Von Hemmental nach Schleitheim
Marschzeit 3h30min
Strecke 12.1 km auf 395 m ab 514 m
Karte/n 1:50'000 205T oder 1:33'333 Nr. 3329
Anforderung:
Seit das malerische Dörfchen von der Stadt Schaffhausen geschluckt wurde, gilt Hemmental als Stadtteil. Trotzdem gelang es den Bewohnern, den Charakter des Dorfes zu bewahren - wenigstens bis heute. Auch die Schule durfte bleiben - vorläufig.
Ich fahre also mit dem gelb-weissen Bus zuhinterst ins Tal. Vom Dorfplatz, wo der Bus wendet, bestaune ich etliche sorgfältig renovierte Riegelhäuser und oben am Hang ein Reservoir. An dessen Fassade zeigt ein überdimensionierter Zeiger den Füllstand des Beckens an.
Dort hinauf führt mich ein steiler Treppenweg, der oberhalb des Wäldchens in eine Strasse mündet. Dieser entlang marschiere ich über die Winkeläcker zum Siblinger Randenhaus. Von der Terrasse aus geniesse ich den Blick zu den Gipfeln der Alpen und des Alpsteins und widme mich anschliessend dem köstlichen Menu.
Nach der erholsamen Pause lenke ich meinen Schritt nach Norden und gelange am Wegweiser „Chisling“ vorbei zur Zelgliwiese. Hier herrscht an sonnigen Tagen reger Betrieb, steht doch die ganze Fläche der Öffentlichkeit für Spiel und Spass zur Verfügung, inklusive Grillstellen.
Etwa eine Viertelstunde entfernt erreiche ich die Openair-Wirtschaft (nur an den Wochenenden!) auf dem Schlossranden. Sie sieht aus wie ein Festplatz, und hier treffen sich tatsächlich Wanderer, Biker und Reiter.
Nach dem Besuch auf dem nahen Aussichtsturm, welcher dieser Bezeichnung wirklich gerecht wird, mache ich mich auf den Abstieg. Er ist ruppig, mit Wurzeln und Felsbrocken gespickt, und als ob das nicht genug wäre, werde ich noch von angefressenen Bikern überholt. Wenigstens gibt es weite Sturzräume für diese!
Der Hund auf dem Strickhof bewacht sein Territorium lautstark, beruhigt sich jedoch beim ersten freundlichen Wort. Der Wanderweg verlässt nach wenigen Metern das asphaltierte Strässchen führt auf dem breiten Kamm der Hochfläche nach Süden. Bei einer ältlichen Hütte schwenke ich nach rechts und erreiche nach kurzem Abstieg das Dorf Schleitheim mit Ortsmuseum und etlichen Bushaltestellen.
Schlaate, oder wie es auf der Karte heisst Schleitheim, zählt sich zusammen mit Beggingen nicht zum Klettgau. Das kleine Tal des Dorfbaches, der bei Oberwiesen in die Wutach fliesst, ist durch den stattlichen Oberhallauer Berg vom breiten Klettgau getrennt und nennt sich deshalb Randental.
Diese Idylle fiel offenbar schon den Römern im 4. Jahrhundert auf, und sie gründeten hier die Provinzstadt Juliomagus in der Nähe des heutigen Schleitheim. Dafür existiert gerade mal eine einzige Akte. die Tabula Peutingerana, eine Strassenkarte. Genauer, eine Kopie einer römischen Karte. Sie umfasste die ganze, damals bekannte Welt von Spanien bis nach China mit sämtlichen Strassen und Städten des Römischen Reiches. Folglich ist darauf auch die Siedlung Juliomagus zu sehen.
Als Folge davon wurden 1860 erste Ausgrabungen gemacht und exakt vermessen. Dabei kam die Siedlung ans Tageslicht. Sie lag an der Strasse von Vindonissa (Windisch) über Brigobanne (Hüfingen) nach Area Flaviae (Rottweil).
Die römische Kleinstadt dehnte sich aus auf einer Fläche von etwa 6 Hektaren. Vermutlich diente sie als halbautonomer Hauptort, aber belegen lässt sich dies bis heute nicht schlüssig. Neben einer ganzen Anzahl von Holzbauten fand sich eine Therme, einen römischen Tempel, sowie Wohn- und Marktquartiere mit einer Töpferei.
Ausser den etwas weiter entfernte Gutshöfe liegen die freigelegten Stätte am Zwerenbach und umfassen öffentliche Anlagen wie die Therme und die oben erwähnten Bauten. Parallel zum Bach verlief die damalige Fernstrasse.
Im Winter der Jahre 1974 und 1975 konnte der bedeutendste Teil der Therme freigelegt werden. Zum Schutz vor Witterung wurde darüber ein Dach gestellt. Alle Räume der Badeanlage können so besichtigt werden und vermitteln einen Eindruck einer aufwändigen und äusserst grosszügigen Bauweise der gesamten Anlage. Neben vielen kleinen Fundstücken liess sich die industriemässig hergestellte Keramik sehr genau datieren. Sie stammen aus einer Zeitspanne zwischen 60 v.Chr. bis 235 n.Chr.