Vom Romoos (LU) nach Bramboden
Marschzeit 3h
Strecke 7.8 km auf 644 m ab 498 m
Karte/n 1:50'000 234T / 235T
Achtung: Der Weg vom Oberen Länggrat hinab nach Bramboden ist zur Zeit gesperrt. Eine Umleitung wird nicht angeboten!
Anforderung:
Das Napfgebiet ist topografisch sehr anspruchsvoll. Wer irgendwo ein ebenes Plätzchen oder ein gerades Stück Weg sucht, liegt hier ganz falsch! Vielleicht nicht zuletzt deswegen, haben sich hier Gebräuche sowie Lebens- und Weltanschauungen erhalten, die anderswo schon längst in Vergessenheit geraten sind. Dazu zählt auch die Köhlerei, eine Kunst, welche sonstwo kaum mehr jemand beherrscht.
Die Gegend um Romoos ist deshalb auch wie gemacht, die Köhlerei weiter zu führen, denn lange Zeit war die Holzwirtschaft fast der einzige mögliche Wirtschaftszweig. Ab und zu mottet auch heute noch hin und wieder ein Meiler. Der Köhlerweg informiert unterwegs auf Infotafeln, und der Köhlerverband erteilt gerne weitere Auskünfte unter www.koehlerei.ch
Ich folge von Romoos aus dem Wanderweg an der grossen Sägerei vorbei zur Brücke bei Säumettle. Dort schwenke ich nach links und steige durch den verzauberten Zyberliwald bis zur Schwändi. In den Bächen des Napfgebietes soll man auch Gold finden - wenn man Zeit hat zum Suchen und Waschen!
Der Aufstieg durch das Goldbachtobel geht zünftig in die Knochen, aber die bescheidene Sesselbahn von der Schwendi hinauf existiert nicht mehr. Nach einem weiteren kurzen Aufstieg senkt sich der Weg fast parallel zum Strässchen auf den Geissbode. Dann tauche ich in vielen Schlenkern durch eine schmale Lücke in der steilen Flue hinab in die eindrückliche Schlucht des Seeblibaches.
Auf der südlichen Seite zweige ich bei den Hütten etwas oberhalb der Brücke nach rechts ab und folge einem kleinen Bachlauf wieder hinauf bis über 1000 müM - also gleich weit aufwärts, wie auf der anderen Seite abwärts. Nach zwei weiten Kehren treffe ich auf das Strässchen beim Vorderbramboden und folge diesem bis zum Tagesziel Bramboden. Neben der Kirche steht hier auch ein Gasthaus. Das ist gut, gibt der Rucksack doch schon seit geraumer Zeit nichts Flüssiges mehr her.
Nun steht mir noch eine atemberaubende Postautofahrt auf schmalen Strassen durch die Fontanne hinunter nach Entlebuch bevor.
Der Napf steht sozusagen mitten im Schweizerischen Mittelland als unverrückbarer Nagelfluh-Block, an dem sich die Erosion seit Jahrtausenden die Zähne ausbeisst - bildlich gesprochen. Nagelfluh wird im Volksmund auch Herrgotts.-Beton genannt, und ist ein Konglomerat (Gemisch) aus vom Gletscher gerundeten Steinen, welche durch ein Bindemittel aus Kalk, Sand und Ton zusammengehalten wird.
Sein Gipfel liegt 1408müM und liegt im Gemeindegebiet von Trüb im Emmental. Seine teilweise recht steilen Flanken sind dicht bewaldet mit Tannen und Buchen, welche seit Menschengedenken die Grundlage für die ansässige Wirtschaft bildeten. Noch heute finden wir Sägereien, Schreinereien und andere holzverarbeitende Betriebe in den umliegenden Dörfern. Der Köhlerei, die hier auch noch betrieben wird, droht das Aussterben, weil Holzkohle eine immer geringere Rolle in der Metallindustrie spielt und zu dem aus dem Ausland viel billiger eingekauft werden kann.
Der Napf gilt als wichtiges Wasserschloss für gesamte Region, entspringen an seinen waldigen Hänger unzählige Bäche und Flüsse. Nach Norden fliessen durch tief eingeschnittene Kerbtäler die Luthern und die Enziwigger, die sich später in der Wigger vereinigen, und an der Südseite hat die Tueb ihren Ursprung, welche mit dem späteren Namen Iltis in dier Emme fliesst. Fast alle dieser kleinen und grösseren Gewässer enthalten neben ihrem Geschiebe aus Sand und Kies auch winzige, seltener auch über 10mm grosse, Goldplättchen. Man bezeichnet sie als Wasch- oder auch Seifengold. Dieses wurde vor 20 bis 30 Mio Jahren von der Ur-Aare in das Gebiet des Napf verfrachtet und hier liegen gelassen. Die glänzenden Flitterchen können auch heute noch mit einfachsten Methoden aus dem übrigen Geschiebe gewonnen werden. Wertvolle Goldmünzen aus der Kelten- und Römerzeit weisen darauf hin, dass die Goldwäscherei am Napf schon vor Hunderten von Jahren betrieben wurde. Ihre Blütezeit erreichte sie im 18. Jahrhundert. In den Jahren zwischen 1700 und 1740 wurden dem Staat Luzern 9kg Waschgold abgeliefert. Heute bieten Tourismus-Organisationen die Goldwäscherei als interessantes und beliebtes Hobby an, und es kann von jedermann ausprobiert werden. Eine Garantie für einen ertragreichen Fund gibt es allerdings nicht!