Von Ettenhausen nach Turbenthal
Marschzeit 3h
Strecke 9.4 km auf 385 m ab 382 m
Karte/n 1:50'000 225T
Anforderung:
Der Bichelsee liegt inmitten einer durch die Eiszeiten geformten Landschaft mit Hügeln durchsetzt und einem torfhaltigen Moor mittendrin. Der nur sieben Meter tiefe See hat eine Fläche von knappen 10 Hektaren.
Ich gelange zu diesem landschaftlichen Kleinod von Ettenhausen her. Im Westen des Ortes zweigt der Wanderweg von der Hauptstrasse ab und zieht sachte aufwärts gegen den nahen Wald. Begleitet werde ich vom Salzebach und etwas weiter entfernt der Rüetschbergstrasse. Diese bewältigt die Steigung in einigen weiten Kehren, während mein Weg die direktere Linie gewählt hat.
Da die Passhöhe im Wald überschritten wird, gibt es keine schöne Aussicht zu geniessen. Diese folgt erst einige Meter später, wenn Strasse und Wanderweg aus dem Schatten der Bäume heraus treten. Dann liegt der idyllische Bichelsee vor mir. Ich versuche mir vorzustellen, wie diese Landschaft während der Herrschaft der Gletscher ausgesehen haben mag.
Bevor ich zu frieren anfange, mache ich mich an den Abstieg, der mich der steilen Flanke des Huggenbergs entlang und in weitem Bogen um das Moor herum in den Talboden führt.
Die Ortschaft Seelmatten verlasse ich gleich wieder und erklimme auf der markanten Krete zwischen zwei Bachläufen die Höchegg. Sie liegt gute 200 Meter höher als der Talboden, und der Aufstieg treibt mir den Schweiss auf die Stirn.
Auf der westlichen Seite dieses Hügelrückens senkt sich der Weg hinab zum Flecken Ramsberg inmitten einer ausgedehnten Waldlichtung. Die einzige Möglichkeit, ins Tösstal zu gelangen, führt über das Fahrsträsschen, aber der Wanderweg zweigt plötzlich ganz abrupt nach rechts und erreicht in engen Schlenkern den Chamibach.
Durch die „hinteren“ Quartiere von Turbenthal - ob der Name von Turpen oder Torf stammt? - folge ich dem Wasser des munteren Bächleins zur Bahnstation am Ufer der Töss.
Ich beabsichtigte, mit meiner Schulklasse über den Rüetschberg nach Tuttwil zu wandern. Da wir an der heissen Mittagssonne im See die Füsse abkühlen wollten, aber keinen Weg zum Ufer fanden, gingen wir schön in Einerkolonne durch die Wiese. Bereits auf dem Rückweg näherte sich uns auf dem Strässchen ganz langsam ein VW-Bus und hielt an.
Anstelle einer Schimpftirade, folgte vom freundlichen Mann, der sich als Polizist vorstellte, eine wunderliche Geschichte: Seine Kollegen und er versuchten an der Kantonsgrenze einen mutmasslichen Verbrecher zu fassen, welcher sich in den Thurgau absetzen könnte. Wir sollten auf jeden Fall die Augen offen halten und allfällige Beobachtungen sofort melden. Wie und wem liess er offen, Handys gab’s damals noch nicht.
Meine Schüler reagierten recht unterschiedlich. Während die Viertklässler zumeist stumm weiter marschierten, schlugen die Siebt- und Achtklässler grosse Töne an. Wenn er jetzt entgegen käme, könnte er mit den sechs Patronen ja niemals alle erschiessen, die restlichen 35 wären immer noch stärker als er.
Oben im Wald trafen wir einen Pilzsammler. Er zückte seinen Ausweis und erzählte die gleiche Geschichte nochmals. Am Waldrand sahen wir ein kleines Zelt mit zwei Fahrrädern daneben. Ein Mann im Bikerdress kroch heraus, und seine Partnerin guckte unter der Blache hervor. Auch die beiden waren hier im Einsatz.
Richtung Ettenhausen, wo viele Häuser stehen, verloren die Kinder dann glücklicherweise die grösste Angst. Ihre Gedanken kreisten jedoch unermüdlich um die schauerliche Geschichte durch das Gehirn.
Am folgenden Tag hörte ich von einigen Eltern, dass die Buben und Mädchen kaum geschlafen hätten. Aber in der Zeitung war zu lesen, der Mann, der seinen Kumpel wegen ein paar Franken mit dem Beil erschlagen hatte, sei im Nachbarkanton gefasst worden.