Von der Lax nach Binn
Marschzeit 4h
Strecke 9.9 km auf 961 m ab 605 m
Karte/n 1:50'000 264T / 265T
Achtung: Der Weg von der Hockmatta über die Römerbrücke ist bis 07. Juni wegen Lawinengefahr gesperrt!
Anforderung:
Der Weg ins Binntal war schon immer recht schwierig und mühsam. Es sind gleich mehrere enge, tiefe Schluchten, die sich der Bach hinab zur Rotten gegraben hat.
Ich starte in Lax und folge dem Wanderweg talaufwärts bis Ey und schwenke dort nachts, um auf die andere Seite der Rotten zu gelangen. Hinter den Häusern von Z’Brigg fängt der Weg an zu steigen und trifft nach etlichen Kehren an der Kapelle Unner Holz vorbei wieder die befestigte Strasse.
Bereits geht’s wieder abwärts zur Brücke über die Binna beim Pt. 1117 und steigt dann wieder zum Weiler Hockmatta mit einer weiteren Kapelle. Nach einer spitzen Kehre ziehe ich weiter zur Verzweigung Blatt und dann sachte nach unten zur Römerbrücke. Kurze Zeit später begegne ich wieder der Strasse, die aber gleich in einen recht langen Tunnel verschwindet.
Also folge ich der Strasse auf der ehemaligen Säumerroute, die sich durch eine wildromantische Landschaft parallel zum Flusslauf bergwärts schlängelt. Während gegenüber schroffe Felswände den Bach säumen, geniesse ich den Schatten der Bäume auf gesichertem Weg. Trotzdem lässt sich erahnen, wie gefährlich die Passage durch diesen Schlund vor Jahrhunderten gewesen sein muss. Steinschläge und Lawinen machten den Einwohnern schwer zu schaffen, sodass 1903 die vierzig Jahre vorher gebaute Wagenstrasse gesperrt werden musste.
Nach ungefähr dreiviertel Stunden gelaange ich an den künstlich gestauten Turbsee. Der Gang durch den Tunnel wäre etwas kürzer gewesen, aber dafür ziemlich dunkel, und Natur von unten ist nun mal weniger herzerfreuend!
Über den Zufluss des Seeleins führt mich die Brücke zu den Häusern Ze Binne. Es sind wunderschöne, von der Sonne fast schwarz gefärbte, Holzhäuser mit einem Kirchlein in ihrer Mitte. Auch zum nächsten Weiler gehört eine Kirche, heisst auch Chilchebiel und schliesslich erreiche ich Binn, das durch eine gewölbte Brücke mit dem Dorfteil Schmidighischere verbunden ist. Dort oben, an der Hauptgasse, wartet auch der Bus auf mich.
Bereits 500 Jahre v. Chr. muss gemäss verschiedener Gräberfunde das Binntal von Kelten besiedelt gewesen sein. Später waren es die Römer, welche den Albrunpass zwischen Italien und der Schweiz als wichtigen Übergang nicht nur für den Handelsverkehr, sondern auch militärisch, nutzten. Im 13. Jahrhundert dann zogen die Walser über diesen Weg nach Süden.
Bis ins 20. Jhd. erschwerte die enge und tiefe Twingischlucht unterhalb von Binn den Verkehr auch auf der in den 30er Jahren erstellten Fahrstrasse, aber seit 1964 gelang durch den Bau des fast 2km langen Tunnels die wintersichere Erschliessung des oberen Binntals, das nur noch von etwa 200 Menschen ganzjährig bewohnt wird. Ausser Binn gibt es noch die Weiler Giesse, Holzerhischere und Fäld, wo die Strasse endet.
Die Binna, welche dieses Tal geschaffen hat, wird gespiesen mit Wasser aus etlichen Bächen und einigen Quellseen. Der grösste unter ihnen ist der Geisspfadsee am gleichnamigen Pass, welcher ebenfalls nach Italien führt.
Bekannt ist das Binntal durch viele Funde wertvoller Mineralien und ihre ortstypischen Varietäten. Die Grube Lengenbach hinter dem letzten Weiler zählt zu den zehn berühmtesten Mineralfundstellen der Welt und wird seit dem 18. Jhd. fleissig aufgesucht. Über 100 verschiedene Mineralien und deren zahlreiche Verwandte konnten bisher ausgespürt werden. Für einige ganz seltene Varianten wie dem Baumhauerit gilt Lengenbach als Typlokalität. Der nach einem Schweizer Experten benannte Gabrielit kommt sogar nur gerade hier vor. Zwei Berufsstrahler können noch heute von ihrer Tätigkeit im Binntal leben. Sie und andere Sucher organisieren auch geführte Exkursionen.
Das Binntal hat sich dem sanften Tourismus verschrieben, es gibt nur einige kleine Hotels und Ferienwohnungen sowie einen Campingplatz im Spott zwischen Giesse und Fäld. Knapp unterhalb der Passhöhe des Albrun steht die Binntalhütte des SAC. Seit 2011 ist das Tal im Besitz des Labels „Regionaler Naturpark von nationaler Bedeutung“, der nahtlos an den Naturpark auf der italienischen Seite der Grenze stösst. Diese beiden Organisationen bieten eine Vielzahl von gut unterhaltenen Wanderwegen an.