Von Amlikon nach Lustdorf
Marschzeit 2h
Strecke 7.8 km auf 270 m ab 111 m
Karte/n 1:50'000 216T
Anforderung:
Amlikon ist ein verträumtes Dorf an der Thur etwas östlich von Weinfelden. Segelfliegern dürfte der Ort eher bekannt sein wegen eines bescheidenen Flugfeldes im Vorland des Flusses. An günsstigen Wochenenden herrscht hier reges Segelflug-Treiben.
Ich starte hier meine Wanderung hinüber ins Thunbachtal. Gleich zu Anfang steigt der Weg deutlich spürbar und in etlichen Schlenkern an der Nordflanke des Wellenberges aufwärts, es sind fast hundert Höhenmetern zu überwinden. Er führt dabei an der idyllisch gelegenen Neubausiedlung über der Cholgrueb vorbei und strebt mal südwärts mal westwärts gegen Leutmerken mit der stolzen Kirche. Auf der Sonnenseite der Egg liegt ein kleiner Rebberg, dessen erlesene Produkte im Rebchäller der Familie Zahnd degustiert werden können.
Das weit herum sichtbare Gotteshaus von Leutmerken existiert schon seit dem 9. Jhd. und blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Knappe 500 Meter weiter steht das Chappeli auf dem höchsten Punkt des flachen Hügels, ebenfalls am Jakobsweg. Fast ebenaus erreiche ich den Weiler Griesenberg, welcher der Gemeinde einst den Namen gegeben hat. Heute sind alle Gehöfte und Dörfchen der Gegend unter dem Namen Amlikon-Bissegg vereint. Dem hart an der Kante des Eschikofertobels stehenden Schloss, einst Wohnsitz der Herren zu Griesenberg, wurde ein Erdrutsch zum Verhängnis.
Der Weg schwenkt nun nach Süden und folgt dem Waldrand des Langholzes. Draussen auf dem Feld stehen die stattlichen Häuser und Scheunen von Holzhof. Bei einer verlassenen Kiesgrube mitten im Wald treffe ich auf die Strasse nach Hüttlingen und folge dieser für etwas mehr als hundert Meter. Dann verlasse sie wieder beim Punkt 608 in Richtung Wolfikon, dem Nachbardorf von Strohwilen.
Bald biegt der Wanderweg ab ins Baholz und führt durch eine stille Lichtung über einen bescheidenen Hügelrücken. Auf dessen „Rückseite“ liegt ein gut verstecktes Weierchen. Hier dürfte wohl der Thunbach entspringen, der bei Matzingen in die Murg mündet. Gemütlich senkt sich nun meine Wanderung Lustdorf entgegen, dem Ziel des heutigen Tages. Die Postauto-Haltestelle liegt im südlichen Dorfteil an der Hauptstrasse.
Obwohl diese Kirche wahrscheinlich älter ist, findet man sie erst aus dem Jahre 834 auf heute noch vorhandenen Dokumenten, also vor bald 1200 Jahren. In jener Zeit gerieten die Ortschaften jener Gegend durch etliche Landschenkungen in den Machtbereich des Klosters St. Gallen.
Der Weiler und das Dorf gehörten der Herrschaft Griesenberg, welche im dortigen Schloss ansässig war.
Diese machten ihren Einfluss auf die Geschicke des Gotteshauses vorallem geltend, als sich im 16. Jhd. die Reformation auch in diesem Gebiet ausbreitete. Unterstützt durch den damaligen Gerichtsherrn, der mit dem bekannten Konstanzer Reformator Ambrosius Blaner verschwägert war, wurden die Altäre, die Messgewänder und -geschirre aus der Kirche entfernt. Blarer selbst wirkte sogar während zweier Jahre selbst als Pfarrer in Leutmerken.
1554 setzte ein Blitzschlag die Pfarrkirche Peter und Paul in Brand. Der Wiederaufbau wurde sogleich an die Hand genommen, aber auf die Rekonstruktion des Chors verzichtet. An seiner Stelle entstand wenige Jahre später der angebaute Turm, der vom Gerichtsherr selber gespendet wurde.
Schon in der ersten Jahren des 17. Jhds. wurde Marx von Ulm, ein Sohn des bisherigen Gerichtsherrn Heinrich, auf diesen Posten berufen. Er war gleichzeitig auch Kollator der Kirche in Leutmerken, und als solcher entschied er, wieder zum katholischen Glauben zurück zu kehren. Dieser Wechsel lag in der Tatsache begründet, dass er sich mit der katholischen Barbara Reichlin von Meldegg zu verloben gedachte. Er setzte auch durch, dass der neue katholische Priester aus dem Leutmerker Kirchensatz bezahlt werden sollte. Der evangelische Pfarrer bekam also fortan nur noch die Hälfte seines bisherigen Lohns.
Auch die wirtschaftliche Situation der reformierten Bewohner sollte sich bald entscheidend ändern. Die Pest raffte im Jahre 1611 allein in Leutmerken zehn Familien vollständig dahin. Marx von Ulm kaufte die leerstehenden Häuser auf und quartierte zugezogene Katholiken ein. Trotzdem gelang es ihm nicht, für den katholischen Gottesdienst wieder die Kirche zu übernehmen, denn die Zugezogenen zählten nicht als Bürger. Die Messen fanden weiterhin in der Schlosskapelle statt.