Eschenberg

Ober-Seen heisst das ausgedehnte Quartier im Süden von Winterthur am Ausgang des Tösstales, nach dem dieses von der Töss Richtung Westen verlassen wurde. Sie schaffte die kleine Anhöhe bei der Siedlung Sennhof offenbar nicht und quält sich in etlichen Schlenkern zwischen dem Eschenberg und dem Brünggberg mit der Kyburg auf der äussersten Kante hindurch nach Seen.

Von der Bahnstation aus folge ich den gelben Wegzeichen, vorbei an grossen und kleineren Häusern Richtung Ganzenbühl. Schon bald nach der Kirche beginnt der Weg zu steigen und tritt nach einer guten halben Stunde in den wohltuenden Schatten des Waldes.

Nach wenigen Metern öffnet sich jedoch vor uns die Lichtung mit dem Ausflugsrestaurant Eschenberg mit einladendem Garten und einer Sternwarte daneben. Die zahlreichen Wegweisertafeln machen deutlich, dass wir uns hier auf einem regelrechten Wander-Hotspot befinden. Die Wege führen in alle Himmelsrichtungen.

Ich nehme den nach Norden, der weiter vorn nach links schwenkt und schnurgerade auf den Aussichts-Turm zu hält. Trotzdem erkenne ich das Stahlgerüst erst kurz davor. Auf den 30m hohen Turm gelange ich über die 167 Stufen einer Wendeltreppe und geniesse oben den Rundumblick in die Ferne. Ganz schwach kann ich im leichten Dunst die Gipfel des Alpsteins erkennen.

Auf geradem oder gekrümmtem Weg erreiche ich anschliessend das Bruderhaus mit den vielen Tieren. Die Wisente sind sehr neugierig, hinterlassen aber schon allein durch ihre Erscheinung einen bleibenden Eindruck.

Nach einer ausgedehnten Pause durchquere ich auf dem „gelben“ Weg den Park und steige hinab zum Tugbrüggli, das mich trockenen Fusses über den Chrebsbach bringt. Ganz gemütlich abwärts geht’s dann weiter zum Waldrand im Vogelsang. Leider ist der Lärm der nahen Stadt aber lauter als der Vögel Gesang.

Beim Restaurant Breiti treffe ich auf die Strasse vom Bruderholz und ein paar Meter weiter auf eine Bushaltestelle.

Die Winterthurer Sektion des Schweizerischen Alpenclubs (SAC) schenkte der Stadt im Jahre 1889 den stählernen Aussichtsturm auf ihrem knappe 600 Meter hohen Hausberg. Mit seinen 30 Metern ist er hoch genug, um über die meisten Wipfel des Waldes hinaus blicken und ein fantastisches Panorama erleben zu können.

Als das Werk seinen hundertsten Geburtstag feierte, wurde es einer umfassenden Renovation unterzogen. Die aufgetragene Farbe des gesamten Gerüstes mit Handläufen und Treppenstufen wurde ebenso wie allfällig vorhandener Rost mit scharfem Sandstrahl entfernt und das blanke Metall anschliessend mit etlichen Schichten Rostschutz und Farbe neu gestrichen.

28 Jahre später stand wieder eine Sanierung an. Bereits zeigte das Stahlgerüst viele schadhafte Stellen im Korrosionsschutz. Deshalb mussten defekte Treppentritte ersetzt und die Farbe punktuell abgeschliffen und neu aufgetragen werden. Da diese Arbeiten nicht im Winter und nur bei trockener Witterung durchgeführt werden können, blieb der Turm im Juni 2017 für einige Wochen vollständig gesperrt. Dass dies bei der Bevölkerung nicht sehr gut ankam, war den Verantwortlichen von Anfang an klar. Die Arbeiten kamen die Stadt auf über 200’000 Franken zu stehen.

Zum Leidwesen vielen Besucher wurde auch das Geländer rund um die Aussichts-Plattform und an den Treppen um 10cm erhöht. Der Leiter von Stadt-Grün Winterthur, Beat Kunz, sah sich durch neue gesetzliche Vorschriften zu dieser Massnahme genötigt. Natürlich sprach sich auch der Denkmalschutz gegen dieses Unterfangen aus, da aber der Turm in den letzten Jahren immer wieder von verzweifelten Menschen aufgesucht wurde, um ihrem Leben ein Ende zu setzen, drängten sich bauliche Verbesserungen auf.

Seither kann jedermann wieder ohne Angst den Turm besteigen. Auch wenn in den Betonfundamenten kleine Risse festzustellen sind, ist die Statik des Turms nicht gefährdet. Periodisch werden diese kleinen Mängel abgedichtet.