Von Varonne nach Darmona (Sierre)
Marschzeit 3h
Strecke 10.6 km auf 433 m ab 289 m
Karte/n 1:50'000 273T
Anforderung:
Tschampedü - Tschachtela - Tschan-gerang und Tschüdanga entstammen nicht etwa einem fantasievollen Kinder-buch, es sind Flurnamen aus der Umge-bung von Salgesch an der Sprachgrenze zwischen Französisch und Walliser-deutsch mit alemannischem Ursprung.
Von Sierre führt die SMC, eine moderne und recht schnelle Standseilbahn hinauf nach Montana. Ich will aber nicht zu einem Tennis- oder Golftournier, sondern habe eine Wanderung geplant durch die ausgedehnten Rebhänge der Region.
Also verlasse ich das Bähnchen bei der Station Venthône, überquere das Trasse und folge der Strasse fast ebenaus Richtung Darnona. Dort treffe ich auf den Wanderweg, der mich wieder über die Gleise und durch den Ortsteil Le Moulin nach Venthône Village führt.
Der Hang ist von ungezählten Häusern übersät und die einzelnen Dörfer kaum mehr auseinander zu halten. Aber die Dorfkerne präsentieren sich gepflegt und ortstypisch. Durch die Reben von Confanon gelange ich über Miège zur Raspille, der eigentlichen Sprachgrenze. Kurz vor Salgesch schwenke ich bei einem massiven Wegkreuz scharf nach links und steige auf dem Strässchen hinauf gegen Tschamperdü. Die Häuser lasse ich links liegen und folge dem kleineren Suon quer durch eine ausgedehnte Geröllhalde. Ausnahmsweise bin ich froh um die wenigen Wolken, die sich ab und zu vor die stechende Sonne schieben.
Wieder muss ich mich entscheiden, welchem der vielen Wege ich nach Varen oder Varonne folgen soll. Ich wähle den kürzesten hinab zum Brücklein über den Gulantschi (oder ist er eine sie?). Unten an der Rotten dehnt sich das Naturschutzgebiet Pfynwald aus, und der Fluss zeichnet ein wunderschönes Gemälde in die Landschaft.
Varen liegt unmittelbar an der Rhônetallinie der SBB, hat aber trotzdem keine Station, denn sie verläuft hier zum Schutz des Talbodens in einem Tunnel.
Salgesch heisst auch Salquenen, was viel über seine Lage ungefähr 4km nordöstlich von Sierre, aussagt: Hier verläuft die Sprachgrenze zwischen Französisch und Deutsch quer durch das Tal entlang der Raspille, einem Zufluss zur Rhône von den Gipfeln der Berner Alpen.
Bekannt ist der Ort auch durch seine ausgedehnten Rebhänge nördlich der Rotten und das bekannte Naturschutzgebiet Pfynwald auf der gegenüber liegenden Talseite.
Bei den Vorarbeiten für den Bau der A9 wurden in der Nähe des Mördersteins (Pierre du Meutrier) Überreste einer prähistorischen Siedlung aus der Zeit um 4700 v.Chr. entdeckt. Die Region ist also schon sehr lange bewohnt.
Aus dem Bauerndorf aus der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg ein stattliches Weindorf mit über 200 Hektaren Rebbergen und knapp 1500 Einwohnern entwickelt. Die Reben werden von mehr als 40 Betrieben bewirtschaftet. Dazu gehören auch viele spezielle Anlässe über das ganze Jahr verteilt. Das bekannteste ist wohl das Jännu-Fäscht der Treberwurst, die im Spätherbst auf dem Jännu, dem Traubentrester des neuen Weinjahrgangs in einem Brennkessel gegart wird.
Salgesch ist auch Ausgangspunkt für Exkursionen und Wanderungen in den auf der südlichen Rottenseite, wo der Pfynwald liegt. Dieser ist eine der am besten unterhaltenen Naturschutz- und Kulturlandschaft. Der ausgedehnte Föhrenwald steht unter Naturschutz und beherbergt viele Tier- und Pflanzenarten, darunter auch seltene. Und er dient den Salgeschern auch als Naherholungsgebiet von ganz besonderer Qualität.
Um das Gebiet so wenig wie möglich zu belasten, wurde die Kantonsstrasse ganz an die steile Talflanke „hinter“ dem Wald gelegt, und die im Bau befindliche Autobahn A9 soll auf diesem Abschnitt unter der Oberfläche verschwinden. Die Rhône windet sich in vielen Ästen und mit voluminösen Kiesbänken völlig unverbaut durch das Tal, und auch die Bahnlinie führt durch einen Tunnel. Nur der künstliche Kanal der Rhônewerke, welche die Wasserkraft zur Erzeugung von elektrischem Strom benützt, führt - fast - mitten durch dieses sensible Gebiet und erregt heftige Kritik.