Von Bad Ragaz nach Valens
Marschzeit 2h30min
Strecke 7.8 km auf 577 m ab 163 m
Karte/n 1:50'000 237T / 247T
Anforderung:
Pfäfers meint nicht das alte Badehotel im ewigen Schatten der Taminaschlucht, sondern ein Dorf auf einer sonnigen Terrasse hoch über dem Rheintal mit einem ehemaligen Benediktiner-Kloster im Stile des Barock. Zu diesem gehörte natürlich auch eine wunderschöne Kirche, die dem Heiligen Pirmin geweiht ist. Seit 1845 beherbergen diese Gemäuer eine psychiatrische Klinik.
Die hier vorgestellte Wanderung startet in Bad Ragaz und folgt vom Bahnhof aus auf einem schmalen Fussweg der schnurgeraden Tamina bis zu den modernen Thermalbädern am Fusse des Pirminsberges.
Ein steiler Fussweg windet sich in vielen engen Kehren bergwärts und begegnet dabei dreimal der Fahrstrasse. Bei der Burg Wartenstein bleibe ich ihr treu und wandere gemütlich am ehemaligen Kloster vorbei. Parallel zur Strasse, manchmal auch auf ihr selber, steige ich nun stetig aufwärts an der östlichen Kante zur Taminaschlucht und bestaune die elegante Brücke über diese sowie die Kulisse mit dem Pizol.
Hinter Vaschnäris verabschiede ich mich endgültig von der Strasse und steige immer steiler hinunter zu der interessanten Stelle, wo sich die Felswände beider Schluchtseiten berühren, also eine Naturbrücke bilden. Unter mir rauscht das Wasser der Tamina.
Nach wenigen Kehren besteht die Möglichkeit, zum alten Bad Pfäfers zu gelangen. Dort wird nicht mehr gebadet, die ehrwürdigen Gebäude beherbergen heute ein interessantes Museum zur Geschichte dieses Ortes, wo früher Patienten in Weidenkörben an Seilen zum heilenden Wasser abgeseilt wurden. Der Gang zur Quelle kostet eine Kleinigkeit, ist aber zu empfehlen..
Recht stotzig steige ich empor zurück in die Gegenwart. Sobald ich aus dem Wald trete, und mich die Sonne blendet, stehe ich vor der neuzeitlichen Höhenklinik Valens. Es ist ein Reha-Zentrum für Rheumakranke, denen ebenfalls Bäder in Thermalwasser verschrieben werden. Etwas weiter oben treffe ich auf die Kirche und dann auf die Strasse mit der Haltestelle des Postautos.
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Wie fast alle anderen Flüsse in der Schweiz mit einer einigermassen regelmässigen Wassermenge, ereilte auch die Tamina im Sarganserland das Schicksal, elektrischen Strom erzeugen zu müssen. Allerdings kam sie erst ziemlich spät zu dieser Ehre.
In den Jahren 1971 bis 1978 erbauten die Kraftwerke Sarganserland (Axpo und Kanton SG) zuhinterst im Tal den Gigerwald-Stausee, der rund 33Mio m3 Wasser speichern kann. Er wird allerdings nicht allein durch den Zufluss der Tamina und anderer Bäche gespiesen, sondern auch durch die Pumpen beim Kraftwerk Mapragg, unterhalb Vättis. Die 150m hohe und 430m breite Bogenmauer erlaubt die Zufahrt zum kleinen Weiler Gigerwald, der fast vergessen von der Welt am hinteren Ende des Stausees sein karges Dasein fristet. Es besteht zur Hauptsache aus einem äusserst heimeligen Berggasthaus im typischen Walserstil, vier oder fünf weiteren Häusern und einer hübschen Kapelle, die dem Ort ihren Namen gegeben hat. Nach St. Martin führt im Sommer eine Postautolinie, denn der Ort ist Ausgangspunkt etlicher Wanderrouten ins Pizolgebiet.
Weiter unten im Tal steht die Talsperre Mapragg und staut die Tamina zum zweiten Mal. Im Kraftwerk werden 280MW Strom erzeugt, ein grosser Teil des Wassers aber zurückgehalten, um von den erwähnten Pumpen wieder in den Gigerwald-See zurück gepumpt zu werden. Dies geschieht während sogenannten Schwachlastzeiten, also in der Nacht, wenn zwar Strom aus den AKWs vorhanden wäre, dieser aber nicht gebraucht wird. Leider ist das Baden in diesen Seen verboten, weil der Wasserstand ganz plötzlich anschwellen oder fallen kann und dabei gefährliche Strömungen entstehen.
Lange Zeit wurde befürchtet, dieser massive Eingriff in den Lauf der Tamina könnte die Thermalquelle in der Schlucht bei Bad Ragaz beeinträchtigen. Aber Messungen haben ergeben, dass diese Quelle während des ganzen Jahres eine konstante Menge warmes und an Mineralien reiches Wasser liefert. Dieses stammt offensichtlich aus einem riesigen unterirdischen Reservoir und ist etwa 200 Jahre unterwegs, bevor es wieder zu Tage tritt. Interessanterweise spielt es keine Rolle, ob an der Oberfläche viel Schnee liegt, viel Regen fällt oder ob in trockenen Jahren wenig Wasser versickert.