Von Wernetshausen nach Wald
Marschzeit 2h30min
Strecke 6.6 km auf 410 m ab 518 m
Karte/n 1:50'000 226T
Anforderung:
Der Bachtel ist das Wanderziel im Zürcher Oberland schlechthin. Entsprechend sind auch die Wanderwege angelegt und signalisiert. Der 1115 Meter hohe Gipfel thront stolz über den umliegenden Siedlungen und ist von allen Seiten nicht zu übersehen.
Eine vom Bachtelverein im Jahre 1854 erstellte Trinkhütte hat schon längst einem stattlichen Wirtshaus Platz gemacht, und die ehemalige Aussichtsplattform ist einem gewaltigen Antennenturm gewichen.
Ich starte meine Tour in Wernetshausen, von wo ich meine Schritte nach Osten lenke, schliesslich sehe ich den Bachtel ja schon von hier aus. Der Weg führt merklich aufwärts an einem kleinen Hangmoor mit schön rechtwinkligem Weier vorbei. Schon fast auf der Krete schwenke ich nach rechts und habe nun gleich drei Varianten zur Auswahl.
Bei der Wegkreuzung nach der Forst- oder Jagdhütte zweige ich nach links ab und folge weiter oben dem Hügelrücken zum Punkt 1024. Hier wird’s stotziger, und der Turm versteckt sich in den Bäumen. Aber der Weg führt mich geradewegs darauf zu.
Von der Plattform geniesse ich eine fantastische Rundsicht, das gesamte Zürcher Oberland liegt mir zu Füssen und darüber hinaus die Glarner Gipfel, die Churfirsten sowie der gesamte Alpstein. In der Gaststätte gleich am Fusse des Turmes geniesse ich ein vortreffliches Essen und mache mich dann auf den Abstieg.
Über die Unterbachweid gelange ich in den Bachtelspalt mit einer bescheidenen felsigen Fluh. Ganz unvermittelt beschreibt der Weg einen deutlichen Schlenker und dann fällt die Hügelzunge plötzlich recht steil ab gegen Wald. Schon im Abstieg kann ich mein Tagesziel sehr gut ausmachen, hat sich der Ort doch auf beiden Seiten der Jona, des ehemaligen Dorfbaches, die Talflanken hinauf gefressen.
Die oberste Häusergruppe ist der Tänler und dort treffe ich auch bereits auf asphaltierte Strassen, denen der Wanderweg jedoch geschickt ausweicht. Nach dem markanten Hochkamin der ehemaligen Weberei Bleichi sind es nur noch wenige hundert Meter bis zum Bahnhof.
Der Name entspringt einem weit verbreiteten Flurnamen, der für verschiedene Dörfer zum Ortsnamen umfunktioniert wurde. Das Wald im Kanton Zürich wurde anfangs des 13. Jahrhunderts erstmals schriftlich erwähnt und meinte damals „Die am Wald gelegene Siedlung“.
Als dem Ort 1621 das Marktrecht zugesprochen wurde, standen bereits etliche Industriebetriebe, meist Webereien und Spinnereien. Zu Anfang des 20. Jahrhunderts zählte die Gemeinde 16 Textilfabriken. Deshalb wurde der Flecken spasshalber das „Manchester der Schweiz“ genannt.
Diese wichtigen Zeitzeugen der Industrialisierung hierzulande stehen zum grossen Teil noch heute und stellen wertvolle Zeitzeugen auch der damaligen Architektur dar. Die Globalisierung hat allerdings bis auf zwei Betriebe alle Unternehmen hinweg gerafft.
Eine wichtige Grundlage der industriellen Entwicklung in der Pionierzeit waren die vielen wasserreichen Bäche und kleinen Flüsse. Sie lieferten ab der Mitte des 19. Jahrhunderts die erforderliche Wasserkraft und später auch die elektrische Energie. Die kleinen Kraftwerke waren allerdings nicht sehr effizient, sodass einige davon in jüngster Zeit umgebaut und dadurch wieder rentabler gemacht wurden.
In den leerstehenden Gebäuden fanden artfremde Betriebe, zum Teil in der Dienstleistungsbranche oder der Lebensmittelindustrie ein zu Hause. Ebenso verbreitet sind Betriebe der Kunststoff- und Metallverarbeitung sowie Apparatebauer oder Pharmafabriken. Daneben stehen noch einige der einstigen Kosthäuser, also die Mehrfamilienhäuser der seinerzeitigen Fabrikarbeiter.
Die Bezeichnung „Bleiche“ für ein Quartier in Wald geht natürlich ebenfalls auf ein Unternehmen der Textilindustrie zurück. Während rund 200 Jahren wurden an diesem Ort Stoffe gewoben und gebleicht. In dessen Blütezeit war es wohl eines der grössten Unternehmen in der Schweiz und verhalf dem prosperierenden Dorf zu einem weitreichenden Ruf als Musterbeispiel der industriellen Geschichte. Die imposanten Gebäude stehen noch heute und gelten als schutzwürdige Zeugen der Industrialisierung. Mit ihnen untrennbar verbunden ist der Name deren Gründerväter: Honegger.