Col de la Croix

Kreuze und Kalk, auf französisch Croix und Chaux, gibt es im welschen Sprachgebiet zu Hauf. So auch im waadtländischen Wandergebiet nahe den Berner Alpen oberhalb von Bex.

Mit der Schmalspurbahn BVB (Bex-Villars-Bretaye) fahre ich bis La Barboleuse und wechsle dann auf die Schwebebahn nach Les Chaux. Hier schnüre ich endlich die Wanderschuhe und quere die nördliche Flanke der Chaux Rotonde abwechselnd über Weiden und durch lichten Wald nach Taveyanne mit einer ersten Einkehrmöglichkeit. Auf der Terrasse geniesse ich nicht nur die fantastische Kulisse!

Nun steigt der Weg hinab zu einem der Quellbäche der Gryonne und schwenkt in weitem Bogen hinüber nach Westen. Vier Routen begegnen einander beim Punkt 1598, von denen der eine nach La Croix weist, wo ich eine weitere Gaststätte treffe.

Ich ziehe weiter zur Passstrasse über den Col de la Croix. Hier erwartet mich eine geologische Trouvaille, ein Karrenfeld mit dem Namen Pyramides de Gypse. An diesen vorbei erreiche auf dem unteren der beiden Wege ich die Häuser von Ensex. Mein Blick schweift von hier zurück auf die andere Seite der weiten Talmulde und mit etwas Glück entdecke ich sogar den Weiler Taveyanne.

Unterhalb der Crêt des Moulettes laufe ich, mehr oder weniger horizontal, talauswärts, also nach Westen etwa auf der Höhe der Baumgrenze. Weit unter mir verläuft die Strasse, aber der Lärm der Motorräder dringt kaum bis zu mir hinauf. Auch die Golfbälle fliegen nicht so hoch hinauf!

Bei Case de Charmet unterquere ich die Seile der Sesselbahn, die vom Talgrund herauf führt. Sie ist wohl hauptsächlich für den Winterbetrieb gedacht, denn unten am Fluss schliesst lediglich ein Schlepplift an.

Nun führt mich mein Weg halbwegs um den Bärenfels herum zum Col de Bretaye mit grossen Hotelbauten, Restaurants und vielen Bahnen. Nicht vergessen werden möchte das malerische Seelein.

Für die Rückfahrt steht ein rot-gelb gestrichener Zug der BVB parat.

Etliche Privatbahnen und der Betrieb einiger Buslinien in der Region Unteres Rhônetal“ sind heute zusammengefasst in den Transports Publics du Chablais, oder kurz TPC. Mit dazu gehört auch die meterspurige Zahnradbahn von Bex über Villars nach Bretaye, also die BVB - nicht zu verwechseln mit dem Dortmunder Fussballverein. Die BVB ist die einzige Bahnlinie, die nicht in Aigle startet, aber das Vergnügen, im Bahnwagen mitten durch ein eng gebautes Städtchen fahren zu können, bietet sie auch, halt in Bex.

Die Strecke von Bex hinauf zum Col de Bretaye ist 17km lang und fast auf der ganzen Länge mit einer Zahnstange des Systems Abt zwischen den Schienen versehen. Dieses System verwendet zwei oder gar drei gegeneinander leicht versetzte Zahnstangen oder Lamellen. Damit wird ein Herausspringen des Zahnrades am Boden der Lokomotive verhindert, sowohl vertikal als auch horizontal, also zur Seite hin. Ausserdem sind auf diese Weise auch beliebige Kurvenradien möglich. Teilungsfehler, wo zwei Stangenelemente stirnseitig aneinander stossen, werden durch den Versatz vermieden.

In Europa trifft man heute kaum mehr auf dreiteilige Zahnstangen, aber am Usuipass in Japan oder der Transandenbahn zwischen Chile und Argentinien wurde dieses aufwändige System gewählt.

Die wenigsten Bahnpassagiere wissen, dass es neben den Antriebs-Zahnrädern auch solche zum Bremsen gibt. Sie müssen beim Beginn einer Zahnstrecke in einer speziell konstruierten Einfahrt so auf die Zahnstange auf dem Trasse ausgerichtet werden, dass ein Aufsteigen der Zahnräder auf die Zähne der Stange und damit ein Entgleisen der Laufräder verhindert wird.

Durch die Strassen von Bex fahrt die BVB als gewöhnliche Strassenbahn und wurde bis 2002 von separaten Triebwagen bedient. Ebenso verläuft das Geleise auch von Gryon nach Chesières auf der Autostrasse. Diese Strecken benötigen keinen Zahnradbetrieb, da Strassen niemals so steil gebaut werden können.

Die einzige Zahnradstrecke der SBB ist die Linie über den Brünigpass, die als reine Touristenbahn geplant und gebaut wurde.