Von Wiesendangen nach Frauenfeld
Marschzeit 3h30min
Strecke 14.2 km auf 300 m ab 363 m
Karte/n 1:50'000 216T
Anforderung:
Eine Landschaft, wie man sich das Mittelland der Schweiz vorstellt: Hügel, die als Moränen liegen gelassen wurden, ab und zu eine Waldparzelle, dazwischen Äcker und Wiesen und viele Verkehrswege, wie Strassen, Auto- und Eisenbahn. Eingebettet in dieser Infrastruktur liegen Höfe, Weiler und Dörfer.
Und nicht zu vergessen: die Wanderwege! Und genau einen solchen benutze ich heute von der Bahnstation Wiesendangen weg hinauf auf den Berg - wie kann man einen Berg nur so taufen? - und über seinen Rücken wieder hinunter nach Bertschikon. Am nach Süden geneigten Hang reifen schon bald die ersten Traubenbeeren, und wenn das Wetter so bleibt, dürfen die Winzer auf einen guten Jahrgang hoffen.
Östlich von Bertschikon ladet ein hübscher Weier zu einer Rast ein, aber der Weg vor mir ist noch zu lang, uim jetzt schon Pausen einzulegen. Ich quere also die Autobahn 1 und nehme die nächste Erhebung in Angriff. Aber die 60m Höhenunterschied stellen keine Herausforderung dar.
Noch weiter in er gleichen Richtung erwartet mich der Fore-Wald, und der Weg senkt sich in die Mulde, in der sich das Dorf Gachnang breit macht. Der Weg führt an der Kirche vorbei zum Tägelbach und dann durch die neueren Quartiere zum Schulhaus.
Das offene Land erlaubt mir einen wunderschönen Ausblick Richtung Thur, aber sie versteckt sich hinter dem Holiberg, jenseits des Tägelbachs, der hier bis an den Stadtrand ausholt, um dann in die Thur zu münden.
Bei Oberwil kann ich den Asphalt wieder verlassen. Auch der Schatten des Scholeholzes ist willkommen. Bei der kaum mehr erkennbaren Ruine Bluemestei beschreibt der Pfad ein paar Schlenker, strebt dann aber in fast gerader Linie zum Industriegebiet an der Murg. Der Abstieg ist stotzig und der Empfang in der Talsohle wirtschaftlich geprägt.
Parallel zur Murg, deren Wasser im Königswuhr noch heute abgezweigt wird ziehe ich in allgemein nördlicher Richtung an der grosszügigen Badi und an einem Einkaufstempel vorbei. Ich treffe entlang des Wassers noch weitere Industriebauten, jüngere und ältere, und passiere nach einem Bogen den Bahnhofkreisel, von dem ein Arm direkt in einem dunklen Tunnel verschwindet. Der Wanderweg schwenkt erst nach etwa 100 Metern nach rechts und mündet direkt in den Bahnhof.
Gochlinge heisst die politisch unabhängige Gemeinde etwa 4km westlich von Frauenfeld. Die Ortschaften Islikon, Kefikon, Niederwil, sowie die Weiler Strass, Bethelhausen und Oberwil bilden das Gerüst der beschnittenen ehemaligen Munizipalgemeinde.
Die Geschichte dieser Siedlungen reicht weit zurück bis in die vorrömische Zeit, wie archäologische Funde aus dem Egelsee nördlich von Niederwil belegen. Allerdings wurde Gachnang erst 889 erstmals schriftlich belegt unter dem Namen Kachanang, als König Arnulf seinem Getreuen Diethelm einen Hof mit dieser Bezeichnung mit zehn herrschaftlichen Huben schenkte. So nannte man die Hofstelle, das Eigentumsrecht und die Nutzungsrechte an der Allmend.
Im 11. Jrhd. befand sich Gachnang im Besitze des Klosters Reichenau und wurde von den Herren von Gachnang im Auftrag der Kyburger verwaltet. 1417 kam er Hof an die Herren von Schinen, die noch vor dem Jahrhundertwechsel am heutigen Standort die Burg Neu-Gachnang errichten liessen.
Der Bau der Kirche erfolgte im 12. Jrhd. und ab 1427 verlief die Hoheitsgrenze zwischen dem Thurgau und den Grafschaften Kyburg mitten durch die Pfarrgemeinde. Heute ist diese Linie Kantonsgrenze zu Zürich. Die Auseinandersetzungen zwischen diesen führte während der Reformation beinahe zu einem Krieg, weil im Thurgau einige Orte den Katholizismus unbedingt beibehalten wollten.
Nur äusserst langsam entwickelte sich der Ort zwischen den mittelalterlichen Zentren um Schloss und Kirche und blieb während dieser Zeit von der vorherrschenden Landwirtschaft geprägt. Erst im 20. Jrhd. wuchs Gachnang als typische Wohngemeinde über die Senke des Tegelbachs hinaus und verschmolz mit dem Nachbardorf Islikon.
Die im Jahre 1916 gegründete Mosterei brachte dem Schloss eine neue Blütezeit. 1980 wurde der bis dahin selbständige Betrieb jedoch von Ramseier samt den Markennamen übernommen. 2013 endet die Geschichte der Mosterei Gachnang mit dem Abriss der alten Gemäuer (ohne Schloss!), um der Überbauung Schlosswiese Platz zu machen.