Vom Willisau nach Wolhusen
Marschzeit 4h30min
Strecke 18.0 km auf 387 m ab 374 m
Karte/n 1:50'000 234T
Anforderung:
Willisau steht wohl allgemein für die bekannten und beliebten Willisauer Ringli, die wir als Kinder niemals zerbeissen durften, um die Zähne zu schonen. Und gerade deshalb machte das Zerknacken des harten Gebäcks besonderen Spass. Die Region um Willisau hat jedoch noch weit mehr zu bieten. Zum einen finden wir bei Ostergau ein wohl einmaliges Naturschutzgebiet mit zahlreichen Weihern und zum zweiten liegt der malerische Soppensee nicht weit.
Ich starte die Tour beim Bahnhof Willisau und folge dem Bachlauf der Seewag entgegen am südlichen Ufer durch das Industriegebiet. Um die Strasse zu meiden beschreibt der Weg einen Schlenker zum Ostergau-Grund am Fusse des Hinterwaldes. So gelangen wir zu den Ostergauer Weihern, die eine umfangreiche Fauna und Flora beherbergen. Mit etwas Geduld begegnen wir fast sicher einem Haubentaucher, einer glitzernden Libelle oder einem anderen Wassertier.
Im Anschluss an dieses kleine Naturwunder wandere ich in einem weiten Bogen wieder an den Bach und folge ihm an Blochwil vorbei nach Geiss. Wenige hundert Meter später verlasse ich die Strasse und ziehe gegen den gut sichtbaren Gupf mit dem vielsagenden Namen Galgeberg zu. Ein kurzer Abstecher auf dessen höchsten Punkt lohnt sich, bietet er doch einen schönen Blick hinab auf den Soppensee und darüber hinaus.
Etwas nordöstlich liegt der Soppisee, den ich auf gutem Weg umrunde. Er ist ungefähr 15‘000 Jahre alt und wurde vom zurück weichenden Gletscher einfach hier liegen gelassen. Sein Name stammt vom sumpfigen Borstgras, das in dieser Gegend Soppa genannt wird.
Auf dem gleichen Weg kehre ich zum Hof Dünnhirs zurück, ziehe dann an Buholz vorbei Richtung Buchen. Dort schwenke ich um fast 180 Grad und nähere mich dem Chräjebüel. Dann führt mich ein weit ausholender Schlenker nach Süden. Zur Linken sehe ich das bekannte Tropenhaus, das einführt in die Geheimnisse tropischer Pflanzen und ihre besonderen Fähigkeiten.
Zur Rechten thront die Ruine der Äusseren Burg, bevor sich der Weg hinab senkt zum Bahnhof Wolhusen an der Kleinen Emme.
In der Kompressorstation der Erdgas-Pipeline von der Nordsee nach Italien östlich von Wolhusen entsteht durch die Verdichtung des Gases Abwärme, die nach Gesetz nicht mehr einfach in die Luft geblasen werden darf. Deshalb wurde die Idee eines Tropenhauses geboren, welches mit dieser Abwärme geheizt werden kann.
Ein Verein zur Nutzung dieser Abwärme baute deshalb ein Gewächshaus und produziert darin seit 1999 tropische und subtropische Nutzpflanzen. Seither weiss jedermann, dass Abwärme nicht Abfall darstellt, sondern dass sie sich eignet, gewinnbringend nachhaltige Produkte zu erzeugen. Auch während des Winters können Früchte mit hoher Qualität geerntet und vermarktet werden. Dabei entstehen keinerlei Umweltbelastungen durch Transporte um die halbe Welt. Neben Papayas, Bananen oder Sternfrüchten gedeihen auch Guaven. Diese sehen aus wie Avocados, haben aber ein farbiges Fruchtfleisch und harte Samen. In verschiedenen Wasserbecken gedeihen auch tropische Buntbarsche, Tilapias genannt. Fertige Produkte, wie Chilinudeln oder Hautcrème mit Papaya-Extrakt sind nicht nur im lokalen Verkauf ein Renner.
Im Verlauf der Jahre hat sich das Tropenhaus zu einem regelrechten Tourimus-Magneten entwickelt, das jährlich über 10‘000 Personen anlockt. Aus diesem Grund wurden weitere Attraktionen ins Auge gefasst. Eine Machbarkeitsstudie der Universität St. Gallen ergab aber viel zu hohe Kosten.
Nach wie vor kann der Besucher sich jedoch einer der Führungen anschliessen, wenn er sich vorgängig angemeldet hat. Für Gruppen von mindestens 18 Personen stehen täglich Guides zur Verfügung. Das Internet erteilt Antworten auch für weitere Fragen.
Wer nach der Besichtigung Hunger verspürt, ist willkommen im integrierten Gastbetrieb MAHOI. Das Restaurant empfiehlt tropische Spezialitäten und wurde vor wenigen Jahren mit 13 Gault-Millaut-Punkten ausgezeichnet.