Birwinken

Eckdaten

Von Berg TG nach Altnau

 

Marschzeit 3h

 

Strecke 12.3 km     auf 118 m       ab 263 m

 

Karte/n 1:50'000 217T

 

Anforderung:

Route

Die Eisenbahn erklimmt von Weinfelden nach Kreuzlingen eine stolze Höhendifferenz von über 100 Metern. Nahe dem höchsten Punkt beschreibt sie eine enge Kehre um fast 180° und hält dann bei der Station Berg.

 

Ich folge nun zu Fuss den Geleisen zum Sportplatz, wo der Wanderweg einen Schlenker zum Wald hin macht, um später wieder zur Trasse zurück zu kehren. Fast am Ende dieser eleganten Kurve, nördlich von Guntershausen, schwenke ich zweimal nach links und steige über ein paar Treppenstufen hinab ins malerische Tobel des Tobelbachs (wie sinnreich!) mit einem geheimnisvollen Seelein. Da muss ich einfach eine Rast einlegen, nur wenige Meter von den Häusern entfernt, aber meilenweit weg.

 

Auf der Fahrstrasse jenseits des engen Einschnitts geht’s anschliessend weiter nach Birwinken. Dieser Name hat sich aus dem 9. Jrhd. von Wirinchova und Birbichon im 13. Jrhd. gebildet. Eine tiefere Bedeutung habe ich nicht finden können. Vielleicht hat er aber tatsächlich etwas mit Birnen zu tun, denn mehrere Obstgärten säumen meinen weiteren Weg über die Hochebene. 

 

Durch deb Ort Klarsreuti marschiere ich hinüber zum Schatteholz, und schätze die Kühle in den Bäumen. Diese hält aber nur bis zur Schiessanlage von Herrenhof an, dann gibt es nur noch Obstbäume, und diese stehen meist hinter einem Zaun. Also nichts mit Schatten!

 

Das Dorf wurde vor einiger Zeit schweizweit bekannt durch ein heimlich gedrehtes Video, das einen Schafzüchter zeigt, welcher ein Tier an den Hinterbeinen aus der Koppel zerrt und dann durch den Stall schleudert. Beim Durchqueren des Ortes fällt aber nur die eher ländliche Ruhe auf. Einen optisch gegen die Neubauten abgegrenzten Kern suche ich vergebens. Das Dorf gibt sich Mühe, mit der Zeit zu gehen, was sich an vielen neuzeitlich gestylten Häusern zeigt.

 

Nach vier rechten Winkeln über die fast ebene Landschaft treffe ich beinahe ohne Asphaltbelag auf einen kleinen Weier und ziele dann hinein in den oberen Teil es nächsten Dorfes. Mitten in den Häusern begegne ich dem Bächlein ein zweites Mal. Die Neubauquartiere Altnaus ziehen sich hinab bis an die Gestade des Bodensees mit der breiten Strasse 13, ausladenden Gewerbebauten, einem Campingplatz und einem grosszügigen Hafen. Natürlich ist auch die Bahnlinie zu erwähnen, denn ich möchte mit dem Zug wieder nach Hause fahren.

 

Das versunkene Schloss

Einst stand in Schönenbaumgarten, nicht weit vom Bodensee, ein stattliches Schloss, in dem ein Ritter wohnte. Der führte ein gar lasterhaftes Leben und verprasste mit seinen Freunden in wenigen Tagen soviel, wie die Bauern in vielen Wochen erarbeiteten.

 

Was sie bei solchen Festen nicht verzehren mochten, zerstampften sie im Übermut oder warfen es ins Feuer. Darob wurde der Gastgeber immer feister und dicker.

 

So waren sie wieder einmal an einem grossen Kirchenfeste zusammen gekommen und verspeisten die letzten Wintervorräte der Bauern. Aus den offenen Fenstern hörte man im Dorf ihr Gegröle und Klirren von Scherben, denn im Rausche schmissen sie die Gläser nach dem Mägden und Knechten.

 

Gegen Mitternacht zog jedoch im Westen über dem Seerücken eine schwere Gewitterwand auf und schob sich rasch gegen den See. Fahl erhob sich das Schloss vom schwarzen Himmel ab, und schon zuckten die ersten Blitze. Das Unwetter brach mit ungestümer Kraft herein, sodass gar die Tiere erschraken und in den schützenden Wald flohen. Die Leute in den Bauernhütten beteten und flehten um Schonung von Haus und Herd.

 

Als das Gewitter vorüber war, stand aber keine Burg mehr da. An deren Stelle lagen nur noch ein paar Steine und Balken im Gras.

 

Lange Zeit später weidete ein Bauer in der Nähe der Weier seine Kühe und schlief ob dem Rauschen des Schilfes ein. Da war es ihm, als würde er von einer geheimnisvollen Kraft auf den Grund des Sees geführt. Was er da entdeckte, versetzte ihn in Angst und Schrecken. In einem glühenden Saal sassen die Ritter beim Schlemmermahl, und die Sitze glühten rot. Das Brot brannte lichterloh, und der Wein dampfte kochend heiss. Die grosse Uhr an der Wand zeigte just die selbe Stunde wie damals, als das Schloss versank.

 

Abends kehrte der Landwirt verstört und bleich zurück nach Hause und erzählte, was er erlebt hatte. Alle in der Runde lachten ihn aus und verspotteten ihn. „Der Michel ist nicht mehr gescheit!“ rief man ihm nach, wenn er durch das Dorf lief. Aber wer weiss!

 

Routenprofil

Abwechslungsreiche Tour im oberen Thurgau
Enthält alle obigen Informationen
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Das Wetter auf der Route