Von Balterswil nach Eschlikon Stn.
Marschzeit 2h
Strecke 6.9 km auf 228 m ab 235 m
Karte/n 1:50'000 216T
Anforderung:
Der Hackenberg im hinteren Thurgau ist eine Ansammlung von rundlichen Gipfeln überzogen mit einem waldigen Mantel. Die geringe Höhe von nur etwas mehr als hundert Metern gegenüber der Umgebung macht ihn zum einladenden Wandergebiet für die ganze Familie.
Nicht weit von der Bushaltestelle mündet die Hackenbergstrasse in die Hauptachse von Balterswil. Dieser folge ich Richtung Wald und gewinne ganz sachte an Höhe ins Mosholz. Das Strässchen wurde inzwischen durch einen Waldweg abgelöst, das sich in etlichen Schlenkern vorbei an einer bescheidenen Lichtung den Höfen Hackenberg nähert.
Der Wanderweg senkt sich auf der Südseite des Hügels gegen Bernhardsriet. So heisst ein wunderschön gelegener Weiler mit Blick hinab ins Tal des Itaslerbachs. Immer wieder treffen wir an besonders schönen Plätzchen auf einladende Sitzbänke, um die Augen und die Gedanken schweifen zu lassen. Vorsicht: das Wasser der Brunnen ist nicht zum Trinken gedacht, aber es kühlt trotzdem - einfach äusserlich.
Am Nordrand von Hushalden schwenkt mein Weg spitz nach links und steigt alsbald wieder aufwärts gegen den gut erkennbaren Gupf Bööl. Aber statt den höchsten Punkt anzusteuern, beschreibt der Weg einen halben Kreis um ihn herum, um dann an der Ostflanke des Hurnerwaldes Richtung Norden zu ziehen. Er verabschiedet sich damit vom Tal der Murg, welche als junger Fluss Nach Sirnach mäandriert.
Zu meiner Rechten liegt der Weiler Hurnen in der Mulde zwischen dem Hackenberg und dem allein stehenden Hügel Stutz. Es könnte sich bei ihm um ein Relikt aus der Gletscherzeit handeln, einem sogenannten Drumlin. An seinem Westhang liegt ein bescheidener Rebhang. Eigentlich sollte man in einem Wallenwiler Wirtshaus nach dem einheimischen Rebensaft fragen.
In fast gerader Linie gelange ich nun nach dem soeben erwähnten Wallenwil. Eine Ansammlung von vielen Einfamilienhäusern ohne erkennbaren Kern. Eigentlich ein Aussenquartier von Eschlikon, mit dem es auch die Bahnstation teilt. Sie liegt an der Linie von Zürich nach St. Gallen.
Im Gebiet des heutigen Kantons Thurgau waren die Herren von Bichselsee nicht nur ein gut begütertes, sondern gerade deshalb auch ein bedeutendes Adelsgeschlecht. Ihre Stammburg lag, wie ja der Name sagt, in Bichselsee, das heute zusammen mit dem Nachbarort Balterswil eine Gemeinde bildet.
Im Mittelalter, gegen Ende des 9 Jhds. gelangte Pichelense durch eine Schenkung der Udalrichinger an das Kloster St. Gallen. Die Edlen von Bichelsee amteten forthin als Truchsessen der Bendiktinerabtei zu St. Gallen. So wurde ursprünglich der oberste Aufseher über die fürstliche Tafel genannt und später auf den Vorsteher der gesamten Hofhaltung ausgeweitet. Mit der Zunahme ihres Einflussbereiches verwendeten viele Familien diesen Ausdruck auch als Teil des Familiennamens (Droste, Steward oder auch Seneschall). Der Titel wurde damit sogar erblich und mit dem Kurfürstentum verbunden.
Von der im 13. Jhd. erbauten Burg Alt Bichelsee aus bestimmte das Geschlecht der Edlen von Bichelsee über anderthalb Jahrhunderte lang die Geschicke der Herrschaft. Es gelang ihnen, das Gebiet bis nach Aadorf und Elgg auszudehnen. Die Brüder Walter I. und Eberhard I., welche in den Unrkunden 1209 erstmals namentlich erwähnt werden, begründeten zwei Stammlinien des Hauses. Eberhard blieb in Bichelsee, während von seinem Bruder die Linie Bichelsee-Landsberg abstammte, deren Burg Landsberg von den Habsburgern zerstört wurde.
Nicht weit von Bichelsee entfernt stiftete Eberhard mit seinem gleichnamigen Sohn das Kloster Tänikon, das von Guta, einer Enkelin Eberhards I. als Äbtissin geführt wurde. Ungefähr zur gleichen Zeit entstand die Burg Neu-Bichelsee. Diese überlebte jedoch einen Brandanschlag von den Habsburgern nicht und wurde auch nicht mehr neu errichtet.
Die Edlen von Bichelsee hatten sich mit ihrer expansiven Länderpolitik komplett verspekuliert und gerieten immer mehr in finanzielle Schwierigkeiten. Folglich musste Walter IV. erst einmal zahlreiche Ländereien und Leibeigene verkaufen. 1358 war sogar ihr Stammhaus nicht mehr zu halten, sodass vom Geschlecht Bichelsee bald nichts mehr zu hören war.