Von Niedergrächen nach Herbringen
Marschzeit 3h
Strecke 8.9 km auf 406 m ab 657 m
Karte/n 1:50'000 274T
Anforderung:
Zwischen dem Tal der Saaservispa und dem der Mattervispa erhebt sich ein Felsrücken mit einigen stattlichen Gipfeln, die Mischabelgruppe. Ihr höchster Spitz ist der Dom, mit etwas mehr als 4500 Metern eine stattliche Erscheinung und bei Bergsteigern sehr beliebt.
Auf dem nördlichen Ausläufer liegt das ausgedehnte Dorf Grächen mit den Ortsteilen Rittinen und Niedergrächen. Bei der Kapelle in der Dorfmitte startet meine Panorama-Wanderung und zweigt bald von der Strasse ab. Mehr oder weniger „hintenrum“ erreiche ich bald die Kapelle von Rittinen, von wo der Weg sich, nun wieder auf dem Strässchen, senkt gegen den Wichulwald. Beim Waldrand treffe ich auf einen Suon namens Niwa, dem ich ein kurzes Stuck weit folge und dann tief hinten im Tobel den Riedbach überqueren kann.
In engem Zickzack steigt der Pfad die steile Nordflanke des Riederwald empor und stösst bei Hellenen auf den oberen Weg. Rechterhand stehen ein paar verstreute Hütten, wo ich in Richtung Süden schwenke und anstrengend bergwärts steige zu den untersten Felsen des Grathorns.
Oberhalb der nächsten Suone bleibe ich den gelben Wegweisern treu und ziehe ungefähr parallel zum Mattwasser hinüber in den Flüewald. Nach einigen Lichtungen - Lawinenzüge? - stehe ich auf einmal vor dem Grosse Grabe. Um auf die andere Seite zu gelangen, muss ich erst der Kante entlang etwa 60 Höhenmeter „vernichten“ und gelange unten auf den Weg, der von Biffig herauf führt.
So erreiche ich in den Felsen der Laubertschugge eine völlig andere Landschaft, zerklüftet und durchsetzt mit viel Gestein über und unterhalb des Weges. Etwa 200 Meter höher steht der Weiler Obere Tannfluh an einer fantastischen Lage, aber nur erreichbar über den äusserst stotzigen Weg aus dem Bielzigji - was immer das auch heissen möge.
Der Rest ist schnell erzählt: Durch den Fellwald geht’s abwärts und abwärts bis hinunter zur Mattervispa auf 1260müM. Erst die letzten 200m, auf denen man kaum den Fuss verstauchen kann, sind als Bergweg markiert, der mich ins Dorf lenkt. Bahnstation und Bushaltestelle liegen noch etwa einen halben Kilometer südlich.
Gletscher mit einem relativ eng begrenzten Einzugsgebiet bewegen sich dank der Schwerkraft in einem Tal abwärts und hobeln diese Abflussrinne immer weiter aus. Diese Gletscherart nennt man Talgletscher. Dank ihres äusserst eindrücklichen Aussehens und ihres teilweise gewaltigen Ausmasses (Aletsch) sind sie die bekannteste Form, obwohl sie nur etwa einen Prozent der auf der Erde vorhandenen Gletschergebiete ausmachen.
Sowohl die Jahreszeit als auch die Menge des Schmelzwassers lassen die Fliessgeschwindigkeit variieren. Die äusserst hohen Temperaturen in den letzten Jahren haben also dazu beigetragen, dass sich die Gletscher in den Alpen heute viel schneller talwärts bewegen als noch vor wenigen Jahrzehnten.
Der Riedgletscher liegt an der nördlichen Flanke der Mischabelgruppe in den Walliser Alpen mit den bekannten Gipfeln Balfrin, Dom oder Allalinhorn. Seine Länge betrug im Jahre 2010 noch 5.3km, aber er hat seither fast einen Kilometer eingebüsst. Ebenso schrumpft natürlich auch seine Fläche von ehemals über 7.8qkm. Er entspringt am Nadelhorn auf einer Höhe von über 4200müM und fliesst über einen steilen Hang nordwärts Richtung Mattertal. Etwa 1000m tiefer weitet sich eine breite Mulde aus, was seine Fliessgeschwindigkeit deutlich verlangsamt. Anschliessend verschmälert sich seine Zunge zwischen Färich- und Breithorn.
Schliesslich bleibt von der gewaltigen Eispracht nur noch der rauschende Riedbach, der das Wasser in einer ungefähr 5km langen Rinne zur Mattervispa bei St. Niklaus führt. Das Ende der Gletscherzunge liegt heute über einem engen Felstrichter auf etwa 2400müM.
Das wertvolle Nass wird jedoch im Rieder- und Dorfwald auf verschiedener Höhe angezapft und in kunstvoll angelegten, kilometerlangen Suonen (Wasserkanälen) den Siedlungen sowie den Acker- und Weideflächen zugeführt. Der längste Suon führt über 4km hinüber nach Grächen und darüber hinaus bis Egga auf etwa 1600müM, also ungefähr 300m tiefer.
Es gibt jedoch auch einen unterirdischen Kanal, in welchem Wasser an das untere Ende des Saasertales, nach Stalden fliesst, um dort bei der Gewinnung von elektrischem Strom zu helfen.