Von Yverdon nach Yvonand
Marschzeit 3h
Strecke 12.2 km auf 236 m ab 236 m
Karte/n 1:50'000 241T / 242T
Anforderung:
Der grösste, nur auf schweizerischem Gebiet liegende See, ist der Neuenburgersee mit 219 km2 Oberfläche. Vier Kantone, nämlich Neuchâtel, Fribourg, Vaud und Bern sind daran beteiligt. Die grösste Stadt an seinen Ufern ist Neuchâtel am einen Ende und die zweitgrösste Yverdon am anderen.
Während sich auf seiner Nordseite der Jura mit dem Chasseron als höchstem Gipfel erhebt, dehnt sich gegenüber das Mittelland aus Richtung Gruyère und Fribourg. Entstanden ist der Lac de Neuchâtel durch die Auffaltung der Alpen, die vor etwa 90 Mio Jahren begann, und den Grund des „Mittelland-Meeres“ anhob.
Meine Wanderung beginnt beim Bahnhof Yverdon, von wo der Wanderweg dem Canal Orientale hinab zum Seeufer führt. Dort schwenke ich nach Osten, überquere den Buron, neben der Thielle einem weiteren Zufluss und erreiche das sumpfige Südufer, das bei hohem Wasserstand vollständig überflutet ist. Bei Cheseaux kehre ich dem See den Rücken und steige über Noréaz auf den sanften Hügelrücken. Hier oben geniesse ich den Schatten des Waldes und den Blick hinaus auf den See und ans gegenüberliegende Ufer. Zwischen mir und dem See verlaufen Bahn und Strasse, aber bei günstigem Wind hört man fast nichts davon.
Das Flüsschen von Epena schlängelt sich wie unter Magenkrämpfen durch den Bois Moénoz und führt mich zu einer Lichtung. Etwas entfernt von dieser steht eine Schutzhütte. Falls mich hier ein Gewitter überraschen würde, böte dieses Refuge ein schützendes Dach über dem Kopf. Aber heute werde ich nicht unter stehen müssen.
Langsam senkt sich der Weg wieder zum völlig flachen Uferwald. Es gibt da emsiges Treiben auf zwei grossen Campingplätzen unmittelbar an der Wasserlinie. Über die Bahnlinie erreiche ich das Dorf aus lauter Ferienhäuschen La Plage und nach einem Schlenker einen weiteren Zeltplatz. Allerdings sind Wohnwagen und -mobile weit in der Überzahl, denn die wenigsten verzichten auf einen gewissen Komfort.
Über die Menthue gelange ich schliesslich parallel zu den Bahngeleisen zur Bahn-Station von Yvonand.
Der alte, deutsche Name Iferten wird heute kaum mehr genannt. Während der Besetzung durch die Römer hiess der Ort auf der angeschwemmten Ebene am südwestlichen Ende des Lac de Neuchâtel Eburodunum, und im Jahre 1982 wurde die Stadt offiziell in Yverdon-les-Bains umbenannt. Diese Bezeichnung wird jedoch nicht einmal in Yverdon selber konsequent angewandt. Die Haltestellen der städtischen Busse heissen nur Yverdon, während der Bahnhof den vollständigen Namen trägt. Der Anhang „les-Bains“ bezieht sich auf die Thermen mit schwefelhaltigem Wasser, in dem sich schon die Römer gepflegt und getummelt haben.
Das stattliche Schloss entstand unter der Herrschaft der Herzöge von Savoyen im 13. Jahrhundert. Erst von 1805 bis 1825 beherbergte es eine von Johann Heinrich Pestalozzi geführte Erziehungsanstalt. Heute ist darin ein Museum untergebracht.
Yverdon-les-Bains ist für die Region ein bedeutendes Wirtschafts- und Verwaltungszentrum. Es stützte sich während Jahrzehnten auf die Anbindung an des schweizerische Eisenbahnnetz und ist seit 1853 Standort einer zentralen Werkstätte der SBB. Ein weiterer bedeutender Maschinenbau-Betrieb wurde 1814 von Paillard-Bolex gegründet. Hier entstanden Filmkameras, mechanische Rechenmaschinen, Metronome und Spieldosen von höchster Qualität. Später übernahmen Hermes Precisa die Werkstätten und stellten die bekannten Schreibmaschinen her. Ebenfalls erlangte die 1909 gegründete Firma Leclanché internationale Bekanntheit. Ihr gelang der Durchbruch mit den ersten brauchbaren galvanischen Trockenelementen (Batterien).
Der Tourismus stützt sich auf die Thermalbäder mit den vielen Kur- und Badegästen. Dieser Industriezweig ist aber ebenfalls gezeichnet von vielen, sich abwechselnden Hochs und Tiefs. Eine erste Blütezeit brachte das 18. Jahrhundert und mit ihr den Bau des Hôtel des Bains. Nach einer Baisse gab es Ende des 19. Jahrhunderts einen weiteren Aufschwung mit der in Mode gekommenen Hydrotherapie. Die Weltkriege bescherten den Menschen andere Probleme als das Verlangen nach Badeferien, aber mit dem Bau des neuen Thermalzentrum 1977 und des grossen Freiluft-Thermalbades 1981 kehrte die postive Entwicklung nach Yverdon-les-Bains zurück.