Von Bumbach nach Kemmeriboden
Marschzeit 2h30min - im Sommer 2h
Strecke 5.8 km auf 217 m ab 171 m
Karte/n: 1:50'000 244T
Anforderung:
Ich fahre mit Bahn und Post über Schangnau nach Bumbach, steige aber bereits beim Schulhaus, das in Ämmematt steht, aus dem Bus aus, um in Richtung Süden zur Brücke über die junge Emme zu gelangen. Von der anderen Flussseite sehen die behäbigen Emmentaler Häuser mit ihren gewaltigen Dächern noch viel stattlicher aus als mit der Strasse vor den Fenstern. Auch wenn Schnee auf den Wiesen liegt, komme ich nicht umhin, mich an den Wanderweg zu halten, warten doch über ein halbes Dutzend Bäche auf mich, die es zu überqueren gilt. Und dazu nehme ich mit Vorteil die bestehenden Brücken!
Nach wenigen hundert Metern, beginnt der Weg zu steigen, und in kurzen Abständen folgen Waldpartien und Lichtungen und, wie bereits erwähnt, ein Bachlauf nach dem anderen. Die Emme entspringt in einem äusserst wasserreichen Gebiet, wovon die Bewohner weiter unten im Tal in der Gegend um Burgdorf ein Lied singen könnten, wurden sie doch in der Vergangenheit immer wieder von gewaltigen Hochwassern heimgesucht.
Wo das Gelände wieder flacher wird, erlauben es die Schneeschuhe, den vorgegebenen Weg zu verlassen, um eigene Spuren in den Schnee zu legen, bis ich beim einsam gelegenen Hof Schwand wieder dem Flusslauf begegne. Nach einem scharfen Knick des Weges gewinne ich aber gleich wieder an Höhe und ziehe dem Hang entlang weiter taleinwärts. Leider versperrt uns zu unserer Rechten die Hohgant den Blick auf die Gipfel der Brünigkette mit dem unverwechselbaren Brienzer Rothorn. Aber kleinere Felsen sind auch Berge!
Fast ganz zuhinterst, dort wo die Fahrstrasse endet und Fuchs und Hase einander Gute Nacht wünschen, liegt das Kemmeriboden-Bad. Dessen Besitzer lassen sich sehr viel einfallen, um Gäste in diese Einsamkeit zu locken. Offenbar mit Erfolg, denn sonst gäbe es dieses äusserst gepflegte Kleinod wohl gar nicht mehr. Aber vielleicht kommt ihnen die Sehnsucht der Menschen aus den urbanen Gebieten nach Ruhe und Behaglichkeit abseits des alltäglichen Rummels auch noch entgegen. Jedenfalls endet unsere Wanderung durch die Gegend, aus welcher der Skirennfahrer Beat Feuz stammt, hier an der Grenze zu einem ausgedehnten Biosphären-Reservat der UNESCO mit einem gediegenen Fondue im Iglu-Restaurant, einer der berühmten Meraingues oder gar einer Übernachtung.
Der Name Emme geht vermutlich zurück auf das gallisch-keltische Wort ambis, auf deutsch Fluss. Sie hat ihr Wasser aus dem Grenzgebiet der Kantone Bern und Luzern zwischen dem Augstmatthorn im Süden und der Hohgant im Norden. Nach einem grossen Bogen um fast 180° fliesst sie nach Westen in Richtung Burgdorf. Etwas unterhalb von Solothurn mündet sie nach etwa 80km in die Aare. Ihre durchschnittliche Wasserführung beträgt 20 m3/sec, steigt aber wäh-rend der Schneeschmelze oder nach heftigen Gewittern bis auf 650 m3/sec, also das 30igfache an. Am 8. August 2007 flossen bei der Mündung des Limpachs sogar 663 m3/sec. Diese gewaltige Wassermenge lässt jeweils nach wenigen Stunden sogar den Pegelstand des Rheins bei Basel deutlich ansteigen. Die Geschichte "Die Wassernot im Emmental" von Jeremias Gotthelf erzählt eindrücklich über die Ereignisse während des grössten Hochwassers vom 13. August 1837.
Seit dem 19. Jahrhundert wird die Wasserkraft der Emme industriell genutzt. Da-zu wird mit einem Wehr im solothurnischen Biberst Wasser in einen Kanal ab-geleitet. Dieser hat einen auffällig engen Querschnitt, was die Fliessgeschwindigkeit steigert. Damit steigt auch die daraus zu gewinnende Energie, mit der etliche angeschlossene kleine Kraftwerke gespiesen werden. Die Papierfabrik Biberist nutzte den wertvollen Strom oder gab ihn bei Nichtbedarf ins öffentlich Netz ab. Heute benötigt sie keinen Strom mehr.
Zahlreiche Bauernbetriebe vor allem am oberen Lauf der Emme betreiben Viehzucht. Das Gelände eignet sich wenig für ausgedehnten Ackerbau. Die häufig recht grossen Viehbestände bilden die Grundlage für die Herstellung des inzwischen weltbekannten Emmentaler Käses.
Daneben gibt es noch heute einige übrig gebliebene Töpfereien. Diese gehörten vor dem Plastik-Zeitalter zu den bekanntesten der Schweiz. Heute bestehen nur noch wenige dieser oftmals kleinsten Familienbetriebe. Die Keramikfabrik in Langnau konnte sich seit dem 17. Jahrhundert bis in die jetzige Zeit behaupten und produziert noch heute Gefässe in fast unveränderter Form.
Dank der schon früh elektrifizierten Eisenbahnlinie um 1890, der Wasserkraft und vielen billigen Arbeitskräfte aus den Dörfern siedelten sich hauptsächlich im 20. Jahrhundert etliche Industriebetriebe an. Die Maschinenfabriken dienten auch der Landwirtschaft mit unzähligen speziell für deren Bedürfnisse konstruierten Geräten.