Von Burgdorf nach Krauchthal
Marschzeit 2h30min
Strecke 7.6 km auf 117 m ab 81 m
Karte/n 1:50'000 233T
Anforderung:
Das Tal von Krauchthal nach Burgdorf heisst Underbärgetal und wurde wohl kaum vom Chrouchtalbach ausgeschwemmt. Zwar ragen die Hügel zu beiden Seiten recht stotzig auf, aber der Talboden ist völlig flach. Das würde eher für die Arbeit eines Gletschers sprechen.
Ich habe mir den Bahnhof Burgdorf Steinhof als Ausgangspunkt für diese Tour ausgesucht. Er liegt südwestlich des Ortskerns am Fusse des Pleerwaldes. Es ist gar nicht so einfach, unter den vielen Wanderwegen den richtigen zu finden. Er führt über das Schönebüeli an der nördlich gerichteten Flanke des langgezogenen Hügels.
Beim Punkt 607 liegt eine regelrechte Wegspinne, auch wenn sie nicht acht Beine hat. Mein Weg zieht weiter westwärts und senkt sich in einem weit gezogenen Bogen in die deutliche Kerbe zwischen der „vorderen“ und der dahinter liegenden Kuppe.
Dort tritt er hinaus ins Underbärgetal und wechselt gleicht die Talseite. Ich wandere nun ganz gemütlich dem Wasserlauf entgegen und halte mich meistens an den Waldrand. Auf der anderen Seite verläuft eine Strasse, aber viel Verkehr ist da nicht - es ist recht ruhig.
Nach einer knappen halben Stunde beschreibt das Tal eine harte Kurve und mit ihm auch mein Weg. Jetzt brennt mir die Sonne auf den Buckel so fest, wie sie kann. Der nächste Richtungswechsel bringt den Schatten auch nicht mehr zurück, denn inzwischen haben Strasse und Wanderweg die Seiten gewechselt, und ich laufe nun an der Sonnenseite, am Fusse des Bannholzes.
Ein paar fast zufällig hier stehende Häuser bilden den Weiler Ey. Sie ducken sich fast ängstlich an den südlichen Hang, als ob sie sich vor einem Hochwasser fürchten müssten. Ich folge aber mit gutem Gefühl dem kleinen Gewässer bis nach Krauchthal, das es sich in einem etwas verbreiterten Talkessel bequem gemacht hat. Bewacht wird es von der Strafanstalt Thorberg auf dem markanten Hügel „hinter“ dem Dorf.
Das ehemalige Kartäuser-Kloster auf dem Thorberg oberhalb Krauchthal ist heute umfunktioniert zu einer regionalen Justizvollzugsanstalt, wie die Gefängnisse heute genannt werden.
1175 entdeckt man zum ersten Mal die Burg in urkundlichen Unterlagen. Damals herrschten hier noch die Herren von Thorberg, aber von dieser Burg ist nur noch ein kleiner Rest des Turmfundamentes erhalten geblieben. Mit dem letzten Ritter, Peter, der 1397 aus dem Leben schied und seine vielen Güter den Kartäusern vermachte, starb das Geschlecht aus.
Mönche lebten zusammen mit Laienbrüdern auf dem Thorberg bis die Reformation die Kartause aufhob und der gesamten Klosterbesitz an Bern überging. Die 17 Patres zogen um in die Kartause Ittingen bei Frauenfeld. Unter ihnen war auch Pater Melchior Mörlin, der gemäss einer erhalten gebliebenen Liste, 33 Bücher in den Thurgau rettete. Leider sind heute nur noch 6 davon in der Kantonsbibliothek erhalten. Vier weitere Handschriften aus dem Thorberg fanden ihren Weg in die Burgerbibliothek Bern.
In den Gebäuden wurde die Vogtei untergebracht, welche die Einkünfte dem bernischen Patriziat überwies. Daneben fanden auch unterschiedliche Fürsorgeinstitutionen, ein Gefängnis sowie ein Spital im ehemaligen Kloster eine Heimat. 1805 wurden im damaligen Pfründerhaus anstelle der Armenfürsorge eine Zwangserziehungsanstalt, eine Musterschule und eine Hilfsirrenanstalt untergebracht. Ausserdem gliederte man noch eine sogenannte Enthaltungsanstalt an. Sie diente für Missetäter, welche keine eigentliche Zuchthausstrafe verdient hatten. Die weiteren Fürsorgeeinrichtungen wichen alsbald einer Zwangsarbeitsanstalt.
Nach der Eröffnung der psychiatrischen Klinik Waldau in Bern im Jahre 1855 wurde die Hilfsirrenanstalt im Thorberg aufgehoben. Die Erweiterung der Anlage durch einen neu errichteten Zellenbau erlaubte nun die Unterbringung von Zuchthäuslern. Durch weitere An- und Umbauten konnte mit den Jahren der ganze Gebäudekomplex als Zuchthaus umfunktioniert werden. Vom Kloster sind heute lediglich noch das Frauengasthaus und die 1515 erbaute Kapelle erhalten.