Von Herblingen (Schaffhausen) nach Thayngen
Marschzeit 2h
Strecke 7.2 km auf 125 m ab 120 m
Karte/n 1:50'000 225T oder 1:33'333 Nr. 3329
Anforderung:
Als die Gletscher mit ihren langen Eiszungen noch bis in unsere Gegenden reichten, wanderten auch grosse Felsbrocken aus den Alpen bis hierher und halfen beim Aufbau grösser und kleinerer Moränen. Im Fiischterwald südlich von Thayngen brachte die Erosion eine ganze Reihe solcher erratischer Blöcke ans Tageslicht.
Der Route zu diesen Findlingen beginnt in Herblingen an der Neutalstrasse. Ich verlasse den Bus und überquere die E41 und die Bahnlinie, um gleich danach nach Norden zu schwenken. Beim Forsthaus treffe ich auf ein munteres Bächlein, das mir den Weg weist vorbei an den Pünten der Eisenbahner durch die Spitzwiese zum Gwölb. Dies ist ein tonnenförmiger Bunker ohne Tür, dessen Zweck sich mir nicht erschlossen hat.
Das Tal öffnet sich und bietet Platz für ausgedehnte Äcker. In einer Mulde liegt der Morgethofsee, auf dem sich viele Wasservögel tummeln. Ich erkenne Graureiher, Blesshühner und verschiedene Enten. Etwa erhöht steht wieder so ein seltsamer Bau, aber diesmal rechtwinklig gebaut.
Der Weg zweigt nach links ab und folgt etwa 500 Meter dem Waldrand des Traufs, bis er in einem engen Rank in die nächste Geländekammer führt. Hier lag einmal ein Weier, der heute als UNESCO Kulturerbe gilt, aber trocken gelegt wurde. Seltsam!
Auf der gegenüberliegenden Seite dieser Mulde steht das Thaynger Schützenhaus und westlich davon liegt in einem kleinen Sumpf der alte Weier mit einer dem Pfahlbau nachempfundenen Hütte. Hier zweigt der Findlingsweg ab und erklimmt die Höhe des Fiischterwaldes. Viele kleine Infotafeln klären mich auf über die Herkunft und die Art der herum liegenden Steinbrocken.
Recht stotzig über einige Treppenstufen gelange ich wieder auf des Strässchen zurück und unterquere die Hauptstrasse, auf welcher der Stau vom Zoll nicht selten bis hierher zurück reicht. Entlang den Bahngeleisen wandere ich nun bis zur Fussgängerunterführung. Nach dieser Passage stehe ich fast mitten auf dem Bahnhofplatz.
Auf der Wanderung an der Westflanke des Bergs bei Thayngen trifft der Wanderer / die Wanderin auf einen sorgfältig angelegten Findlingsgarten. Da liegen scheinbar zufällig grosse Klumpen verschiedenster Gesteinsarten vom Säntis, aus dem Albulagebiet, dem Saraganserland und aus der Gegend um Ilanz verstreut. Sogar ein vulkanischer Klingstein vom Hohentwiel hat es bis hierher geschafft!
Der Transport dieser tonnenschweren Brocken bis in unsere Gegend war übrigens gratis, denn die Transportfirma, welche dieses logistische Kunststück schaffte, war niemand anders als der Rheingletscher während der letzten Eiszeit vor etwa 20’000 Jahren, der damals bis über Neuhausen hinaus reichte. Dabei hatte das Eis viel Gestein mitbewegt, das unterwegs zerkleinert wurde. Viele Felstrümmer behielten jedoch eine ansehnliche Grösse und werden nach und nach - vorallem beim Kiesabbau - ans Tageslicht befördert. Wie lange diese Findlinge unterwegs waren, ist nicht exakt bekannt, es dürften aber etliche tausend Jahre gewesen sein!
Als das Eis zu schmelzen begann und die Gletscherzungen sich zurück zogen, liessen sie das Geschiebe einfach liegen. So entstanden an der Gletscherstirn die bekannten, meist leicht gebogenen, Stirnmoränen und an den Seiten die Seitenmoränen. An den Felsen zu beiden Seiten kamen die blank geschliffenen Flächen zum Vorschein. Eine solche Stelle ist bei der Bahnunterführung deutlich zu sehen.
Durch den Auftauvorgang entstand ein reissender Wasserstrom, der sich durch das enge Fulachtal hindurch zwängen musste. Dabei wurden die beiden Flanken mit grosser Wucht durch Wasser und mit geschwemmten Sand und gröberes Material glatt geschliffen. Der Rhein, welcher vor der Eiszeit weiter nördlich floss, fand beim heutigen Rheinfall sein ehemaliges Flussbett wieder und stürzt heute über sein altes Ufer.
Etwa 40 Zeugen dieser Vergangenheit säumen heute den Wanderweg, sorgfältig mit Täfelchen beschriftet. Als Pate dieses Projektes zeichnet der Regionale Naturpark verantwortlich. Er ist auch dafür besorgt, dass die Steine und der dazu gehörende Pfad regelmässig geputzt und wenn nötig geflickt werden. Initiant Aldo Künzli aus Thayngen ist immer mal wieder auf dem Weg anzutreffen, denn der Unterhalt seines Werks liegt ihm sehr am Herzen.