Von Les Avants nach Stn. Jaman
Marschzeit 4h
Strecke 9.8 km auf 1046 m ab 282 m
Karte/n 1:50'000 262T
Anforderung:
Die Gegend um den Dent de Jaman ist bekannt für ein fast einmaliges Naturschauspiel: Jeden Frühling überzieht ein Meer von blühenden Narzissen die weiten Matten und tauchen sie in ein sanftes Weiss. Aber auch ohne diese Blütenpracht stellt der eigenartig geformte Felszacken ein lohnendes Wanderziel dar. Er bietet eine fantastische Aussicht auf den nahen Genfersee und die südliche Alpenkette.
Die MOB führt mich von Montreux hinauf nach Les Avants, wo meine Wanderung startet. Wer das Strässchen nach Jor meiden möchte, fährt noch eine Haltestelle weiter mit der Bahn. Kurz vor dem einsamen Hof mit dem kurzen Namen zweige ich von der Strasse ab und steige hinunter zur Bahnlinie, die ich beim Tunneleingang überquere und in allgemein südlicher Richtung in vielen Schlenkern über die Lichtungen Sauderan und Les Gresaleys nach Le Paccot marschiere.
Hier schwenke ich nach links und ziehe der steileren Westflanke des Dent entlang durch lockeres Gehölz und an Lawinen-Verbauungen vorbei hinüber zum Col de Jaman. Hier lädt mich ein geräumiges Gasthaus ein zur verdienten Verpflegung.
Wieder zurück auf dem markierten Wanderweg wechsle ich auf die östliche Seite des Felsgrates und und hole weit aus, um durch das bescheidene Skigebiet mit der mehrfach geknickten Skilifttrasse zwischen dem Dent de Jaman und dem Dent de Hautaudon hinauf zu steigen zur anderen Bahn. Dies ist die Zahnradbahn, welche sich von Montreux durch viele Schutzgalerien und kurzen Tunnels zu den Rochers de Naye hinaufkämpt.
Bei der Kreuzung zweier Wanderwege habe ich die Wahl: Entweder ich nehme den etwas weiteren Weg zur Station de Jaman, wo eine weitere Einkehrmöglichkeit winkt oder den leicht kürzeren, aber steileren Bergweg zur Station La Perche.
Die Narzissen, und mit ihnen auch unsere Osterglocken, zählen zu der Familie der Amaryllisgewächse. Ihr natürliches Verbreitungsgebiet umfasst Südwesteuropa sowie Nordwestafrika. Einige wenige Arten trifft man auch im östlichen Mittelmeerraum. Die Narzissen auf dem Dent de Jaman stellen also eine kleine Gruppe ausserhalb dieser Regionen dar. Das tut allerdings dem Zauber, den sie in ihrer Blütezeit verbreiten, keinerlei Abbruch.
Der Name stammt aus dem Griechischen narkein, was soviel wie betäuben oder betören bedeutet. Gemeint ist damit natürlich der äusserst intensive und leicht betäubende Duft, den die Blüten verströmen. Seit den Römern werden diese Pflanzen narcissus genannt und auch Carl von Linée sah keinen Grund, diese in seinem System der Pflanzen anders zu nennen.
Die Narzissen gelangten im 16. Jahrhundert in die europäischen Gärten, zusammen mit den Hyazinthen und Tulpen. Durch geschickte Kreuzungen wurden bisher weit über 20‘000 Kulturformen heran gezogen. Sie haben den Vorteil, auch im frühen Frühjahr oder gar im Spätherbst zu blühen. Deshalb zählt auch die als Osterglocke bekannte Narcissus pseudonarcissus zu den beliebten Frühlingsboten.
Der heute kaum mehr bedeutende Passübergang mit einer Scheitelhöhe von 1512m spielte als Saumpfad eine wichtige Rolle. Er verbindet das Gruyère mit dem Genfersee. Für die Strecke von Montbovon nach Vevey benötigten die Säumer mit den schwer beladenen Pferden und Maultieren etwa 10 Stunden. Sie transportierten hauptsächlich den begehrten Greyerzer-Käse in die Metropolen der Schönen und Reichen. Heute führt eine asphaltierte Strasse auf der Westseite hinauf bis zur Passhöhe mit dem geräumigen Gasthaus. Dieses ist ein beliebtes Ausflugsziel und die wunderbare Aussicht geniessen Wanderer und Autofahrer gleichermassen.
Auf der Ostseite herrscht ein Fahrverbot, deshalb ist der Pass nur zu Fuss zu bewältigen. Aber der geschlenkerte Weg hinab zur Bahnstation beim Tunnelportal ist reizvoll und nicht sehr lang.