Von La Sarraz nach L'Isle
Marschzeit 3h30min
Strecke 13.7 km auf 338 m ab 170 m
Karte/n 1:50'000 251T
Anforderung:
La Sarraz liegt am Südfuss der Jurakette an der international wichtigen Eisenbahnlinie von Paris nach Milano. Ganz in der Nähe sollte einmal ein Schifffahrtsweg aus dem Mittelland an den Lac Léman gebaut werden. Der bereits ausgebaggerte Graben durch den Hügel bei Eclépens ist noch heute deutlich zu sehen.
Von der Bahnstation La Sarraz aus folge ich den gelben Wegweisern hinab zur Venoge. Nach der Brücke schwenke ich nach rechts und folge dem Wasserlauf entgegen durch das Engnis Tine de Conflens nach Ferreyres.
Etwas über dem Dorf am Waldrand fällt ein riesengrosses Treibhaus auf. Dort vorbei führt mein Weg und biegt gleich ab nach Westen durch eine äusserst abwechslungsreiche Landschaft. Felder und kleinere Waldparzellen wechseln einander ab, und dazwischen kämpfen kleine Bächlein, eher Rinnsale, um die letzten Tropfen Wasser.
Der ringförmig gebaute Weiler Moiry lockt mich unwiderstehlich, und ich mache den kleinen Abstecher durch die malerische Häusergruppe für ein paar wunderschöne Fotos. Dann kehre ich zum Wanderweg zurück und ziehe weiter in der eingeschlagenen Richtung.
Zur Linken verläuft die Strasse mit spärlichem Verkehr. Trotzdem stände in der Ostschweiz sicher eine Radarfalle am Strassenrand! Ein Stück weiter weg hat sich die Venoge einen Graben in die Landschaft gefressen. Ihr Verlauf lässt sich anhand der Baumreihe erahnen.
Nördlich von Les Mousses treffe ich auf ein Fahrsträsschen, das mich dem Waldrand entlang und an den grosszügigen Sportplätzen und einer Kläranlage vorbei nach L’Isle führt. Auf den ersten Blick wirkt das Dorf recht bescheiden, aber zwischen den drei Ortsteilen verbirgt sich ein stattliches Schloss in einem wunderschön gepflegten, ruhigen Park. Das Flüsschen ist zu einem malerischen Weier aufgestaut, und auf dem Wasser tummeln sich schnatternde Enten. Viel anders dürfte es im Paradies auch nicht gewesen sein!
Jenseits der Venoge liegt die Bahnstation der abenteuerlich verlaufenden Linie nach Morges am Lac Léman.
Stolz schaut das mächtige Schloss von La Sarraz herunter auf den Ein- aber auch auf den Ausgang des Bahntunnels, welcher seinen markanten Hügel unterquert.
Wahrscheinlich stammt die Burg aus dem 12. Jahrhundert, als die Herren von Grandson sie erbauten. Die ursprünglich aus Savoyen stammenden Herren von Montferrand-La Sarra erlangten hohes Ansehen, aber im Laufe der Burgunderkriege zerstörten die Berner das Anwesen ausgangs des 15. Jhrd. Der letzte dieses Geschlechts, Barthelémy, vermachte die wieder aufgebaute Burg seinem Neffen Michel Magerot, aber dieser konnte sein Erbe wegen etlicher unterschiedlicher Testa- mente erst nach jahrelangen Streitigkeiten antreten. Während der Eroberung der Waadt zerstörten die Berner La Sarraz 1536 ein weiteres Mal.
Nun wurde François de Gingins Schlossherr auf der erneut wieder hergestellten Burg. Diese Familie führte das Schloss im 19. und 20 Jhrd. zu einer erneuten Blütezeit und zu einem Dreh- und Angelpunkt der gehobenen Gesellschaft. Berühmte Persönlichkeiten, wie der russische Transliterat (literarischer Übersetzer) Eisenstein, der Schweizer Gafiker, Maler und Bildhauer Max Ernst, der Aargauer Architekt Alfred Roth, Le Corbusier sowie weitere Personen mit Rang und Namen waren häufig Gäste auf La Sarraz.
Hélène de Mandrot-Revilliod, eine direkte Nachfahrin von François de Gingins, beherbergte 1928 den ersten Kongress für moderne Architektur auf dem Schloss und ein Jahr später einen ebensolchen über den unabhängigen Film, was im aufkommenden Nationalsozialismus ein recht gewagtes Unterfangen darstellte.
Nach ihrem Tode ging das historisch wertvolle Gebäude mit dem gesamten Inventar, Möbeln und Geschirr, einer bedeutenden Waffensammlung und einer wertvollen Bibliothek an die Gesellschaft zur Erhaltung der Burg. Leider waren etliche Stücke in schlechtem Zustand und hätten dringend restauriert werden sollen. Mangelndes Geld und offensichtlich mangendes Interesse der Öffentlichen Hand haben dies bis heute verhindert. Deshalb können viele vorhandene Exponate nicht dem Publikum zugänglich gemacht werden, weil sie dadurch noch mehr Schaden nähmen.