Reuss

Der wild mäandrierende Fluss zwischen Bremgarten und Mellingen gilt als besonders reizvolle Gegend für abwechslungsreiche Wanderungen.

Vom Bremgartener Hauptbahnhof startet ein Wanderweg auf der Nordseite des Schlosses vorbei und die steile Halde hinab zur Reuss, welche hier eine enge Schlaufe beschreibt. Über die Brücke gelange ich auf die andere Flussseite und schlage den Weg ein nach Norden. Hart am Ufer ziehe ich gemächlich mit dem Wasser, nur an der ARA vorbei wird mein Schritt etwas länger.

Auf der Höhe von Eggenwil zeugt eine schmale Insel vom früheren Verlauf. Ebenso wie der grosse Weier auf der Halbinsel Hegnau. Die nächsten Inseln sind ebenso entstanden, auch das ausgedehnte Sumpfgebiet zwischen Fischbach und Sulz dürfte einem Altlauf entstammen.

Ich wechsle jedoch kurz vorher per Fähre die Seite und wandre am Campingplatz Sulz vorbei in den grossen Wald. Neben den Geräuschen der Reuss selber vernehme ich aufgeschreckte Eichelhäher, die mir mit ihrem heisern Krächzen ihr unmissverständliches Missfallen über meine Störung mitteilen.

Gleich nach der folgenden Kurve steht am südlichen Ufer das ausladende Kloster Gnadental. Ein kurzer Besuch lohnt sich. Wieder auf dem Wanderweg laufe ich wieder mit dem Wasser zu meiner Linken. Im Munimoos habe ich keinen einzigen Muni gesichtet, dafaür hat’s im Steiacher jede Menge Steine!

Bald erreiche ich Mellingen, dessen Neubauquartiere die ganze Flanke des Buechbergs einnehmen und auf der anderen Seite der Reuss die Grenzen des kleinen Ortskerns schon längst gesprengt haben. Ich überquere den Fluss und durchquere die Altstadt, denn beim grossen Kreisel „dahinter“ finde ich eine Bushaltestelle. Die Bahnstation liegt nördlich des Buechbergs an der Heitersberg-Linie, die unter der Baregg hindurch nach Killwangen führt.

Etwas älter als die Eidgenossenschaft soll sie sein, die Bruggmühle bei Bremgarten AG. Sie wurde 1281 erstmals in einer Urkunde erwähnt und ist damit vermutlich die älteste Flussmühle an der Reuss. Sie stand auf einer kleinen Insel mitten im Fluss und war ab 1415 Teil der Brückenbefestigung.

Mit einigen Balken, Wehren und Schwellen wurde das Wasser in enge seitliche Kanäle geleitet und dort auf jeder Seite der Insel ein grosses Wasserrad installiert. Diese beiden trieben auf der einen Seite eine Sägerei und auf der anderen eine Getreidemühle. Aus dieser entwickelten sich mit der Zeit und dank der billigen Wasserkraft eine Garnzwirnerei und eine Spinnerei mit einem angeschlossenen Woll-Lädeli.

Im Jahre 1880 wurde das Wasserrad auf der linken Flussseite durch den damaligen Fabrikbesitzer Mantel eine Jonval-Turbine ersetzt, was zwölf Jahre später Mantels Nachfolger Caspar Hausherr veranlasste, aus der Anlage das erste wassergetriebene Elektrizitätswerk an der Reuss zu bauen. Zwei Gleichstromgeneratoren machte es der Stadt Bremgarten möglich, eine elektrisch betriebene Strassenbeleuchtung zu installieren.

Später kam ein Pumpwerk dazu, mit dem die Häuser an der Wohlerstrasse mit Trinkwasser versorgt werden konnten und ab 1902 den elektrischen Betrieb der Bremgarten-Dietikon-Bahn ermöglichte. Dazu verband man die die Wasserräder zu beiden Seiten des Bachbetts mit einer über 24 Meter langen Welle, welche quer über den Fluss gelegt wurde und einen Generator antrieb. Eine solch aufwendige, wenn auch technisch interessante, Anlage war schon damals einmalig und wurde auch später nirgendwo kopiert.

Bereits früh konnten auch viele Haushalte mit Strom beliefert werden. Gewerbe- und Industriebetriebe verwendeten schon damals dreiphasigen Kraftstrom. Um auch zu Zeiten eines niedrigen Wasserstandes genügend Energie zur Verfügung zu haben, entstand im Auftrag der AG Elektrizitätswerk Bruggmühle etwas unterhalb des Turbinenhauses eine Dampfmaschine, ein Lokomobil, mit 60PS Leistung.

Seit 2005 ist das Museum Reusskraftwerk eröffnet und steht Besuchern von überall her zur Verfügung.