Von der Albis Passhöhe nach Sihlbrugg
Marschzeit 2h30min
Strecke 8.3 km auf 182 m ab 462 m
Karte/n 1:50'000 235T
Anforderung:
Der Sihlwald erstreckt sich über den östlichen Ausläufer des Albis-Rückens von Langnau bis Sihlbrugg. Er beherbergt einen international bekannten Naturerlebnispark, den ich auf meiner Wanderung von der Albispasshöhe nach Sihlbrugg kennen lernen möchte.
Der Weg Richtung Süden ist ab der Bushaltestelle ausgeschildert und führt als erstes zum Ränggeberg und weiter zur Hochwacht mit stolzem Aussichtsturm. Der unverstellte Blick hinab über den Zürichsee lohnt den Aufstieg.
Ein grösserer Schlenker umgeht den Schnabel, der Gratweg macht wirklich kaum Spass. Etwas tiefer, in den Schnabellücken trifft der Weg aus dem Reppischtal nach Sihlwald auf meine Spur. Da ich nicht auf das Albishorn steigen möchte, zweige ich nach Osten ab und folge ein Stück weit dem Eichbach. Es rauscht fröhlich im Graben, aber um irgendwelche Tiere sehen zu können, hätte ich mir mehr Zeit nehmen müssen.
Beim Punkt 598 lenke ich meine Schritte wieder nach rechts und überquere durch den Stäubiboden mehrere Wasserläufe. Nicht alle tragen auf der Karte einen Namen, aber für die Vermehrung lästiger Stechmücken sind sie offensichtlich trotzdem gut. Ob der Spray im Rucksack gegen diese Viecher nachhaltig ist? Die Wirkung bleibt aber nicht aus.
Kaum merklich führt der krumme Weg aufwärts vom Häuliboden in den Biriboden über den Chatzenruggen in das Wüesttobel. Ein richtig gemütlicher Spaziergang an der schattigen Flanke des Hügelzugs, der es erlaubt, auch auf die Geräusche des Waldes zu achten. Es ist ein wasserreiches Gebiet, zahlreiche Bäche beliefern die Sihl unten im Tal mit dem wertvollen Nass, und wer genau hinhört, versteht vielleicht ihre Geschichten.
Kurz vor dem markanten Abstieg treffe ich im Chäferboden auf ein winziges Weierchen. Seine Oberfläche ist mit Tausenden von Wasserlinsen bedeckt. Danach kurvt der Weg hinunter zur Hauptstrasse, da, wo die alte Sihltalbahn sich von der SBB verabschiedet und bevor diese in den Tunnel verschwindet. Die Bushaltestelle liegt am Fusse des Trugsteinchopfs ein paar Meter südlich.
Das etwa 12qkm grosse Naturschutzgebiet im Sihlwald ist Teil des Wildnisparks Zürich und seit Januar 2009 der erste national anerkannte Naturerlebnispark des Landes. Zwar beanspruchte die Stadt Zürich den Sihlwald an der Ostflanke des Albis schon seit 700 Jahren, aber das Gebiet liegt in den Gemeinden Adliswil, Langnau, Horgen, Oberrieden, Rüschlikon und auch noch Thalwil. Die einzelnen Parzellen gehören jedoch als grösster, naturbelassener Laubmischwald des Mittellandes zusammen und bilden eine Einheit.
Im Jahre 1309 wurde der Sihlwald südlich der Sihl von den Habsburgern der Stadt Zürich geschenkt. Dies sollte ein Dankeschön sein für die Mithilfe der Stadt am Rachefeldzug gegen die Freiherren von Eschenbach, die sich an der Ermordung des Königs Albrecht beteiligt haben sollen. Ob sich die Geschichte tatsächlich so zugetragen hat, kann bis heute nicht bestätigt aber auch nicht verneint werden.
Klar ist allerdings, dass nach dem Umzug der Habsburger von der Stammburg in der Schweiz nach Österreich die Machtverhältnisse im Raume des Sihlwaldes verschoben wurden. Die Stadt Zürich liess sich nicht lange bitten, dieses Vakuum sogleich zu füllen, sie war also überhaupt nicht auf eine Schenkung angewiesen. Sie schloss mit den ansässigen Landwirten umgehend bindende Verträge über Holz- und andere Lieferungen und band sie so an sich. Heute würde man dem wohl Knebelverträge sagen.
Im Verlaufe der Jahrhunderte leitete die Stadt aus diesen Abhängigkeiten sogar Ansprüche am Grundeigentum ab, allerdings ohne irgendwelche Urkunden zu verfassen, sodass nach langer Zeit fast der gesamte Wald der Stadt gehörte, und nach der Schliessung des Fraumünsterklosters kam 1524 auch noch der Wald auf der anderen Flussseite dazu. Die bäuerlichen Nutzungsrechte im Sihlwald wurden erst im 19. Jhd. durch den ersten Stadtforstmeister abgelöst.
Bis dahin bezog die Stadt fast sämtliches Bau- und Brennholz aus dem Sihlwald. Um den Nachwuchs an Bäumen sicherzustellen, wurde noch die heute gängige Nutzungstechnik angewandt: Unter dem Schutz von stehen gelassenen Altbäumen, zog man die junge Baumgeneration heran. Auf diese Weise entstand eine nachhaltige Forstwirtschaft.