Von Châtel-St-Denis nach Les Paccots
Marschzeit 4h
Strecke 11.8 km auf 698 m ab 441 m
Karte/n 1:50'000 262T
Anforderung:
Wenige Minuten bevor die Autobahn A12 in die steile Rampe der Lavaux mündet, liegt auf der Hochfläche Châtel-St-Denis. Die SBB meiden diesen Abstecher, ihre Trasse führt, ob von Yverdon oder von Fribourg herkommend, westlich vorbei und beginnt den Abstieg nach Lausanne bei Puidoux. Eine Schmalspurbahn der TPF (Transports publics fribourgeois) verbindet von Palésieux aus sowohl Châtel-St-Denis als auch das ganze Broye-Tal bis nach Bulle.
Ich verlasse den Zug im Kopfbahnhof Châtel-St-Denis und wende mich gleich den gelben Wegweisern zu. Sie führen mich an die Veveyse, mit der ich die Autobahn unterquere. Bei Vuavre schwenkt mein Weg dann aber nach rechts an einem Campingplatz vorbei und anschliessend hinauf zur Chapelle de Secx. Das ist nicht etwa ein getarntes Bordell, sondern wirklich ein kleines, schmuckes Gotteshaus mit äusserst schönem Glasfenster.
Durch eine abwechslungsreiche Landschaft ziehe ich über La Chaussin und La Bria an den Fuss des runden Gupfs, der aussieht wie eine Schokoladespezialität, der wir nicht mehr so sagen dürfen, wie wir es uns gewohnt sind. Rechts unter uns gurgelt in tiefem Tobel die andere Veveyse (le Fégire).
Fast ohne es zu merken wandere ich in weitem Bogen um den fast kreisrunden Hügel und gelange nach Le Joncs. Das ist das Zentrum des Wintersportgebietes Corbetta, und hier nehme ich den Aufstieg zum Gipfel in Angriff. Er dankt es mir mit einer prächtigen Aussicht weit über den Genfersee hinaus.
Auf dem gleichen Weg gelange ich wieder hinab zum Restaurant am lauschigen Seelein. Schöner könnte ein Gasthaus nicht liegen, wer hier vorbei kommt, muss hier verweilen. Ich hab‘s freiwillig getan, denn der Weg hinunter nach Les Paccots ist zwar nicht lang und nicht stotzig, aber asphaltiert. Es gäbe allerdings eine Alternative mit Naturbelag nach Les Rosalys. Das habe ich aber erst zu Hause auf der Karte gesehen.
Fast exakt auf der Wasserscheide zwischen dem Rhein im Norden und der Rhône im Süden liegt das stattliche Dorf. Der Tatrel erblickt beim Bahnhof das Licht der Welt und fliesst westwärts der Broye zu. Diese wiederum mündet nach vielen Umwegen in den Murtensee. Die Veveyse fliesst nach Süden und ergiesst sich - wie ihr Name sagt - bei Vevey in den Genfersee.
Der weitaus grösste Teil der Gemeinde Châtel-St-Denis liegt im Osten im Einzugsgebiet der beiden Geschwister Veveyse, der Veveyse de Châtel und der Veveyse de Fégir. Die Topografie verrät auf den ersten Blick, dass wir uns hier in den Voralpen befinden. Die beiden Bäche haben sich tief in den nicht besonders harten Untergrund eingegraben. Er besteht zur Hauptsache aus Tonschiefer und Sandstein, also Sedimenten des ehemaligen Flachmeeres, das vor Millionen von Jahren das gesamte Mittelland bedeckte.
Zwischen diesen beiden Gewässern steht auch die Höhe von Corbetta mit dem lauschigen Bergsee und dem Naturschutzgebiet Lac des Joncs. Die weitere Umgebung dieses Kleinods bildet die Ferienregion von Les Paccots. Hier liegt auch der Ausgangspunkt zur sanften Pyramide des Niremont.
Dank dem Anschluss an das nationale Autobahnnetz wächst Châtel-St-Denis nicht nur bevölkerungsmässig, sondern auch wirtschaftlich wieder. Im ehemals ausgeprägten Bauerndorf siedelten sich in den letzten Jahren auch wieder Industriebetriebe an. Sie bieten über 2000 Arbeitsplätze an, während die Landwirtschaft mit 6% der Erwerbstätigen nur noch eine geringe Rolle spielt.
Seit dem Jahre 1901 feierte die Schmalspurbahn von Palézieux nach Châtel-St-Denis Eröffnung und schloss die Gemeinde und die umliegenden kleineren Orte ans Schweizerische Eisenbahnnetz an- Zwei Jahre später kam auch noch die Verbindung nach Bulle hinzu. Diese beiden Linien bestehen noch heute, während die Bahn nach Vevey im Jahre 1970 durch Busse ersetzt wurde.