Von Bischofszell nach Amriswil
Marschzeit 3h
Strecke 12.6 km auf 134 m ab 201 m
Karte/n 1:50'000 217T
Anforderung:
Im oberen Thurgauer Kantonsteil findet sich ein Hochmoor, das weit über die Landesgrenzen hinaus den Ruf trägt, eine einzigartige Zahl von Pflanzen und Tieren zu beherbergen, obwohl ein grosser Teil des Hudelmooses durch den Torfabbau bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts unwiederbringlich zerstört wurde.
Mein Wandervorschlag startet in Bischofszell, wohin ich mit der Bahn entweder von Weinfelden oder von Gossau her fahre. Nach einem kurzen Abstecher ins Städtchen mit den malerischen Häusern marschiere ich ungefähr parallel zu den Bahngleisen Richtung Nordost. Über die Bahnlinie ziehe ich durch den Ortsteil Stogge der Strasse entlang nach Eberswil.
Auf dem sanften Abstieg zur Sitter treffe ich erstmals auf ein kurzes Stück Wald mit Schatten. Über die Strassenbrücke von Lütschwil quere ich die ebene Talsohle und erklimme dann den stotzigen Aufstieg nach Unteregg. Immer wieder begegne ich der hier recht skurril verlaufenden Kantonsgrenze. Bei Riet schwenke ich scharf nach rechts.
Schon bald tauchen die ersten Info-Tafeln zum Hudelmoos auf und bestätigen die Richtigkeit meiner Bemühungen bis hierher. Im Naturschutzgebiet benutze ich selbstverständlich nur die sorgfältig angelegten Pfade. Einige Picknick-Plätze bieten sich für die mittägliche Verpflegung an. Wer sich vorsichtig genug zwischen den Tümpeln und feuchten Wiesen bewegt, kann vielerlei Leben beobachten, denn das Hudelmoos ist unter den Naturschutzgebieten ein regelrechter Hotspot.
Nach der ausgiebigen Besichtigung dieses Kleinods kehre ich zurück auf den Wanderweg und folge diesem nach Norden. Kurz vor Räuchlisberg treffe ich auf die asphaltierte Strasse, die ich erst nach den letzten Häusern wieder verlassen kann. Über einen sanften Hügel marschiere ich in Amriswil ein, das mich gleich mit dem Friedhof hinter der stattlichen Kirche begrüsst.
Ein eigentlicher Ortskern ist kaum auszumachen, und wenn es ihn gibt, durchquere ich ihn in gerader Linie dem Bahnhof zu.
Das Naturschutzgebiet Hudelmoos liegt wenige Kilometer südlich von Amriswil hart an - sogar auf - der Grenze zwischen den Kantonen Thurgau und St. Gallen.
Um die einzigartige Vielfalt an Lebewesen aller Art erleben zu können, sind die 30 Hektaren des Hochmoors durchzogen von einem Netz sorgfältig angelegter Pfade. Diese gilt es, auf keinen Fall zu verlassen, denn Natur besteht nicht nur aus Rehen und Wildsauen, sondern auch aus Hunderten kleiner und kleinster Lebewesen.
Das Hudelmoos beherbergt gemäss einer Zählung im Jahre 1992 folgende Artenzahlen:
40 Vögel
210 Schmetterlinge
29 Libellen
348 Gefässpflanzen
98 Moose und
298 Pilze
Die durch eine fast rücksichtslose Torfstecherei von 1750 bis ins 20. Jahrhundert ist das ehemals wesentlich grössere Hudelmoos stark geschrumpft. Seit aber das gesamte Gebiet 1977 erst unter dem kantonalen, heute unter nationalem Schutz steht, kann eine fortschreitende Regeneration beobachtet werden. Auf den weniger feuchten Flächen bildeten sich in den vergangenen Jahren Riedwiesen mit Kleinseggen (Grasart) und Pfeifengras. Im Jahre 1990 hielt dieses Moor Einzug ins Bundesinventar der Hoch- und Übergangsmoore von nationaler Bedeutung.
Solche Moore kann man nicht einfach sich selber überlassen! Um die Verbuschung zu verhindern sind intensive Pflegemassnahmen erforderlich. Nur auf diese Weise gelingt es, die artenreichen Riedwiesen aber auch die sonstige grosse Biodiversität zu erhalten. Damit wird dem Moor auch ermöglicht, sich weiter zu regenerieren und zu wachsen.