Von der Bettmeralp zur Fiescheralp
Marschzeit 3h
Strecke 9.0 km auf 544 m ab 535 m
Karte/n 1:50'000 264T
Anforderung:
Wenn Sie die Wanderkarte des Aletschgebietes anschauen, wird Ihnen wahrscheinlich schwindlig ob all der Pfade, die da als Wanderwege ausgeschildert sind. Kurz gesagt sind alle Wege Wanderwege. Fast! Denn seit die Klimaerwärmung den Permafrost auftauen lässt, sind etliche Hänge ins Rutschen geraten! Um keine Wanderer in Gefahr zu bringen, wurden deshalb etliche Wege, die vielleicht auf Ihrer Karte noch existieren, gesperrt! Achten Sie deshalb unbedingt auf allfällige Hinweise!
Um von meinem Ausgangspunkt, der Seilbahn-Bergstation Blausee zu den Chatzulecher zu gelangen, steige ich also Richtung Westen und unterquere die Seile der Moosfluebahn. Bald schwenke ich nach rechts und nähere mich dem Moränenkamm bei deren Bergstation.
Dieser markanten Linie folge ich einen knappen Kilometer weit und steige dann hinab zum noch vorhandenen Rest des gigantischen Eisstromes. Dieser Anblick hat etwas Mystisches, auch wenn die Zunge schon arg gelitten hat unter den steigenden Temperaturen. Bei den Chatzulechern - wer hat wohl diesen Namen erfunden? - gab es eine Spur hinab zum „ewigen“ Eis, das ebenso vergänglich ist, wie wir es sind. Vielleicht ist sie inzwischen auch nicht mehr?
Nach dem Aufstieg zur Krete auf dem gleichen Pfad eröffnet sich das fantastische Panorama der Südflanke. Es ist ein völlig anderes. Dutzende von Bergbahnen führen die Touristen auf jeden Hoger, aber ich war ja auch froh, dass ich nicht von der Rhône herauf steigen musste! Der Blick in die Weite lässt nochmals spüren, wie klein ich bin.
Nach einer längeren Falspassage, die jedoch leicht zu bewältigen ist, erreiche ich den Hohbalm. Hier zweigt mein Weg ab und neigt sich hinunter gegen den langen, schmalen Schönboden-See. Über meinem Kopf verkehren die Kabinen der Bettmerhorn-Bahn.
Um die Schönbielbahn nicht zu verfehlen, verlasse ich die eingeschlagene Richtung beim Punkt 2424 und gelange nach einigen Kehren deren Bergstation. Nach wenigen Minuten gelange ich so zur Bettmeralp.
Der grosse Aletschgletscher ist flächenmässig der grösste und längste Alpengletscher. Seine Zunge misst etwa 22km, aber diese Länge ist kein festes Mass, denn während er in den letzten Jahren deutlich an Eis verloren hat, dürfte er vor etwa 2000 Jahren allerdings noch deutlich kleiner gewesen sein wie heute. Noch liegt das Eis auf dem Konkordiaplatz, wo die verschiedenen Firme, welche den Gletscher laufend mit Eis versorgen, zusammentreffen gute 800 Meter hoch.
Von Westen trifft der Grosse Aletschfirn auf den Konkordiaplatz. Er fliesst dem Fusse des Aletschhorns und des Deieckhorns entlang und erhält selber Zustrom von weiteren Schneefeldern. Der Jungfraufirn stösst von Nordwesten dazu. Wie sein Name sagt, entspringt er an der Südflanke von Mönch und eben der Jungfrau. Schliesslich ist da noch das Ewigschneefeld von der Ostseite des Mönch. Schliesslich mündt von Osten noch der kleine Grüneggfirn in den Hauptstrom.
Alle diese Firne haben bis zu ihrem Treffpunkt schon etliche Kilometer Fliessstrecke hinter sich und schieben gewaltige Mengen von Eis Richtung Konkordiaplatz. Von hier rutscht der Strom etwa 1.5 Kilometer breit nach Südosten und legt im Jahr ungefähr 180 Meter zurück und schmilzt dabei langsam ab. In der Mitte des 19. Jahrhunderts reichte die Gletscherzunge noch über 2 Kilometer weiter Richtung Rhônetal als heute, und die Eisdicke mass über 100 Meter mehr.
Die heutigen Masse lassen dennoch staunen, bedeckt doch das gesamte Gletschersystem mit seinem Eis eine Fläche von über 80 km2. Gemäss Berechnungen wird für das Jahr 1863 noch eine fast doppelt so grosse Fläche angenommen. Ob wir Menschen allein für diese Entwicklung verantwortlich sind, ist nicht sicher. Sicher ist aber die Tatsache, dass wir nichts unternommen haben, sie wenigstens zu bremsen.
An den kahlen Flanken der Seitenmoränen abgelesen werden, wie hoch die Eiszunge einmal war, und an den mitgeschleppten Steinen auf der Eisfläche können wir erkennen, dass der Abtrag von Gestein und dessen Ablagerungen zu neuen Hügeln weiter unten einen ewigen Ablauf darstellen. Wieviele Hügelzüge im Schweizerischen Mittelland wurden von Gletschern dahin gebracht und bei Klima-Erwärmungen einfach liegen gelassen?