Von Walzenhausen nach St. Margrethen
Marschzeit 2h
Strecke 7.2 km auf 205 m ab 475 m
Karte/n 1:50'000 217T
Anforderung:
Nach Walzenhausen fahre ich von Rheineck hinauf mit der Zahnradbahn, die schon unterwegs einen wundervollen Blick über den Bodensee bietet. Gleich bei der Station beginnt der markierte Wanderweg in östlicher Richtung noch weiter aufwärts. Bei der Kirche, die von einer flachen Anhöhe stolz auf das Rheintal hinunter schaut, zweige ich auf ein kleines Strässchen ab und ziehe in einigen Kehren am Friedhof vorbei gegen die Häusergruppe Klausen. Etwas weiter südlich nimmt uns der Schatten des Waldes auf, in dem ich über einen spitzen Winkel Richtung Platz wandere.
So gelange ich wieder zur Strasse, die von Walzenhausen herab führt und entdecke auf deren anderer Seite das stattliche Kloster Grimmenstein. Dieses ist eine Exklave des Kantons Appenzell Innerrhoden, das heisst, die ganze Umgebung drum herum gehört zu Ausserrhoden. Es beherbergt heute 16 Kapuzinerinnen, obwohl es im 14. Jahrhundert als Gemeinschaft der Beginer gegründet worden war.
Ich halte die allgemeine Richtung bei und steige gemütlich hinab um den markanten Gupf des Heldstadel herum nach Leuchen. Nun näher ich mich der Geländekante, die auf der Südseite mit ausgedehnten Rebanlagen bepflanzt steil gegen den Rhein abfällt. Mitten in den Halden stehen Rebhäuschen, die, wenn man sie genau betrachtet, gar keine Fenster haben. Es sind Aussenposten der Festungsanlage und beherbergten während des letzten Weltkrieges Kanonen und Maschinengewehre. Die friedlich anmutende Bemalung dient lediglich der Tarnung.
Nach der Besichtigung, die einen sehr guten Eindruck davon vermittelt, wie die Soldaten während des Zweiten Weltkrieges im sogenannten Aktivdienstes gehaust und der ständigen Bedrohung getrotzt haben, folge ich den gelben Wegweisern hinab zum Ottersbach. Auf dessen anderer Seite lenkt mich der Waldrand zum Quartier Zeerberg, das bereits zu St. Margrethen zählt. Nun spaziere ich auf der Heldsbergstrasse nach Nordwesten und schwenke beim bombastischen Kreisel nach rechts. So erreiche ich bald die breit gefächerten Geleise der Eisenbahn und auch den Bahnhof.
Das Artilleriewerk Heldsberg zählte zur Verteidigungslinie entlang des Rheins vom Bodensee bis nach Chur. Von hier aus wurde das Mündungsgebiet des Rheins in den Bodensee sowie den Grenzübergang Au zwischen der Schweiz und Österreich gesichert.
Das Fort bestand aus zwei Batterien zu je zwei halbautomatischen Bunkerkanonen. Mit diesen konnten alle 5 Sekunden eine Granate mit einer Reichweite von etwa 10 Kilometern abgefeuert werden. So hoffte man, einen potentiellen Angreifer bereits in der Phase des Aufmarsches jenseits der Grenze bekämpfen zu können. Für nähere Ziele kamen noch sieben Maschinengewehre hinzu, deren Mündungen ebenfalls hinter verbunkerten Scharten aus starkem Beton und Stahl verborgen waren. Aus zwei befestigten Beobachtungsständen heraus war eine adäquate Gefechtsführung möglich.
Zu einem autarken Festungswerk gehören natürlich noch viele weitere Räume und Einrichtungen, welche über unterirdische Gänge von rund 1000 Metern Länge zu erreichen sind: Zentrale zur Erzeugung von Elektrizität, ein Trinkwasser-Reservoir mit über 100'000 Litern Fassungsvermögen, eine Belüftungszentrale zur Versorgung des gesamten Bunkersystems mit Atemluft und zur Erzeugung des lebenswichtigen Überdrucks, Munitionslager und Waffenwerkstätten, eine Küche mit angeschlossener Kantine, Wohn- und Schlafräume für die Mannschaft sowie eine Krankenstation. Nicht zu vergessen sind aber auch die vorbereiteten Leichenkammern für die Gefallenen.
Nicht umsonst wird aus einem Bericht des Deutschen Generalstabs zu einem galanten Angriff auf die Schweiz folgende Einschätzung zitiert: "Ein Angriff über den Rhein nur aus ostwärtiger Richtung zwischen Bodensee und Sargans ist wegen des gebirgigen Geländes und der starken Befestigung bei Rheineck (Heldsberg) und Sargans nicht zu empfehlen."
Die Festung Heldsberg weit über den Weltkrieg hinaus, das heisst bis zum Ende des Kalten Krieges am Ende des letzten Jahrhunderts aktiv und wurde 1992 aus der Armee entlassen.