Von Sauru nach Claro (Bellinzona)
Marschzeit 2h
Strecke 5.4 km auf 62 m ab 900 m
Karte/n 1:50'000 265T
Anforderung:
Bellinzona ist bekannt für seine drei mittelalterlichen Wehranlagen, dem Montebello, Castelgrande und dem Sasso Corbaro. Den wohl schönsten Blick auf die Stadt und die Burgen hat man auf dem Abstieg an der Westseite der nahen Monti di Sauru.
Nach Lumino an der Moesa und an der A13 sowie einem Restgeleise der ehemaligen Misoxbahn gelegen, gelange ich mit dem Bus. Aus der Dorfmitte wandere ich Richtung Nordost und gelange so zum grossen Parkplatz bei der Talstation der Gondelbahn jenseits des Riale Grande. Die Bahn bringt mich bequem hinauf auf die über 1300 Meter hoch gelegene Krete der Monti. Für einen anregenden Kaffee im Restaurant stimmt die Zeit exakt.
Der Ausblick hinab ins Misox ist berauschend, auch wenn die langgezogene Rippe die Leventina und die grossen Orte um Bellinzona verschwinden lassen. Der Abstieg folgt vorerst der Kante und schwenkt dann bei den Hütten von Parusciana nach rechts. Die wenigsten Häuser dieser verstreuten Siedlung scheinen noch bewohnt, aber ich möchte auch nicht von da jeden Tag zur Schule im Tal!
Wikipedia kennt nur das Pozzuolo im Friaul, diese vier oder fünf Häuser mit dem gleichen Namen sind kaum erwähnt. Etwas weiter nördlich liegt die Waldlichtung Ai. Mit diesem Namen geht es mir am Computer genau gleich. Anders verhält es sich mit Cavri, aber da führt ja sogar ein Strässchen hinauf.
Diesem folge ich quer durch das Valle del Molino, zweige dann jedoch ab zum Monastero di Sta Maria. Das Benediktinerkloster wurde 1490 auf einem Felsvorsprung 300 Meter hoch über dem Ort Claro inmitten eines Kastanienwaldes gebaut. Es ist das älteste Kloster im Tessin.
Eine Seilbahn erspart mir den beschwerlichen Abstieg durch die wilde Caürga. Es bleibt anschliessend immer noch ein langer Weg von Brogo hinab zur Hauptstrasse mit der Bushaltestelle Claro. Die Eisenbahn hält hier schon länger nicht mehr.
Bellinzona, der Hauptort des Kantons Tessin, ist nicht mehr nur einfach eine Stadt, sondern versteht sich eher als Agglomeration, bestehend aus dem „Kern“ und den einverleibten Orten Camorino, Giubiasco, Sementina, Mte. Carasso, Arbedo, Gorduno und Castione, die zusammen etwas weniger als 50’000 Einwohner zählen.
Der Ort liegt im Tal des Ticino und bildet ungefähr die Grenze zwischen dem Sopraceneri, dem nördlichen Kantonsteil, und dem Sottoceneri, dem Südtessin. Das Areal der Stadt hängt zusammen mit der weit ausholenden Fläche der Magadinoebene, ein Ergebnis der Nacheiszeit, ebenso wie die daraus heraus ragenden Felsbrocken.
Im Jahre 590 n.Chr. wird Bellinzona erstmals erwähnt als Bellitiona. Diese Bezeichnung änderte in den Jahrhunderten stetig, aber die Bedeutung dieses Namens konnte bis heute nicht einwandfrei geklärt werden.
Der Ort ist der Schlüssel zu den wichtigsten Alpenübergängen, spielt also seit seinem Bestehen eine strategisch wichtige Rolle im Transitverkehr über den Gotthard, den Lukmanier und den San Bernardino. Gemäss Ausgrabungen kann angenommen werden, dass die Stadt seit 4000 Jahren bewohnt ist. Die ersten Siedlungen befanden sich am Hang, wo heute das Castel Grande thront. Von dort oben war eine Verteidigung leichter möglich, und die Bewohner waren sicher vor Hochwassern.
Kurz vor Christi Geburt war Bellinzona Teil des Römischen Reiches. Damals wurde die Burg weiter ausgebaut, aber eine eigentliche Festung entstand auf dem Hügel erst unter den Langobarden. Im Jahre 590 erschienen die Franken vor den Toren der Stadt, und weitere 500 Jahre später ersetzten Steinmauern die anfälligen Holzpalisaden.
Die beiden Mailänder Brüder Visconti eroberten 1340 die Stadt ihrer Begierde erst nach monatelanger Belagerung und erweiterten die Verteidigungslinie mit drei Burgen quer durch das Tal: Castelgrande, Castello die Montebello und Castello di Sasso Corbaro. Trotzdem gelang dem Französischen König Louis XII. die erneute Eroberung, aber die Bewohner verkauften Bellinzona hinter seinem Rücken an die Eidgenossen.