Von Ziegelhütte (Flaach) nach Marthalen
Marschzeit 4h
Strecke 16.1 km auf 185 m ab 187 m
Karte/n 1:50'000 215T / 216T
Anforderung:
Die Thurlauf wurde vor einigen Jahren renaturiert, dem Fluss seine Freiheit zurückgegeben, und er mäandriert nun wieder wie zu Urzeiten dem Rhein entgegen. Nach Hochwassern hat sich das Wasser an etlichen Stellen ins natürliche Ufer gefressen, um den Sand und das Kies an anderem Ort wieder liegen zulassen.
Meine Tour startet bei der Ziegelhütte, westlich von Flaach. Diese steht auf der Ostseite des Rheins fast unmittelbar bei der neu gebauten Brücke nach Rüdlingen. Beim Restaurant mit dem gleichen Namen verlässt der Wanderweg die Hauptstrasse und erreicht nach wenigen hundert Metern die Badeanlage und den Campingplatz. Hier finde ich auch den Infopavillon des Naturzentrums Thurauen.
Nach der Info-Pause folge ich weiter den Markierungen dem Rheinufer entlang bis zum Hochwasserdamm. Hier schwenke ich nach links und halte mich an den Schutzwall. So treffe ich auf ein Fahrsträsschen, das ich jedoch sogleich wieder verlasse, um in den Schatten des Auenwaldes zu gelangen.
Von einem hölzernen Turm gewinne ich einen guten Überblick über den letzten Abschnitt der Thur. Nach der Strassenbrücke über diese mache ich einen Abstecher zum Thurspitz und kann so ein wunderschönes Flussbett mit Kiesbänken, Steil- und Flachufern bewundern. Hier leben schon wieder unzählige Pflanzen und Tiere, welche man vorher nie zu Gesicht bekommen hat. Auch der Biber fühlt sich hier wieder wohl.
Zurück bei der Brücke folge ich dem Wanderweg Richtung Niderholz. Hier gibt es Bäume und Bäume und nochmals Bäume. Dann eine Strasse zum Überqueren und wieder Bäume. Dem weiten Bogen einer deutlichen Geländekante folgend gelange ich kurz vor dem Geländepunkt 382 zur Abzweigung nach Südost. Der Kirchweg führt mich dann endlich aus dem Wald hinaus und am Kieswerk vorbei über die Chinzen nach Marthalen.
In einigen spitzen Winkeln durchquere ich den Dorfkern und gelange auf die Ostseite zum Fleudebüel. Von da kann ich die Bahnlinie bereits erkennen, wo es sogar eine Station gibt, an welcher ich die Rückreise antreten kann.
Seit einigen Jahren wird an der ehemals fast schnurgerade korrigierten Thur gebaut. Das grösste Schweizerische Auengebiet zwischen Eggrank bei Alten und der Thurmündung soll durch die Renaturierung des Flusslaufes zu einem nationalen Pilotprojekt werden, das der Pflanzen- und Tierwelt wieder die Heimat bieten kann, die sie benötigen.
In einem eigens zur Information der Besucher erstellten Pavillon kann die Entwicklung von der Begradigung bis zur Wiederbelebung anhand eines Flusslaufes verfolgt werden. Das Modell zeigt die Entstehung von Kiesbänken, erlaubt Blicke hinein ins Erdreich und sorgt für Staunen anhand faszinierender Phänomene.
Den Auenwald erreicht man über einen luftigen Holzsteg und erlebt hautnah das Wesen eines in sich geschlossen Natursystems in unverfälschter Dschungel-Atmosphäre. Dazu lässt sich sein eigenes handwerkliches Geschick unter Beweis stellen.
In diesem ausgedehnten Biotop leben über 50 Vogelarten, unzählige Schmetterlinge und Frösche sowie andere Amphibien. Zudem haben mehrere Biberfamilien hier ein Zuhause gefunden, das sie sich selbständig gestalten können. Diese Eingriffe dienen aber nicht nur der Flora und Fauna, sondern auch dem Fluss selber. Er erhält durch die neue Gestaltung der Ufer seine Dynamik zurück, die ihm durch die Verbauungen genommen worden sind. Er wird also seine Umgebung künftig wieder selber gestalten und kann sich bei Hochwasser in den dafür vorgesehenen Überflutungsräumen ungestört austoben.
Diese Tatsache wird künftig auch die Gemeinde Ellikon und das Flaacherfeld entlasten und vor Überschwemmungen schützen. Dadurch entsteht mehr Sicherheit auch für die betroffenen Menschen und sehr wahrscheinlich auch verbesserte Produktionsbedingungen für die ansässigen Landwirte.
Für interessierte Besucher stehen die weniger sensiblen Flächen zum Entdecken und Beobachten zur Verfügung. Eine attraktive Infrastruktur unterstützt diese Bedürfnisse mit Feuerstellen, Beobachtungsplätzen und dem Naturzentrum. Eine klare Schutzverordnung legt die Spielregeln für alle Beteiligten fest und eine Gruppe ausgebildeter Ranger sorgt einerseits für deren Einhaltung und stehen anderseits für Führungen sowie Fragen zur Verfügung.
Infos: www.naturzentrum-thurauen.ch