Vom Monte Generoso nach Maroggia
Marschzeit 3h30min
Strecke 9.9 km auf 290 m ab 1617 m
Karte/n 1:50'000 286T
Anforderung:
Ich mag nicht unter einem Sessellift oder entlang einer Seilbahntrasse einen Berg erklimmen. Abwärts fällt mir das leichter, aber wenn Sie möchten, könnten Sie diese Tour auch in umgekehrter Richtung bewältigen oder eine andere Variante aushecken.
Der Weg vom Gipfel des Mte Generoso mit dem neuen Hotel Fiore di Pietra von Mario Botta und dem Observatorio daneben hinunter zur Station Bellavista ist schnell beschrieben. Er führt entlang der Schienen und weicht nur dort aus, so die Bahn in einem Tunnel eine Felsrippe durchquert.
Bei der erwähnten Station Bellavista schwenke ich nach rechts und folge dem markierten Weg leicht abwärts. Nach wenigen hundert Metern muss ich aber die Bremse anziehen, denn es geht in bekanntem Zickzack steil hinunter an den Felsen Mostracù vorbei zum Bachlauf des Viganale und weiter zur Alpe di Melano.
Hinterher wird’s etwas gemütlicher, aber von Aussicht geniessen während des Laufens rate ich dennoch ab. Die hatte ich ja oben auf dem Gipfel. Jetzt konzentriere ich mich auf den unebenen Weg. Dieser folgt genau der Form der Bergflanke zwischen schroffen Felsen hindurch ins Valle della Carbonera. Das muss wohl etwas mit Kohlemeiler zu tun haben.
Nach dem tiefen Einschnitt der Sovaglia, die sich über mehrere Wasserfälle in die Tiefe stürzt, treffe ich bei Suldìn auf ein Wegkreuz. Jeder, den den Abstieg bis hierher unversehrt geschafft hat, kann sich nun an der richtigen Stelle bedanken.
Schon bald erreiche ich die obersten Rebhänge und das Dorf Rovio, das auf den ersten Blick aussieht, wie wenn es aus einem einzigen Gebäude bestünde. Zwischen den Häusern gibt es fast nur enge Gassen. Wer jetzt schon wacklige Kniescheiben hat, steigt hier, etwas westlich des Dorfkerns, in den Bus, und für alle anderen führt ein Weg über Costa und Ronco zur Bahnlinie jenseits der Autobahn A2 mit der Station Maroggia-Melano.
Auf soliden Holzbänken sitzend erklimmen wir im Generoso-Bähnchen den dritten markanten Gipfel am Luganersee. Neben dem Monte Bré und dem San Salvataore ist es der Monte Generoso. Da es keine Strasse gibt, auf welcher man mit dem Auto empor fahren könnte, mussten zur Eröffnungsfeier des neuen Gipfelhotels im Frühjahr 2017 auch die VIPs mit dieser Bahn die 9km lange Strecke zurücklegen. Die steilste Stelle überwindet ganze 14% Steigung.
Die Bahn wurde 1941 vom Migrosgründer Gottlieb Duttweiler gekauft und somit vor dem Verschwinden bewahrt. Folglich hat auch die Migros den Bau der Fiore di Pietra initiiert und nun zum Fest auf 1700 müM geladen.
Der bekannte Architekt Mario Botta hat auf einer Felsnase mit wahrhaft atemberaubender Aussicht hinunter auf den tiefblauen Luganersee mit der fantastischen Bergkulisse eine Steinblume gesetzt, die sich gerade in diesem Augenblick aus der Knospe löst und alsbald ihre Blätter entfalten wird. Botta kennt den Generoso schon seit seiner Jugendzeit, und es war gerade dieser Blick hinaus in die Welt, der ihn zu diesem Bau inspiriert hat.
Die Fiore di Pietra ist nicht das erste Bauwerk auf einem der zahllosen Berge seiner Heimat. Schon mit den Entwürfen der Kapelle Santa Maria degli Angeli auf dem Monte Tamaro und der Kirche San Giovanni Battista im Mogno hat Botta aufgezeigt, dass er in der Lage ist, Bauwerke zu erstellen, die trotz ihrer Moderne mit der Region eng verbunden sind. Die Lösung ist die Verwendung von lokalen Baumaterialien und Formen.
Auf dem Generoso kamen als besondere Herausforderungen noch die knappe Grundfläche und die exponierte Position dazu. Dennoch gelang ihm die Gestaltung einer äusserst kreativen und der Natur widerstehenden Skulptur. Der schichtweise Aufbau der umstehenden Felsformationen spiegelt sich in der Fassade des Hauses wieder aus rauem und glatt geschliffenem Granit.
Kaum etwas erinnert heute mehr an die schwierige und aufwändige Lösung der logistischen Probleme, an diesem Platz ein derartiges Werk zu bauen. Dazu gehörte auch eine neue Wasserleitung hinab ins Val di Muggio.