Von Vercorin nach Itravers
Marschzeit 3h30min
Strecke 10.3 km auf 395 m ab 781 m
Karte/n 1:50'000 273T
Anforderung:
Auf einer prächtigen Terrasse hoch über dem Flüsschen La Navisence und ebenso hoch über dem Rhônetal bei Chippis liegt Vercorin, von der Sonne verwöhnt. Hinauf gelange ich mit dem Postauto, das durch einige kürzere Tunnels und unter kräftigen Gitternetzen hindurch an Höhe gewinnt. Oben im Dorf entlässt es mich, fast in der Mitte zwischen zwei Seilbahnstationen.
Durch den Ortsteil Les Liches wandere ich los und treffe bei den letzten Häusern auf die Bisse de Vercorin. Sie bedient die Ortschaft mit wertvollem Trinkwasser, auch wenn die Menge heute nicht mehr ausreicht.
Diesem künstlichen Bachlauf folge ich entgegen der Fliessrichtung sanft steigend und geniesse den wundervollen Blick, erst hinab ins Rhônetal mit dem berühmten Montana im Hintergrund und der Bella Lui darüber, und wenig später hinunter ins tief eingeschnittene Tobel der Rèche.
Die Wanderung dem leise gurgelnden Wasser entlang zieht sich, bietet jedoch immer wieder andere Blickwinkel und ist überhaupt nicht so langweilig, wie es auf der Karte den Anschein machen könnte. Die Bäume spenden reichlich Schatten, sodass das Wasser wunderbar kühl bleibt. Ich kann es mir nicht verkneifen, mich ein paar mal hin zu knien, um einen Schluck zu nehmen.
Bei La Lé steht ein verführerisches Beizli, das mich ebenso schwach werden lässt. Ausserdem ist die Zeit gerade richtig, um den aufkommenden Hunger zu stillen. Die Buvette steht aber auch an einem wirklich märchenhaften Platz.
Nach der Pause begleite ich die Rèche auf ihrem Weg nach Norden. Zahlreiche Ferienhäuschen säumen den Weg, der ein Stück weit sogar richtig ausgebaut ist. Nach etwa einer Stunde erreiche ich die Strasse, aber der Wanderweg verläuft die ersten Meter etwas erhöht daneben. Wer noch den Abstecher zum imposanten Wasserfall machen möchte, bleibt auf dem Pfad unterhalb!
Gleich nach der gut sichtbaren Geländekante steht die Infotafel der Bushaltestelle.
Die im ausgehenden 19. Jrhd. gegründete Aluminium Industrie AG - AIAG - baute ein damals bahnbrechendes Werk in Neuhausen am Rheinfall. Beteiligt waren Paul Toussaint Héroult mit dem Patent zur elektrolytischen Herstellung von Aluminium, Emil Huber-Werdtmüller von der Maschinenfabrik Oerlikon, dessen Dynamomaschinen den Strombedarf decken sollten, Gustav Naville mit der im Turbinenbau führenden Escher-Wyss im Rücken, und schliesslich Robert Neher, der die Nutzungsrechte am Wasser besass.
Die Firma arbeitete von Anfang an sehr erfolgreich und begann schon bald zu expandieren. Bereits 1905 entstanden Pläne, das Werk ins Wallis zu verlegen. Es war dort offenbar einfacher, an die gewaltigen Mengen elektrischer Energie zu gelangen. Auch lagen die Arbeitslöhne im damals noch abgelegenen Tal deutlich tiefer.
Nach der Erteilung der Konzession für die Nutzung des Flüsschens Navisence begannen die Bauarbeiten für das neue Werk in Chippis. Sie sollten drei Jahre dauern. Inbegriffen war der erste einer ganzen Serie von Stauseen. Der Lac de Moiry entstand im Val d’Anniviers. Weiter gehören heute Susten, Bramois, Turtmann, Oberems und Mörel zu diesem weiträumigen Netz.
Trotz gutem Geschäftsgang wurden verschiedene Arbeitsschritte ins billigere Ausland verlagert. Dies nicht zuletzt, weil die Transportmöglichkeiten laufend verbessert werden konnten. Um weitere Kosten zu sparen, erweckte die AIAG auch vorher stillgelegte Anlagen im Ausland wieder zu neuem Leben. Diverse verschärfte Vorschriften im Arbeitsgesetz und im Umweltschutz veranlassten die Firma in den 1980er Jahren, die älteren Elektrolyse-Anlagen zu schliessen und ein paar wenige für die Verpackungsindustrie umzubauen.
Die inzwischen mit der Lonza zur Alusuisse-Lonza-Gruppe fusionierte Gesellschaft beschäftigte nach weiteren Auslagerungen nur noch einen kleineren Teil der insgesamt 30’000 Arbeiter in der Schweiz. Nachdem zwischenzeitlich die kanadische Firma Alcan ins Schiff geholt wurde, ging das gesamte Firmengeflecht 2007 im gigantischen Unternehmen Rio Tinto Alcan auf.