Von Bretaye nach Bretaye
Marschzeit 3h
Strecke 10.5 km auf 557 m ab 572 m
Karte/n 1:50'000 272T
Anforderung:
Den Col de Bretaye kenne ich schon von vorherigen Touren. Er verbindet Les Diablerets mit dem Rhônetal, aber nicht durchgehend befahrbar, und liegt zwischen dem Chamossaire und dem Chaux Ronde unweit eines gleichnamigen Seeleins. Erreichbar ist die Passhöhe mit einer Bahn der Transports Public du Chablais von Bex herauf.
Bei der Endstation mache ich mich zu Fuss auf den Weg. Dieser führt mich in nördlicher Richtung und schwenkt nach ungefähr 500 Metern bei Crêta nach rechts. Es geht leicht aufwärts zur Bergstation der Seilbahn bei Conche. Bequem und rasch erreiche ich den Plan de la Chaux mit dem kleinen Weiler Perche auf der anderen Seite der Mulde.
Nur wenige Meter zu Fuss steigt der Weg an und zielt auf die Kerbe zwischen der Tête de Meilleret und der Truche. Dahinter geht’s tüchtig abwärts an der östlichen Flanke der Combe des Savoles und durch die Lichtung La Bierla zum tief eingeschnittenen Ruisseau de Brison.
Hier treffe ich auf die Fahrstrasse, die mich ohne Abzweigung wieder bergwärts lenkt. In vielen Kehren kämpft diese sich durch den typischen Bergwald und die Queue de Perche bergan. Erst bei Vy Boveyre - das klingt in meinen Ohren wie Pois Verts, so sagten wir zu Hause den grünen Erbsen! - verlasse ich die treue Begleiterin und wende mich auf einem Seitensträsschen dem Lac de Chavonne zu. Es gäbe hier noch einen Naturpfad mit dem gleichen Ziel, aber dieser ist nicht als offizieller Wanderweg beschildert.
Das Seelein liegt in einer tiefen Kuhle, umgeben von Wald lockerem Gebäume, und der Weg schmiegt sich ans nördliche Ufer, denn gegenüber erheben sich steile Felsen aus dem Wasser. Bevor ich mich von der fast magischen Stimmung an diesem Kleinod losreissen kann, schalte ich im Gasthaus am Westufer eine Pause ein, die ich auch meine, verdient zu haben.
Erst dann nehme ich die letzten Meter durch den Sumpf am Lac Noir vorbei unter die erholten Füsse und erreiche bald wieder Crêta. Ab hier kenne ich den Weg vom Vormittag zurück zur Bahnstation.
Von Villars aus überblickt man aus 1258müM das Rhônetal und an einigen Stellen des Dorfes ist auch der Gipfel des Mont Blanc zu erkennen. Vom noch höher gelegenen Bretaye aus ist er sehr gut sichtbar.
Das Zentrum von Villars Wintersportgebiet liegt hier oben und ist mit der BVB-Bahn leicht zu erreichen. Von dort führen Seilbahnen und Schlepplifte zu den Pisten, von denen es über 100km gibt. Am Glacier ist sogar auch im Sommer der Skisport möglich.
Im 12. und 13. Jrhd. unterstützte das Kloster St-Maurice die örtlichen Bauern beim Roden des Waldes, um Weideflächen zu gewinnen. Der Tourismus kam erst im 19. Jrhd. mit der Eröffnung des ersten Sommerhotels in Schwung. Besitzer war ein hoher Militär, der sein kleines Chalet an dieser Stelle aus- und umbaute. Im Jahre 1901 erreichte der erste Zug der Eisenbahn das wachsende Villars und wurde wenig später durch eine Zahnradbahn bis Bretaye verlängert.
Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges stoppte die weitere Entwicklung, aber 1936 liessen sich bereits die ersten Skifahrer per Bügellift zur Chaux Ronde schleppen. Die Fahrer mussten sich mit einem breiten Lederriemen am Bügel befestigen. Wichtig war vorallem das rechtzeitige Lösen des Gürtels bei der Ankunft.
Im Dezember 1936 hielt der Orientexpress ausserhalb des Fahrplans in Aigle, um Besucher eines grossen Skirennens in Bretaye aussteigen zu lassen. Im selben Jahr entstand auch ein Transportlift in Form eines Schlittens, der in einer Fahrt 12 Sportler auf den Gipfel des Grand Chamossaire transportieren konnte. Die Anlage war ganze 17 Jahre in Betrieb.
Auf der Strasse von Ollon nach Villars fand im Sommer in den 60er Jahren auch ein Bergrennen für schnelle Autos aus der ganzen Welt statt. Diese Veranstaltung wurde vor Kurzem wiederbelebt für stolze Besitzer von Oldtimern. Damit wurde versucht, den serbelnden Sommertourismus wieder anzukurbeln.