Von Kemptthal nach Eidberg (Winterthur)
Marschzeit 3h
Strecke 11.7 km auf 295 m ab 182 m
Karte/n 1:50'000 226T
Anforderung:
Selten hat die Töss dann, wenn ich ihr begegne, etwas Tosendes und Rauschendes. Dennoch stammt ihr Name davon ab, aber da sie sich bei Hochwasser in keinem See austoben kann, fällt mir die Vorstellung nicht schwer, wie sie talwärts stürmte, wenn sie einmal mehr Wasser hätte als die 20 oder 30cm, die ich kenne.
Um sie vielleicht besser zu verstehen, folge ich ihrem Lauf vom Rossberg bei Winterthur bis Sennhof, am Fusse der Kyburg. Ich verlasse also die Bahn in Kemptthal und erklimme gleich jenseits der Geleise und der Kempt den erwähnten Rossberg. Oben stosse ich auf einen idyllisch gelegenen Golfplatz und spaziere gemütlich durch das Grün - auf dem Strässchen natürlich!
Nördlich der Wirtschaft und den diversen anderen Bauten senkt sich der Weg stotzig hinab zur Brücke über die Töss. Sie präsentiert sich als zahmes Flüsschen, lädt mich jedoch trotzdem nicht zu Bade. Ich folge dem Uferweg gegen den Strom und beschreibe einen weiten Bogen um den Gamser. Auf der Gegenseite münden viele kleine Bäche und ab und zu flattert ein kreischender Vogel aus dem Geäst. Ausser den vielen Hunden, die hier ihren Gassi-Gang absolvieren ist kaum Leben.
Kurz vor der Holzbrücke zur Kyburg laufe ich zwischen Töss und einem Kanal. Vermutlich wird weiter oben Elektrizität mit dem Wasser erzeugt. Auch die Industrie in der Mühlau hängt an diesem Tropf.
Fast unvermittelt, am Fusse der Leimegg, schwenkt mein Weg nach links und durchquert das Wohnquartier von Sennhof. Jenseits der Hauptstrasse führt ein nicht ausgeschilderter Weg zu einem Bahnübergang.
Ab hier ist wieder Wanderweg! Er steigt durch den Wald empor und an Mulchingen vorbei nach Iberg. So nennt sich die ausgedehnte Einfamilienhausssiedlung an der nördlichen Flanke des Bolsternbach-Tälchens. Eine wunderschöne Wohnlage, aber tschutten im Garten ist hier nicht! Über den Taapuck verlasse ich für kurze Zeit den Asphalt, aber nach Eidberg müsste ich grosse Umwege laufen, um Natursträsschen geniessen zu können. Um den Bus bin ich aber dann doch froh!
An der Strasse von Baume nach Sternenberg liegt in der Nähe des Höchstocks etwas abseits das Hagherenloch. Nach alten Überlieferungen sollen dort unterirdische Gänge von der Burg Sternenberg zur Burg Werden bei Hittnau zusammen treffen. Der Eingang zum hinteren Teil dieser verzweigten Höhle ist mit einer schweren Eisentüre verschlossen, aber dahinter wird sich ein grosser Schatz vermutet.
Zu vergangenen Zeiten lebte ein armes Mädchen in der Gegend, das heimlich einem reichen Burschen versprochen war. Dessen Vater wollte jedoch nichts wissen von dieser Abmachung, denn die Familie des Mädchens erschien ihm nicht seiner gesellschaftlichen Stellung zu entsprechen, weswegen er sie verachtete.
Ohne jemandem etwas von seiner Seelennot zu verraten, schlich das Mädchen eines Tages ins Hagherenloch, denn es beabsichtigte, einen Teil des verborgenen Schatzes zu holen. Auf diese Weise hoffte es, den Erwartungen des künftigen Schwiegervaters endlich gerecht werden zu können.
Es drang also in die dunkle Welt ein und traf bei dem mächtigen Tor in der muffigen Höhle auf eine schwarze Schlange, die sich um die drei schweren Riegel gewunden hatte. Als diese von der unglücklichen Liebe des Kindes erfuhr, gab sie die Türe frei und das Mädchen konnte ohne Weiteres passieren.
Hinter der Türe, im dunklen, feuchten Schacht traf es dann auf den übermächtigen Drachen, den es aber durch innige Gebete so weit besänftigen konnte, dass er es ebenfalls vorbei laufen liess. Dann füllte es seine Schürze mit kostbaren Goldmünzen, edlem Schmuck und anderen Kostbarkeiten.
Dummerweise vergass es darob, weiter zu beten, was den bösen Drachen so heftig erzürnte, dass er das arme Kind kurzerhand mit Haut und Haar verschlang. Seine Seele blieb jedoch bei diesem Unglück unversehrt, und sie flüchtete als weisse Taube aus dem verwunschenen Loch. Darauf flog sie dreimal um das Haus des Geliebten. Alsdann entschwand der Vogel in den Wolken des Himmels und ward nie mehr wieder gesehen.