Von Rasa (Centovalli) nach Arcegno
Marschzeit 4h
Strecke 10.3 km auf 610 m ab 1110 m
Karte/n 1:33'333 Nr 3308
Anforderung:
Der Gipfel hoch über dem Lago Maggiore hat nichts Adeliges - er schreibt sich auch ohne R. Dennoch ist die Aussicht vom höchsten Punkt wahrhaft königlich.
Von der Bahnstation Verdasio - etwas gar weit vom Dorf entfernt: 1.4km und 714 Höhenmeter! - zwischen Intragna und der Landesgrenze im Centovalli fährt eine Seilbahn hinauf nach Rasa hoch über der Melezza. Der Blick hinunter ins Tal raubt einem schon während der Fahrt fast den Atem. Die Tatsache, dass in fast jeder Runse ein schäumender Bach in die Tiefe rauscht, erklärt den Namen Centovalli.
Der Wanderweg folgt vorerst der Krete und hüpft sozusagen von Lichtung zu Lichtung, welche die Menschen für ihre Dörfchen aus dem Wald gehauen haben.
Die erste Siedlung heisst Monti und besteht nur aus wenigen Steinhäusern, von denen aber nicht mehr alle bewohnbar sind.
Die Häuser von Termine stehen einzeln, und auf dem kargen Boden wurde gerade mal so viel Holz gerodet, dass es für die Selbstversorgung reichte. Damals galten sogar die Kastanien als Grundnahrungsmittel. Weiter östlich findet etwas mehr Leben statt. Am Südhang gibt es sogar eine Strasse vom See herauf, welche die Häuser und Weiler miteinander verbindet.
Von Casone aus kann ich schon den Gipfel des langgezogenen Hügels erkennen. Es ist nicht mehr weit! Etwas darunter zweigt der Weg hinunter nach Arcegno ab und überwindet in ungezählten Spitzkehren die Höhenmeter.
Tief unter mir glänzt das gekräuselte Wasser des Lago Maggiore in der Sonne, und auf meiner Haut glänzt der Schweiss. Aber nach wenigen Minuten tauche ich wieder in den Schatten des Waldes, der bis an die ersten Häuser meines Tagesziels Arcegno reicht. Hier holt mich das Postauto ab.
Zusammen mit Teilen von Locarno, Ascona und Solduno bevölkert Losone weite Teile des ausgedehnten Mündungsgebietes der Maggia und der Melezza. Während Locarno als eines der bedeutendsten Wirtschaftszentren des Tessins und Ascona als Touristenzentrum mit Hang zum Mondänen bekannt sind, kennt man Losone in der Schweiz eher als Garnisonstadt der Schweizer Armee.
Nach dem Zweiten Weltkrieg liess die Armee in der Arbigo-Ebene ein Ausbildungszentrum erbauen. Vor deren Eröffnung im Jahre 1951 wurden dort in einem Barackenlager polnische und ukrainische Soldaten interniert. Um diese zu beschäftigen, halfen sie tatkräftig mit, die Strasse von Golino nach Arcegno zu bauen.
Auf dem entstandenen Waffenplatz erhielten zwischen 1973 und 2000 Sanitätssoldaten und bis 2006 Grenadiere ihre Ausbildung. Anschliessend standen die Gebäude leer, aber die Armee wollte das Areal nicht für ein Museum für Raumentwicklung, Archäologie und Naturwissenschaften hergeben. Erst 2014 wurde ein Asylaufnahmezentrum eingerichtet. 170 Flüchtlinge fanden eine vorübergehende Bleibe. Die hier gestrandeten Personen stammten vorwiegend aus Afghanistan, Eritrea, Libyen, Nigeria, Somalia, Sudan und Syrien. Zum Teil durften sie gemeinnützige Arbeiten gegen ein bescheidenes Entgelt verrichten. Eingesetzt wurden sie in der Waldpflege, der Wegreinigung oder Abfallentsorgung in Losone und der nahen Umgebung. Viele Einheimische organisierten im Rahmen von Freiwilligenarbeit Kurse für die Fremden in Deutscher Sprache, Begegnungsabende und Hilfe im bürokratischen Dschungel.
Archäologische Funde weisen nach, dass das heutige Gebiet von Losone schon in der Jungsteinzeit, also um 12’000 v.Chr., besiedelt war. Auch aus den ersten Jahrhunderten n.Chr. wurden Grabausstattungen gefunden. Und - wie sollte es auch anders sein? - sogar die Römer hinterliessen hier ihre Spuren in Form eines Grabes bei Arcegno.
Erste schriftliche Erwähnungen gehen auf das Jahr 1061 zurück, und der Ortsname de Loxono stammt vermutlich vom Keltische „grosser Stein“. Die Entwicklung in der Moderne fusst auf dem Bau der Brücke über die Maggia 1815 und deren Eindämmung, um Überschwemmungen zu vermeiden.