Von Tschuggen (Ragnatsch) nach Oberschan
Marschzeit 3h30min
Strecke 11.1 km auf 194 m ab 1238 m
Karte/n 1:50'000 237T
Anforderung:
Etwa 5 Kilometer westlich von Sargans liegt der kleine Weiler Ragnatsch. Bekannt ist der Ort geworden durch den in nächster Nachbarschaft gebauten Versuchsstollen, in welchem verschiedenste Bautechniken und Materialien für den Tunnelbau entworfen und geprüft wurden.
Nicht weit von dessen Eingang startet die Seilbahn über wilde Felsbänder hinauf nach Tschuggen, wo ich meine Tour beginne. Erst folge ich der Strasse, die in einer scharfen Kehre die Häuser von Labria ansteuert. Dort benützt der Wanderweg eine Abkürzung, trifft jedoch das Strässchen immer wieder auf dem Weg zum Buechboden. Just bei der Waldgrenze erlaubt die Fluh der Flidachöpf, sie auf sicherem Weg zu durchsteigen. Dahinter stehen die Hütten von Stofel über der weiten Schaneralp.
„Hinter“ dem Trunachopf schlenkert sich der Weg nun stotzig abwärts, um bei der Alpläui den Sevelerbach zu überqueren. Diesem werde ich unterhalb des Bärentobels nochmals begegnen, wenn ich nach den beiden langen Schleifen zur nördlichsten Ecke des Schaner Bergs mit den imposanten Alpgebäuden zurück kehre. Die ausgedehnten Weideflächen bieten aber auch vielen Tieren einen wunderschönen Aufenthalt, denn Bären leben hier ja wohl schon seit längerer Zeit keine mehr.
Allerdings steht vorher noch das Kaiseriloch mit dem gut versteckten, künstlich gestauten Weier auf dem Programm. Was der mit dem Kaiser gemein haben soll, hat sich mir nicht erschlossen. Etwas weiter unten stosse ich auf das besser ausgebaute Strässchen, von dem ich mich jedoch wenige Meter nach der Brücke wieder verabschiede.
Fast parallel zum Bach führt mich nun der Pfad in unzähligen Kurven um die Geländenase herum zum einsam am Weg ausharrenden Häuschen Zerstruis. In meinen Ohren klingt das fast holländisch, aber ich bin immer noch im St. Galler Rheintal! Links unter mir liegt das schmale Schaner Riet, das von der Armee weitgehend verschont geblieben ist. Der Schiessplatz der ehemaligen Festung Magletsch liegt weiter nördlich, und der 300m-Stand steht beim Nachbarsumpf.
Schliesslich gelange ich nach Oberschan mit einer Bushaltestelle.
Am Fusse des Runenbergs nicht weit von Flums befindet sich einer der seltsamsten Stollen der Schweiz. Er wurde im ausgehenden 20. Jahrhundert kilometerweit in den harten Kalkfelsen gesprengt, um neue Bautechniken, Materialien für den Tunnelbau zu entwickeln und im täglichen Betrieb auszuprobieren.
Die unvergleichliche Versuchs-, Schulungs- und Trainingsanlage wurde von einem Konsortium um den Bauingenieur Amberg für die damals immensen Kosten von 20 Millionen CHF im Hinblick auf den Bau des Gotthard-Basistunnels erstellt. Die dort verbauten Materialien sollten gemäss Bundesvorgabe hundert Jahre überleben. Natürlich blieb keine Zeit, dies eins zu eins nachzustellen, sonst müssten wir ja noch über 50 Jahre mit dem wirklichen Tunnelbau warten.
Der gewählte Ort für diese einzigartigen Einrichtung ist natürlich ganz bewusst gewählt worden. Die bekannte Glarner Hauptüberschiebung ist ein bedeutender geologischer Fehler, wie er auch andernorts vorkommt. Allerdings ist die Besonderheit des Gebirgsaufbaus nicht überall so gut zugänglich und so leicht zu erforschen. Die Möglichkeit, im Tunnelbau durch die Alpen auf derartige Störungen zu treffen, ist naturbedingt recht gross. Folglich besteht eine grosse Nachfrage, unvorhersehbare Situationen exemplarisch zu studieren, um darauf vorbereitet zu sein
Heute umfasst das Stollenwerk beim Hagerbach, das seit einigen Jahren zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, eine Länge von über 5km und bietet ein umfassendes Programm für Besucher an. Zum einen werden Führungen zu diversen geologisch interessanten Themen durchgeführt, die Räumlichkeiten lassen sich allerdings auch für Veranstaltungen externen Firmen und Vereine, also von Opernaufführungen bis zu exzentrischen Modeschauen, mieten.
Weiterhin im Zentrum stehen die vielen Stollen, Kavernen sowie Labors mit dazugehörenden Schulungsräumen jedoch für Forschungsseminare oder Materialprüfungen unter wirklichkeitsgetreuen Bedingungen. Dazu reisen jedes Jahr Spezialistenteams aus der ganzen Welt ins Seeztal, um Grundlagen für Projekte im Tunnel- und/oder Bergbau zu erarbeiten.