Von Bad Ragaz nach Wangs
Marschzeit 4h
Strecke 10.5 km auf 708 m ab 1062 m
Karte/n 1:50'000 237T
Anforderung:
Hochgebirge für Tiefland-Bewohner! Im Pizolgebiet wird dieser Traum wahr. Die bekannte Wintersport-Arena bietet im Sommer traumhafte Möglichkeiten zum Wandern, zum Ausschau halten und einfach zum Sein. Dieser Wandertipp ist absolut keine Neu-Entdeckung, darf aber in keiner Sammlung fehlen.
Mit der Seil- und Sesselbahn fahre ich von Bad Ragaz aus empor zum Mugger Chamm, der Endstation etwas östlich vom Wangsersee und der Pizolhütte. Wer hier schon eine Stärkung benötigt, ist im Restaurant herzlich willkommen.
Der weiss-rot-weiss markierte Weg führt nun weiter parallel zum Kamm und stetig aufwärts zur Wildseeluggen. Diese ist mit 2493 Metern fast so hoch wie der Säntis und gleichzeitig der höchste Punkt der ganzen Route. Wenig tiefer empfängt mich der Wildsee mit seinem winzig kleinen Bruder nebenan.
In einigen engen Kehren steige ich recht stotzig hinab zum Schottensee, wo sich eine längere Pause fast aufdrängt, um die ganze Kulisse so richtig geniessen zu können. Die kommende Etappe erwartet mich nach einem knappen Kilometer mit einem erneuten, anstrengenden Aufstieg auf die andere Seite des Schwarzchopfs. An diesem Punkt bin ich fast exakt gleich hoch wie zwei Stunden vorher. Weiter unten treffe ich auf den Schwarzsee, in dessen Wasser sich die Schwarzhörner spiegeln.
Auf dem Rücken der Baseggla zieht sich der Weg nun geradewegs und mehrheitlich abwärts auf den Gamidaurspitz zu. Kurz davor schwenke ich jedoch nach rechts hinunter zum Baschalvasee, dem letzten in der Gegend. Die 300 Höhenmeter zur Seilbahnstation Gaffia fahren nochmals recht zünftig in die Beine, vielleicht auch deshalb, weil mir das Gasthaus schon jetzt entgegen winkt. Aber nach einigen Spitzkehren erreiche ich endlich die Talsohle und kann nach einer verdienten Stärkung mit der Seilbahn nach Wangs ins Rheintal hinunter fahren.
Es führen viele Wege zum Pizol. Das war schon früher so, das verraten die unzähligen - wahrscheinlich aber wenigstens gezählt! - Festungswerke in der Gegend um Sargans und Bad Ragaz. Während des letzten Weltkrieges musste damit gerechnet werden, dass die deutsche Armee über Österreich versuchen könnte, an die strategisch wichtige Achse nach Italien zu kommen.
Heute ist die Region vor allem touristisch bekannt, im Winter als Schneesport-Destination und im Sommer als Wanderparadies. Beide Male mit fantastischer Weitsicht, falls es das Wetter zulässt.
Zwei Möglichkeiten bestehen aus dem dem Calfeisental, die allerdings beide äusserst anstrengend sind, und mit Wandern im landläufigen Sinn wenig zu tun haben, mehrere Wege führen von Valens herauf und am einfachsten erklimmt man den Pizol von Norden her, wo etliche moderne Seilbahnen zur Verfügung stehen. Die Gondelbahnen von Bagaz waren einst die ältesten Seilbahnen der Schweiz, wurden jedoch 2007 durch eine 8er-Gondelbahn ersetzt. Eine ähnliche Anlage befördert die Bahn in etlichen Etappen von Wangs herauf bis zur Pizolhütte. Diese bietet heute keine Betten mehr an, erlaubt jedoch die Zuführung von schmackhaft zubereiteten Kalorien.
Die 5-Seen-Wanderung zählt heute zu den Wanderklassikern. Sie verbindet fünf kleinere und stattlichere Bergseen in einer wahrlich traumhaften Kulisse. Da ich mir keine Namen von Berggipfeln merken kann und deren Aussehen noch weniger, möchte ich an dieser Stelle auf die guten Karten von swisstopo oder die Prospekte der Bergbahnen verweisen. Verlangt aber bitte von Euren Kindern nicht, dass sie diese am Abend zu Hause noch alle kennen!
Zusammen mit der Region Flumserberge bildet das Pizolgebiet die Marke Heidiland. Das verwundert eigentlich nicht besonders, bruht doch auch ein schöner Teil der Entstehungsgeschichte unseres Landes einer Romanfigur, und dies noch von einem deutschen Dichter.