Von Grabs zur Voralp
Marschzeit 2h30min
Strecke 6.3 km auf 798 m ab 53 m
Karte/n 1:50'000 237T
Anforderung:
Viele Leute glauben, wenn sie durch das Toggenburg der Thur entlang hinauffahren und auf der anderen Seite ins Rheintal hinab, sie kämen dann nach Buchs. Stimmt so nicht! Natürlich gibt es Strassen nach Buchs, aber das erste stattliche Dorf, sozusagen ein Vorort von Buchs, heisst Gams. Zwischen diesem und Buchs liegt Grabs mit rund 7000 Einwohnern. Grabs zählt mit 54 km2 nicht zu den bescheidenen Gemeinden. Sie reicht hinauf bis zum Voralpsee, und da führt auch diese Wanderung hin.
Aus dem Dorfzentrum führt eine breite Strasse in ungefähr westlicher Richtung und steigt dann in weiten, gut sichtbaren Kehren Hang aufwärts. Am Ortsrand verlasse ich sie, überquere den Walchenbach, der manchmal recht ungestüm heran poltert und folge dem etwa 100 Meter tiefen Taleinschnitt an der nach Süden gerichteten Flanke. Der Weg schlängelt sich höher und höher, immer darauf bedacht, die Strassen zu meiden.
Bei den Höfen von Hof bietet ein kurzer Abstecher die Möglichkeit, allenfalls unerträglich gewordenen Durst oder Hunger zu stillen. Ganz unten am Fluss steht etwas abgeschieden ein Wirtshaus. Das Löschwasser hinter dem Haus ist nicht gedacht, den Durst zu löschen!
Wieder zurück auf dem Weg erreiche ich an unzähligen, weit im Land verstreuten Höfen oberhalb Amadang das Strässchen für ein kurzes Hallo. Dann geht‘s wieder auf unbefestigtem Pfad weiter zur Leverschwendi. Hier treffe ich wieder auf den Walchenbach, der da oben noch nichts weiss, was ihm weiter unter bevorsteht.
Jenseits des Wasserlaufes mündet der Wanderweg in das Strässchen, auf dem auch das Postauto verkehrt, und geleitet mich zum Kurhaus Voralp. Das Gasthaus bietet nicht nur eine erlesene Speisekarte sondern auch Zimmer für einen längeren Aufenthalt. Denn die Gegend bietet sehr viel. Zum Beispiel den nahen See zum erfrischenden Bade! Oder die Wälder voller Pilze und Heidelbeeren. Und für die Rückreise einen Bus im Zweistunden-Takt.
Im Testament des Churer Bischofs Tello aus dem Jahr 765 wird der Ort Pogio erstmals erwähnt. Später wechselte der Name in Bucas, Bugu und 1484 hiess das heutige Buchs dann Bux. Seit dem 9. Jahrhundert gehört auch die Kirche St. Jörgen zur Siedlung. Anfangs des 15. Jahrhunderts wechselte Buchs mit dem gesamte Umfeld von der Grafschaft Werdenberg zu denen von Montfort-Tettnang. Später erwarb Glarus das Gebiet und führte auch die Reformation ein. Während der Zeit der Helvetischen Republik wurde Buchs zum Kanton Linth geschlagen und 1803 schliesslich zum Kanton St. Gallen.
Dank des Grenzbahnhofs für den grenzüberschreitenden (oder besser -überfahrenden) Personenverkehr und auch Güterverkehr erlangte Buchs internationale Bekanntheit. Eine wichtige Rolle spielte der Bezirkshauptort auch für die Flüchtlingspolitik während es Zweiten Weltkrieges. Tausende von Vertriebenen wurden an der Grenze in diesem Abschnitt zurück geschickt, wohl im Wissen, dass dies eine Reise in den sichere Tod bedeutete.
Heute beherbergt Buchs eine interstaatliche Hochschule für Technik - NTB, die schon öfters mit technischen Meisterleistungen und bahnbrechenden Errungenschaften für Aufsehen gesorgt hat. Sie ist Teil der Fachhochschule Ostschweiz, zu der seit 2009 auch die Hochschule für Technik und Wirtschaft Chur gehört.
Heute zählt Buchs dank der guten Anbindung an das Netz des Öffentlichen Verkehrs etwa 12‘000 Einwohner und gilt deshalb nach schweizerischer Gepflogenheit als Stadt. Diese gilt vornehmlich als Durchgangs-Destination, obwohl etliche Gebäude durchaus als Sehenswürdigkeiten bezeichnet werden können. An erster Stelle ist das wohl das im neubarocken Stil erbaute Rats- und Gerichtshaus. Eine besondere Anziehung geniesst das Seelein beim Schloss Werdenberg. Es lädt zum Spazieren und Flanieren in traumhafter Kulisse ein.
Neben einem interessanten Greifvogelpark am Schützenhausweg verfügt die Gegend um Buchs über ein enges Netz von gepflegten und abwechslungsreichen Wanderwegen, vor allem auf dem Buchserberg. Die warmen Winter der jüngsten Vergangenheit haben dem Wintersport auf der bescheidenen Höhe sehr geschadet.