Von Mapragg (Valens) nach Vättis
Marschzeit 3h
Strecke 7.0 km auf 872 m ab 173 m
Karte/n 1:50'000 247T
Anforderung:
Der Vättnerberg beherbergt eine grosse Zahl von Murmeltieren, denen der Wanderer fast sicher begegnet, denn die klugen Tiere wissen ganz genau, dass Menschen mit farbigen Jacken nichts Böses im Schilde führen.
Bei der Staumauer Mapragg verlasse ich das Postauto und verlasse bei der Haarnadelkurve auf der Westseite die Strasse, um sogleich recht stotzig bergwärts zu marschieren. Ich gewinne rasch an Höhe und der Horizont weitet sich mit jedem Meter - und es sind deren viele!
Nach etwas anderthalb Stunden verlasse ich den munteren Bach, der vom Muntaluna herab rauscht und erreiche bald die Baumgrenze. Auf der weiten Fläche tummeln sich die Tiere von der nahen Alp bei Findels. Ein unübersehbares Wegkreuz beschützt sie vor den allgegenwärtigen Gefahren.
Tief unter mir liegt der lange, schmale Stausee, aber er gibt ein eher klägliches Bild, denn der Wasserstand ist tief und zeigt ein braunes Band dem Ufer entlang. Dahinter erhebt sich der lange Rücken der Calanda mit der beinahe 3000 Meter hohen Haldensteiner Calanda.
Gemütlicher zieht sich mein Weg nun hinüber zum Vättnerberg, wo sich eine Gruppe Ferienhäuser versammeln. Die Namen Grasplon und Feuscha stammen wohl noch aus der Zeit, als die Walser diese Gegend besiedelten. Oder sie dokumentiueren die Nähe des Rätoromanischen. An der Kante über dem Radeintobel empfängt mich die Bergstation der Seilbahn, mit der ich bequem und in kurzer Zeit hinunter in den Boden des Taminatales fahre.
Deutlich spüre ich den Druckanstieg in den Ohren, als ich die Kabine im Gaspus verlasse. Dem Waldrand entlang spaziere ich weiter in etwa südwestlicher Richtung und treffe bald auf das asphaltierte Strässchen, auf dem ich über den Chrüzbach den ersten Häusern von Vättis begegne. Nicht weit von der Kirche mit dem Zwiebelturm stehen die beiden Hotels Calanda und Tamina, wo ich mich vor der Rückfahrt mit dem Postauto bestens verpflegen kann.
Die Axpo betreibt an der Tamina mit den zwei Stauseen im Gigerwald bei St. Martin und bei Mapragg zwei Speicherseen zur Gewinnung von elektrischer Energie.
An der Ostflanke des Piz Sardona, wo die Tamina entspringt, wird der Fluss des wilden Bergbachs durch eine 147 Meter hohe und 430 Meter breite Bogenstaumauer gehemmt. Der aufgestaute See ist fast 3km lang und fasst 35.6 Mio km3 Wasser. Dieses wird im Bedarfsfall durch einen fast 8km langen Stollen zur Zentrale Mapragg geleitet, wo mittels dreier Francisturbinen Strom erzeugt wird. Mit überschüssiger Energie aus den Kernkraftwerken im Unterland wird in der Nacht das aufgefangene Wasser wieder hochgepumpt auf über 1300 müM.
Der Stausee Mapragg staut also nicht nur die Tamina ein zweites Mal, sondern funktioniert auch als Speicherbecken. Ist genügend Wasser vorhanden, lässt sich in einer zweiten Stufe im Kraftwerk Sarelli zwischen Landquart und Bad Ragaz am Rhein nochmals Energie gewinnen. Die Turbinen hier liegen über 300 Meter tiefer als der See im Taminatal. Die komplette Leistung aller fünf Turbinen beträgt so 370’000 kW, was allerdings eine Wassermenge von 105m3/sec erfordert.
Um diese enorme Menge zu erreichen wird auch Wasser vom Guferbach im nahen Weisstannental gefasst und in den Gigerwaldsee geleitet.
Am oberen Ende des Gigerwald-Stausees liegt die urtümliche Walsersiedlung St. Martin, die sich dem Besucher darbietet wie ein Freilichtmuseum. Am Wohnhaus gegenüber dem Kirchlein ist noch einigermassen deutlich die Jahreszahl 1588 zu lesen. Zwischen dem 14. und dem 17. Jahrhundert lebten hier etwa 100 freie Walser ein wohl recht hartes Leben in der Abgeschiedenheit.
Das ehemalige Mesmerhaus beherbergt eine Wirtschaft, in der müde Wanderer auch in Doppelzimmern oder im Massenlager übernachten können, wenn sie anderntags noch weiter wollen. Anbieten würde sich der Heidelpass hinüber ins Weisstannental.