Von Giw (Visperterminen) nach Eyholz
Marschzeit 4h
Strecke 11.8 km auf 338 m ab 1644 m
Karte/n 1:50'000 274T
Anforderung:
Zwischen dem Vispertal, das sich, wenn man von unten her kommt, bei Stalden aufteilt in das Mattertal und das Saastal, sowie dem weniger bekannten engen Nanztal, erhebt sich der Rücken mit dem seltsamen Namen Gibidum. Gegen Süden hin wird er immer höher, und schliesslich mündet er in den über 3000m hohen Gipfel des Mattwaldhorns. Auf seiner Westseite beherbergt er das Wintersport-Gebiet von Visperterminen, das man von Visp mit dem Postauto bequem erreichen kann.
Mit der Seilbahn fahre ich vom Dorf hinauf nach Giw, wo das lästige Ohrensausen am besten im Gasthaus mit einem stärkenden Kaffee bekämpft wird. Bevor ich den Weg unter die Füsse nehme, lasse ich den Blick schweifen, denn die Kulisse bietet einige fantastische Eindrücke. Gegen Norden sehe ich die Südrampe der Lötschberg-Bahnlinie, die zum Scheiteltunnel führt, von Westen grüsst das Augstbordhorn, im Süden erkennt man den Balfrin und die Mischabel-Gruppe, aber den Gipfel an der Schweizerisch-italienischen Grenze beim Monte Leone steht der Kamm beim Simplon im Weg.
Der gut markierte Bergweg führt mich zuerst in Richtung Gibidumpass, schwenkt dann aber nach links und hält sich an die Flanke des Rückens. Wo dieser sich bereits hinab senkt gegen das Rhônetal, treffe ich auf den Kretenweg, der sich weiter oben schon angeboten hätte. Nun steige ich recht stotzig ab zur Wysse Flüe, wende mich aber vorher hinüber zur Lichtung Äntschi.
Der steile Felsabbruch zur Gamsa zwingt mich zum Schwenker nach links. Nach wenigen hundert Metern verlasse ich den Bergweg und folge dem gelb beschilderten Wanderweg in etlichen Kehren zur Siedlung Rohrberg. Der Standort der Kapelle erlaubt den Blick bis hinab nach Brig.
Der Weg entlang des südlichen Talhanges führt mich ein Stück weit parallel zu einem künstlichen Bewässerungskanal und über den entstehenden Autobahntunnel sicher nach Eyholz. Zur Bahnstation muss ich noch etwa 600m auf der Hauptstrasse flussaufwärts laufen.
Walliserdeutsch wird im Oberen Wallis gesprochen und zählt zu den höchstalemannischen Sprachgruppen. Da diese Sprache einer eigenen Grammatik folgt und über verschiedene eigene Ausdrücke verfügt, sind die Walliser von den Menschen des Standart-Deutschen lediglich eingeschränkt zu verstehen. Sie hat sich vorallem deshalb erhalten, weil sie sich auf die konservative Volksgruppe in diesem Talabschnitt abstützt. So heisst der Ort am Eingang des Vispertales hier nicht Visperterminen, sondern Tärbinu.
Das Dorf erlebte in früheren Zeiten eine grosse Armut, denn das Wallis und insbesondere dessen Nebentäler lagen weitab der Industrialisierung. Deshalb wanderten viele Einwohner des Vispertales in der Mitte des 19. Jahrhunderts nach Argentinien aus und gründeten dort den Ort San Jerónimo Norte, wo zum Teil noch heute der typische Dialekt gesprochen wird.
Wie es die Landwirtschaft in den Bergen, wo die Milchwirtschaft und die Viehzucht vorherrscht, von den Bauern verlangte, pendelten die Familien, den Nomaden gleich, jedes Jahr zwischen Talboden und Bergweiden. Mit Hab und Gut, mit Kind und Kegel zogen sie im Frühsommer auf die Bergweiden und kehrten im Herbst wieder ins Tal zurück, um dort den Winter zu verleben. Zahlreiche Spuren hat diese Lebensart in der Landschaft hinterlassen. Viele Pfade und Weg sowie Hütten und Stadel prägen noch heute das Bild der Bergflanken. Dazu finden wir in jedem Weiler eine Kapelle für den sonntäglichen Gottesdienst, eine Traubenpresse und auch eine Brennstube.
Die Bäche aus Saas Fee und Zermatt vereinigen sich bei Visperterminen zur Vispa. An diesem klimatisch sehr geschützten Ort wachsen auf knapp 700 Metern Höhe die ersten Rebstöcke des inzwischen bekannten Weinberges. Auf dem mit Trockensteinmauern terrassierten Gelände wachsen ausser den fast üblichen Pinot- und RieslingxSylvaner-Trauben die weniger bekannte Heida. Sie gedeiht besonders in hohen Lagen und ist häufig Teil von Schaumweinen.