke 12.5 km auf 451 m ab 338 m
Karte/n 1:50'000 234T
Anforderung:
Die Gegend um Langenthal heisst zwar Oberaargau, gehört aber politisch zum Kanton Bern. Die Aare haben beide gemeinsam! Der Bach, welcher Langenthal durchfliesst heisst aber Langete. Sie hat eine eigenartige Geschichte: Wenn die unterirdischen Kanäle ein allfälliges Hochwasser nicht zu schlucken vermochten, wurde die Hauptstrasse geflutet. Weil Häuser und Trottoirs etwa 2m höher lagen als die Strasse, passierte somit nichts!
In Langenthal steige ich aus dem Zug der SBB und werde sozusagen auf dem Perron von den gelben Wanderwegweisern erwartet. Zuerst durchquere ich den Ort Richtung Südost und erreiche nach einer Viertelstunde einen Verkehrskreisel. Hier wähle ich die dritte Ausfahrt und gelange in das Vorstadt-Quartier Neuhof und dahinter in den Wald.
Im Schatten der Bäume steige ich ganz sachte hinan auf den Hambüel und weiter stetig ansteigend zum Rappechopf. Für ein paar hundert Meter verlasse ich den Wald in die breite Lichtung mit dem Weiler Breitacher und tauche anschliessend wieder in die Finsternis der Blätter. Der Weg senkt sich nun hinab zum Bürgisweierbad, wo mich auch ein Gasthaus erwartet. Je nach Zeitplan gibt es hier einen Znüni, ein stattliches Mittagessen oder einen nahrhaften Zvieri.
Ein paar Kalorien würden für den anstehenden Anstieg nicht schaden, auch wenn er zum Anfang wieder durch den Wald führt. Fast gerade aus treffe ich auf die Siedlung Ghürn, bestehend aus fünf oder sechs Höfen. Über eine eigene Postleitzahl wird der Weiler wohl nicht verfügen! Nun wird‘s aber stotzig, es fehlen noch über 100 Höhenmeter bis zum Aussichtsturm auf der Hochwacht. Aber der Blick hinunter ins Tal der Langete mit ihren unzähligen zu- und abfliessenden Nebenflüsschen versöhnt. Sie haben richtig gelesen: Vom Hauptfluss trennen sich ab und zu kleinere Bäche ab und vereinigen sich nach einigen hundert Metern wieder mit der Langete. Man könnte fast sagen, das seien unechte Nebenflüsse.
Nach dem Aufenthalt auf dem Turm steige ich hinunter in die Gmeinweid und durch das nächste Waldstück, bis der Weg die Richtung um fast 90° nach rechts ändert. So treffe ich auf das Dörfchen Wyssbach und auf ein Fahrsträsschen. Diesem folge ich bis Titti und ziehe dann weiter in weitem Bogen nach Rohrbach.
Aus Madiswil stammt die alte Sage vom Linksmähder Ueli:
Es war einmal ein reicher Bauer mit einer bildhübschen Tochter namens Vreni. Diese gefiel natürlich vielen Männern, darunter auch dem Ueli, der bei ihrem Vater gar um ihre Hand anhielt.
Einfach so wollte der Bauer jedoch seine Tochter jedoch niemandem versprechen. Deshalb trug er Ueli eine schwierige Arbeit auf. Er sollte ins Gras der Grossmatt ein grosses Kreuz mähen. Und weil er ausnehmend gut mit der linken Hand mähen konnte, sollte er es auch tun.
So machte er sich daran, die gestellte Aufgabe zu lösen und mähte mit vollem Einsatz, bis er einen heftigen Schmerz in seinem Herz verspürte. Er glaubte, dass die alte Kriegsverletzung daran Schuld wäre und machte fleissig weiter. Beim letzten Streich, er freute sich schon auf den versprochenen Preis, fiel er tot zu Boden.
Seine Angebetete aber konnte ihren Liebsten nie vergessen, auch wenn sie sich mit dem Junker Lombach verlobte und nahm sich Jahre später gar selber das Leben.
Aus dieser Sage gingen drei Theaterstücke hervor, die noch heute jedes Jahr in Madiswil und ab und zu auf anderen Volksbühnen aufgeführt werden. Selbst ein Gedicht und eine Ballade widmen sich der Geschichte des Linksmähders, und im Jahre 1737 taucht gar ein Bild dieser Szene auf. Es handelte sich um ein Kirchenfenster, das von den Madiswilern der Kirchgemeinde Melchnau geschenkt wurde. Leider mäht der Mäder auf dem Bild mit der rechten Hand.
1946 wurde der Linksmäder offiziell zum Gemeindewappen von Madiswil erklärt.