Von Siblingen nach Beringen
Marschzeit 3h30min
Strecke 11.8 km auf 400 m ab 456 m
Karte/n 1:50'000 205T oder 1:33'333 Nr. 3329
Anforderung:
Mit dem Randen besitzen die Schaffhauser über ein traumhaftes Wandergebiet, das kaum mit etwas anderem vergleichbar ist. Schätzungsweise 80% der Fläche besteht aus Wald und von den vielen Wanderwegen ist nicht einmal ein Fünftel asphaltiert. Es fehlen zwar spektakuläre Naturereignisse wie atemberaubende Wasserfälle oder finstere Tropfsteinhöhlen, aber dafür bietet der Randen Erholung pur - was heute als Entschleunigung bezeichnet wird.
Mit dem Schaffhauser Bus fahre ich nach Siblingen, einem beschaulichen Dorf, das allerdings an den Rändern die typischen Einfamilienhaus-Quartiere respektieren muss. Die gelben Wegweiser leiten mich zurück zur scharfen Kurve der Hauptstrasse und dann dem Lauf eines Bächleins entlang durch Schafweiden gegen den Wald. Nach einem scharfen Schwenker nach links beginnt der Pfad zu steigen, und er steigt immer mehr. An einigen Stellen wird des Gehen auf zwei Beinen vor allem nach regenreichen Tagen recht mühsam.
Zweimal überquere ich die Strasse und erreiche dann in engem Zickzack den neuen Aussichtsturm mit seiner fantastischen Form. Der Picknick-Platz bietet einen Grill, Bänkli und Tische, aber nicht weit weg erwartet uns das Restaurant Randenhaus, in dem ich sogar übernachten könnte. Unterwegs begegne ich einem speziellen Lehrpfad, der mit allerlei Unterlagen aufwartet, über die ich ohne Schuhe laufen soll und ganz verschiedene Gefühle empfinde.
Nach dem äusserst gepflegten Mittagessen auf der Restaurant-Terrasse ziehe ich weiter. Dem „Fünfarm“ wurden leider zwei Arme amputiert, er heisst jetzt "Chisling". Ich nehme die Richtung zum Hägliloo, einem Pferdehof mit Dutzenden Tieren auf den ausgedehnten Weiden. So muss sich das Pferde-Paradies anfühlen.
In südlicher Richtung erreiche ich nach einer guten Viertelstunde den Beringer Randenturm, einer viereckigen Stahlfachwerkkonstruktion. Die oberste Plattform bietet einen weitschweifenden Blick über den ganzen Klettgau, bis zu Dampffahne von Gösgen. Im Restaurant daneben lasse ich mich kulinarisch verwöhnen in einer sympathischen Berghütten-Atmosphäre. Zum Kaffee empfehle ich die Linzertorte vor dem stotzigen Abstieg ins Dorf.
Der Obere Klettgau zieht sich wie ein breites, ebenes Band von der Enge bei Neuhausen, die ihrem Namen übrigens alle Ehre macht, bis hinab an die Landesgrenze bei Trasadingen. Das sind etwa 14 Kilometer bananenförmig gebogen. Mittendrin fliesst ein Bächlein, fast ein Rinnsal, dem niemand die gewaltige Kraft zumutet, dieses Tal erschaffen zu haben.
In der Tat war es natürlich der Gletscher, sogar der Rheingletscher, der während der Würmzeit vor rund 100‘000 Jahren. Nach seinem Rückzug wandte sich der Rhein wieder seinem alten, also voreiszeitlichen Bett zu und lässt den Bogen durch den Klettgau rechts liegen. Ebenso die Kieslager, welche heute ausgebeutet werden und ein paar erratische Blöcke, wie den Chindlistein bei Tiengen oder den Menhir bei Degernau.
Bereits zur Steinzeit vor etwa 4000 Jahren zogen Jäger durch das Tal und liessen ebenfalls ihre Spuren zurück. Zahlreiche Steinwerkzeuge fristen heute in verschiedenen Museen ein klägliches Dasein. Es besteht der begründete Verdacht, dass damals weder Eisenbahn oder Strasse oder Traktoren und Vollernter durch den Klettgau verkehrten. Vielmehr beherrscht eine Art Urwald die Gegend und beherbergte allerlei jagdbares Getier.
Zur Zeit der Römer entstand hier eine erste kulturelle Blüte mit den bekannten Orten wie Juliomagus oder dem Tempel bei Küssaburg. Auch der Weinbau geht auf diese Zeit zurück. Als das Reiche lamgsam zerbröselte, zogen sich die Eroberer zuerst aus den abgelegenen Provinzen zurück (Römerlager bei Dangstetten), was anderen fremden Mächten die Möglichkeit bot, das Erbe anzutreten.
Im Mittelalter wurde der Klettgau von den Franken beherrscht, welche die Alemannen in die Flucht trieben (Keltenwall bei Altenburg). Aber auch dieses Reich hielt keine Tausend Jahre! Karl der Grosse teilte das Gebiet in zwei Gaue. Der westliche hiess Albgau und wurde erstmals 792 urkundlich erwähnt. Für den östlich gelegenen Klettgau galt die Notburga von Bühl als Patronin und Verwalterin des Katholischen Glaubens, bis die Reformation die evangelische Sicht auch in Schaffhausen etablieren konnte.