Von Egg nach Meilen
Marschzeit 2h30min
Strecke 8.0 km auf 348 m ab 474 m
Karte/n: 1:50'000 T226T
Anforderung:
Der Advent ist die Jahreszeit der Lichter. Diese erleuchten die früh herein brechenden Abende in allen erdenklichen Formen und Farben und an allen erdenklichen Orten. Selten erscheinen sie uns jedoch so zahlreich und bunt, als wenn wir sie aus einer grösseren Distanz und von oben betrachten können. Dabei verschmelzen Fahrzeuglampen, Leuchtreklamen, Strassenbeleuchtungen und sogar Ampeln zu einem fantastischen Lichtteppich, der in dieser Zeit etwas Festliches hat, besonders dann, wenn die Lichter sich noch im nahen Wasser spiegeln.
Mit der Forchbahn, einem ganz besonderen Tram, das mich aus der Stadt Zürich hinaus bringt, fahre ich nach Egg auf der Ostseite des Pfannenstiels. Von hier nehme ich sogleich den Aufstieg nach Schaubingen in Angriff. Hinter mir liegt die weite Mulde des Greifensees mit Mönchaltorf, Wetzikon und Dübendorf.
Nun ist es nicht mehr weit bis zur Hochwacht, von denen es in der Schweiz eine ganze Anzahl gibt. Offenbar spielten diese Höhen mit guter Weitsicht schon in früheren Jahrhunderten eine wichtige militärische Rolle. Einige gehen bis auf die Zeit der Römer zurück und dienten auch als Kommunikations-Stationen. Zwischen Gasthaus und höchstem Punkt steht ein Turm, der mir das eingangs beschriebene Lichtermeer ausbreitet, wenn der Himmel schon etwas eingedunkelt ist.
Auf der Guldener Höchi schwenkt mein Weg nach links, und ich steige über die Cholrüti hinab nach Toggwil. Je nach Tageszeit wähle ich den weiteren Abstieg entweder über freies Feld oder etwas nördlicher durch das Dorfbachtobel an der Ruine Friedberg vorbei über etliche Brücken nach Meilen. Für Angst vor Geistern oder Gespenstern in der Ruine besteht kein Grund, denn in der Adventszeit trauen diese sich nicht aus dem Gemäuer. Vielleicht ist es aber doch sicherer, wenn Sie einen passenden Bibelvers auswendig gelernt haben!
Der Zürichsee mit einer Fläche von 88 qkm wird hauptsächlich von der Linth gespiesen, die am Tödi-Massiv im Kanton Glarus entspringt, und nach einem kurzen, künstlichen Umweg über den Walensee bei Schmerikon in den See fliesst. Da die grosse Linthebene zwischen diesen beiden Seen in früheren Zeiten ein ausgedehntes Sumpfgebiet war, stellte für die damaligen Bewohner das massenhafte Auftreten von ungeliebten Stechmücken eine echte Gefahr, weil diese die gefürchtete Malaria verbreiten. Seit die Linth kanalisiert und die Ebene trocken gelegt wurde, ist diese Seuche völlig verschwunden.
Einer Banane nicht unähnlich zieht sich der See über 42km nach Nordwesten. Seine breiteste Stelle misst knappe 4km, und am unteren Ende fliesst das Wasser als Limmat mitten durch die Stadt wieder ab. Im Jahre 1830 glaubten die Stadtväter, einen zweiten Abfluss ausheben zu müssen, der bei der Gessnerallee in die Sihl mündet.
Zwischen Rapperswil und Pfäffikon ragen zwei Inseln aus dem Wasser. Die grössere Ufenau ist bewohnt und die Lützelau bildet ein geschütztes Vogelparadies. Für die Verengung an dieser Stelle ist die Halbinsel Hurden verantwortlich, welche es schon vor langer Zeit ermöglichte, den See mittels einer Brücke zu überqueren. Heute übernimmt der unter Autofahrern berüchtigte Seedamm diesen Aufgabe. Ein neuer Holzsteg, dem vor 3500 Jahren erstellten nachempfunden, schliesst die ehemalige Lücke im Jakobsweg, welcher über Pfäffikon über den Etzelpass nach Einsiedeln führt.
Schon zu Zeiten, als das Mittelland noch Meeresboden war, wurden in diesem tiefen Graben Sedimente abgelagert. Diese wurden später durch Ablagerungen aus den Zuflüssen überdeckt. Die entscheidende Gestaltung erfuhr die Landschaft während der verschiedenen Eiszeiten durch den Rhein-Linth-Gletscher. Dieser vertiefte die vorhandene Talmulde und erschuf den Moränenwall, der den Zürchsee nach Norden abschliesst. In diesem nach drei Seiten abgeschlossenen Becken herrscht ein äusserst mildes Klima. Es erlaubt an den Südhängen des Pfannenstiel sogar den Anbau von Feigen und Hanfpalmen. Letztere sind auch als Tessiner Palmen aus unserem südlichen Kanton bekannt.