Von Schaffhausen nach Thayngen
Marschzeit 2h
Strecke 8.6 km auf 134m ab 161m
Karte/n 1:50'000 205T oder 1:33'333 Nr 3329
Anforderung:
Als unser Mittelland noch unter einer dicken Eisdecke ruhte, begann Schmelzwasser des Rheingletschers aus dem Gebiet Thayngens nach Süden zu fliessen, wo der Rhein vor der Vereisung sein Bett hatte. Dieses Wasser schaffte sich ein eine enge Rinne, die heute Langloch heisst, zu dem aber auch das Churzloch gehört.
Ich starte bei der Bushaltestelle Schweizersbild der Verkehrsbetriebe Schaffhausen (VBSH) und verlasse die Strasse beim Hotel Hohberg. Schon nach wenigen Metern treffe ich auf eine Karsthöhle, ähnlich dem Kesslerloch, die auch einmal bewohnt gewesen sein dürfte.
Zwischen Dachsenbühl und Kaiserbuck erreiche ich das stattliche Schloss Herblingen mit einer ganzen Reihe von Ökonomiegebäuden. Leider ist die Anlage nicht zugänglich, also wandere ich weiter hinab an den Chrebsbach. Dies ist ein wunderschönes Naturschutzgebiet, das neben Amphibien auch Wasservögel und viele typische Pflanzen beherbergt.
Die Feldbrunnenquelle ist geschützt, und der Bach darf nicht eingedohlt werden, selbst wenn er die landwirtschaftliche Nutzung der betroffenen Parzelle behindert.
Etwas weiter nordöstlich trete ich ein in die oben beschriebene Kerbe. Das Langloch wird zu beiden Seiten begrenzt durch schroffe Kalkfelsklippen. Da das Sonnenlicht nur wenige Stunden einfällt, ist ein recht feuchtes Mikroklima entstanden, welches vielen Moosarten und Flechten ein geschütztes Dasein ermöglicht.
Nach der Durchquerung des angrenzen Churzlochs, das noch schmaler und dunkler ist, trete ich hinaus in das weite Tal der Biber. Sie ist jedoch kanalisiert und bietet Bibern keine willkommene Lebensgrundlage. Eine Stauung würde der Mensch an dieser Stelle kaum tolerieren!
Ich folge dem Bachlauf, mal links und mal rechts, passiere eine grosszügige Badeanlage und wechsle dann auf die Hauptstrasse, welche mich direkt zum Bahnhof führt. Hier kann ich zwischen deutschen und schweizerischen Zügen nach Schaffhausen wählen.
Während der Steinzeit, also schon vor mehr als 10’000 Jahren, bewohnten Rentierjäger das Kesslerloch am westlichen Ortsrand. Es dürfte eine der wichtigsten Fundstellen aus dieser Epoche sein in der Schweiz. In allernächster Nachbarschaft, beim Dachsenbühl, befindet sich eine weitere Fundstelle aus dieser Zeit.
Etwa 3000 v.Chr. errichteten Pfahlbauer eine Siedlung im Gebiet Weier südlich des heutigen Ortes. Bei Meliorationsarbeiten im Jahre 1914 wurden die gut erhaltenen Reste dieser Siedlung entdeckt. Ausgegraben wurden hingegen auch zahlreiche Gebrauchs-Gegenstände. Um die Siedlung vor der Zerstörung zu bewahren, schüttete man die Fundstelle wieder zu, und überliess das Gelände der Landwirtschaft.
2011 wurde die Fundstelle zusammen mit einigen weiteren Ausgrabungsstellen im Alpenraum ins Inventar des UNESCO-Weltkulturerbes ausgenommen. Der einstmals vorhandene Weier soll in naher Zukunft wieder ausgegraben und renaturiert werden.
Während des Mittelalters wechselten verschiedene ehemalige Alamannen-Siedlungen die Besitzverhältnisse in kurzen Abständen. Mal hatten die Grafen vom Hegau als Bestandteil des Herzogtums Schwaben das Sagen, dann folgten die Bischöfe von Konstanz und schliesslich das Kloster Katharinental.
Ein weiteres erwähnenswertes Kapitel in Thayngens Geschichte wurde im Zweiten Weltkrieg geschrieben, als eine amerikanische Bomberflotte von 11 Maurader-Maschinen ihre vernichtende Ladung über dem Ort abwarfen. Wegen eines Navigationsfehlers wurde Thayngen mit der nahe gelegenen Stadt Singen verwechselt. Sie hätten die Eisenbahnbrücke in Deutschland zerstörten sollen, trafen jedoch die Ziegelei jenseits der Grenze. Weil die Aktion am 25. Dezember durchgeführt wurde, kamen keine Ziegeleiarbeiter ums Leben. Einzig ein Angestellter des Eisenbahnstellwerks erlitt tödliche Verletzungen.
Der verhängnisvolle Fehler wurde von den Alliierten sofort und ohne Umschweife zugegeben und offiziell bedauert.